Lunte gerochen
- Written by Karin Legat
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»Du kannst Technik!« war das Motto des heurigen »Girls! TECH UP«. Mitte Oktober hatte das Netzwerk femOVE Schülerinnen mit Interesse an einem technischen Beruf ins Haus der Ingenieure eingeladen.
Fünf von zehn Top-Berufen sind laut der Mathematikerin Michaela Leonhardt künftig im Bereich Technik zu finden – Tendenz steigend. »Die zunehmende Digitalisierung trifft alle Lebensbereiche, Kommunikation ebenso wie Mobilität bis zur Energieversorgung. Und sie lässt neue Berufe entstehen«, betont Leonhardt, Initiatorin der Veranstaltung und Vorsitzende von femOVE. Im Rahmen der zweiten Auflage von »Girls! TECH UP« konnten Mädchen in Jobs von Ingenieurinnen und Technikerinnen schnuppern. Partner 2017 waren A1, AIT, APG, Bosch, Eaton, Kapsch, ÖBB Infra, Verbund und Wiener Stadtwerke sowie TGM, HTL Mödling, HTL Hollabrunn und der Verein Sprungbrett.
Hineingeschnuppert
Insgesamt folgten rund 600 Schülerinnen der Einladung. Einige berichteten lachend, dass der Hauptpreis des Technik-Gewinnspiels, ein A1 Smartphone, ausschlaggebend für ihre Anwesenheit war. Sie hätten noch keine Vorstellung über ihre berufliche Zukunft. Genau dieser Mangel muss laut der Lehrerin einer 2. Klasse Neue Mittelschule beseitigt werden. »Ich unterrichte Mathematik, Physik und Berufsorientierung und möchte, dass die Mädchen schon in der 3. Klasse beginnen, sich ein Bild über ihre berufliche Zukunft zu machen.« Von ihren zwölf Mädchen würden sich sicher drei oder vier für einen technischen Beruf eignen. Wenn Informationen spielerisch vermittelt werden, wäre die Entscheidung leichter, denn Technik ist noch kein naheliegender Mädchenjob. Allerdings, und da wandte sich die Lehrerin an die Wirtschaft: »Wenn Mädchen Lunte gerochen haben, dann sind sie mit Freude dabei.«
Spielerisch vermitteln
Teil des Girls! TECH UP waren Mitmach-Aufgaben wie Löten von Drahtfiguren, Zusammenbau von Schaltkreisen und Aktivieren elektronischer Käfer mittels Lampe und PV-Zellen. Bei APG konnte man Musterstücke von Leiterseilen vergleichen und im Gespräch mit Expertinnen erfahren, was alles zusammenspielen muss, damit lebensnotwendiger Strom transportiert werden kann. Am Stand von Bosch wurden Ideen für künftige Motorsteuergeräte gesammelt. »Wir haben die Mädchen um Anregungen gebeten, was das Auto der Zukunft können muss«, berichtete eine Bosch-Mitarbeiterin. Ganz oben auf der Wunschliste stand das fliegende Fahrzeug. Es gab aber auch realistischere Vorschläge, etwa zur Reduktion von Abgasen durch Treibstoff Wasser oder Biogas.
Alle Aussteller boten Werksführungen und Schnuppertage. Das Thema Lehre fand sich etwa bei Kapsch – der Anteil von Frauen im Lehrbereich steigt kontinuierlich. »Zurzeit sind wir zehn Mädchen bei 35 Lehrlingen. Ich bin im vierten Lehrjahr als Elektronikerin im Bereich IT/EDV, bin im Test Engineering, Research und Development«, berichtete eine junge Dame stolz.
Einen sehr ansprechenden und informativen Stand bot die Mädchenberatungsstelle Sprungbrett. »Zu uns kommen junge Frauen bis 21, die handwerklich technisch interessiert sind. Mit ihnen suchen wir eine Lehrstelle etwa für Mechatronikerin, Metalltechnikerin oder IT-Technikerin und begleiten sie bis zum Lehrabschluss«, sagt Beraterin Barbara Leitgeb, die selbst das TGM, Baustoff & Silikattechnik, absolviert hat. »Wir vermitteln auch Praktika und Exkursionen. Aktuell betreue ich ein Mädchen, das ein Schnupperpraktikum in Glasbautechnik macht.« Firmen werden laut Sprungbrett zunehmend offener und sensibilisiert für Frauenpower.
Für MINT, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, begeistern möchte auch der Verein Science Center Netzwerk. Mit dem EU-Projekt Hypatia arbeiten Schulen, Forschungseinrichtungen und Industriebetriebe mit Gender-ExpertInnen und Jugendlichen auf nationaler und europäischer Ebene zusammen.