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Der Feuerwehrmann

\"FeuerwehrmannMagna-Vorstand Siegfried Wolf glaubte beim Anruf von Fritz Henderson an einen schlechten Witz. Der Chef von General Motors hatte ihm lapidar am Telefon mitgeteilt, den Verkauf von Opel einfach abzublasen. »Wir haben so entschieden«, lautete seine knappe Begründung. Monatelange Verhandlungen, fertiger Vertrag – egal, Henderson hatte es sich im letzten Moment eben anders überlegt. Nur die deutsche Staatshilfe für den Erhalt der Arbeitsplätze hätte er doch noch gerne. Hier wird Brüssel noch ein Wörtchen mitzureden haben.

Auch sonst machte Henderson umgehend Nägel mit Köpfen. GM-Europa-Chef Peter Forster, vom Platzen des Opel-Magna-Deals ebenso überrascht wie Wolf, wurde abgesetzt. Als krisenerprobter Feuerwehrmann springt interimistisch Nick Reilly in die Bresche, ihm eilt ein Ruf als eiskalter Sanierer voraus.

 

Reilly, Absolvent der Cambridge University und ehemaliger Investment-Analyst, ist seit 1975 für General Motors tätig. Mit seiner Familie – drei inzwischen erwachsene Kinder – zog er rund um die Welt. Für Sentimentalitäten hat der 59-jährige Brite nichts übrig. Im Jahr 2000 schloss er als Chef der GM-Tochter Vauxhall in Großbritannien die traditionsreiche Autoproduktion in Luton. Die Botschaft überbrachte Reilly den aufgebrachten Arbeitern, die ihn als »Judas« beschimpften, persönlich. Das Werk konnte er danach allerdings nur mit Polizeischutz verlassen.

Auch in Südkorea scheute er die Konfrontation mit der Belegschaft nicht. 2002 erweckte Reilly den Autobauer Daewoo vom Totenbett. Unter seiner Führung vervierfachten sich die Verkaufszahlen, die Exporte stiegen um 33 Prozent. Ähnliches schwebt den GM-Granden in Detroit wohl auch für Europa vor. Der Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen wurde bereits angekündigt, die Opel-Standorte Kaiserslautern, Bochum und Antwerpen sind akut gefährdet. Die Betriebsräte rüsten schon für den Kampf. Für Opel wird es die letzte Chance sein. Und Nick Reilly ist der Einzige, dem die Rettung noch zugetraut wird.

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