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Datenevolution dank David

\"RoadmapZu den rechtlichen Bausteinen für energiebewusstes Verhalten zählt die zuletzt verabschiedete David-Verordnung. Praktische Lösungen für eine smartere Welt werden im Business Solutions Center von IBM in La Gaude gezeigt.

Karin Legat aus Nizza

 

Das Handy wurde vor zehn Jahren überwiegend für Telefonate genutzt. Heute bieten Smartphones ein umfassendes Servicepaket von Navigation über Videos bis hin zur Spielkonsole. In der Energieversorgung zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. »Die smarten Technologien werden den Markt völlig verändern. In zehn Jahren wird die Energieversorgung nicht mehr mit den heutigen Konzepten vergleichbar sein«, blickt Martin Graf, Vorstand der Energie-Control, in die Welt von morgen. Der Markt und die 130 Netzbetreiber in Österreich sind bereit für diese smarte Revolution, von der vor allem die KonsumentInnen profitieren. Mit Smart Meter können sich Kunden zeitnah, einfach und verlässlich über Webportale ihren Energieverbrauch anzeigen lassen. Energiespartipps und Vergleichswerte über einen aussagekräftigen Zeitraum ergänzen die Verbrauchsdarstellungen. Netzbetreiber profitieren durch den Wegfall der manuellen Zähler­ablesung, durch effizientere Prozesse und das Load Management. Smart Meter nutzen auch der Umwelt, denn sie führen zu einem bewussteren Umgang mit Energie und damit zu einer Verbrauchsreduktion. Je nach Einführungsgrad und Zeitraum sind Reduktionspotenziale von 4,6 bis 6,2 Mio t CO2 erreichbar. »Jemand, der weiß, wann er wie viel Energie verbraucht, hat einen Anreiz, sein Verbrauchsverhalten zu ändern und Energie zu sparen«, so Martin Graf. Realität wird das smarte Projekt stufenweise bis 2019. Zu diesem Zeitpunkt sollen 95 % der österreichischen Haushalte mit digitalen Zählern ausgestattet sein. Schon heute helfen erste Projekte privaten Verbrauchern. »Die digitalen Zähler leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der heimischen Energieeffizienzziele«, betont Martin Graf. Mit der David-Verordnung (Datenformat- und Verbrauchsinformationsdarstellungs-VO) wurde Ende September die letzte noch fehlende rechtliche Grundlage für diese smarte Energiewelt geschaffen.

Smart – schlau, schnell, gewitzt?

Smart Home, Smart Thermostat, Smart App, Smart Charging, Smart Grid, Smart Finance … die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Heute schmückt sich nahezu jede Bewegung und jede Geschäftstätigkeit mit smart. Erklären kann das Modewort jedoch nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung. In einer Umfrage von E-Control vor einem halben Jahr gaben nur 6 % an, diesen Begriff zu kennen. »Das Thema ist bei Haushalten, aber auch bei kleinen KMU noch nicht angekommen. Es bedarf umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit«, betont Graf. Großunternehmen seien dagegen besser informiert. »Hier besteht seit mehreren Jahrzehnten die Verpflichtung zu Lastprofilzählern.« Energieeffizienz wird dabei grundsätzlich positiv gesehen, der Datenschutz dagegen vor allem von Datenschützern in Frage gestellt. Laut E-Control sind die Zweifel aber unberechtigt, denn die Datenübertragung erfolgt verschlüsselt und anonymisiert. Eine personalisierte Auswertung soll es nur mit ausdrücklicher Zustimmung geben. Die Daten werden im Intervall von 15 Minuten erhoben und einmal pro Tag an den Betreiber übermittelt. Der Verbrauchswert lässt laut E-Control keinerlei Rückschlüsse auf das Verbrauchsverhalten zu. Diesbezügliche Bedenken unter Kunden sind minimal. »In einer Umfrage haben nur 8 % Datenschutzbedenken geäußert, 71 % sehen keine Gefahr.«

Smarte Euro

An smarten Technologien führt laut Graf kein Weg vorbei, denn erst sie ermöglichen eine neue Qualität und Quantität an Daten sowie zusätzliche Steuerungsmöglichkeiten. Der Kostenfaktor unterstützt Smart Meter. »Errechnet auf Basis internationaler Vergleichswerte betragen die Kosten in Österreich 0,8 bis 1,1 Mrd Euro.« Der direkte monetäre Nutzen von Smart Meter beträgt laut PricewaterhouseCoopers zwischen 355 Mio und 490 Mio Euro. Der indirekte liegt resultierend aus einem geringeren Verbrauch, einem verstärkten Wettbewerb, einem effizienteren Anbieterwechsel und einer Peak/Off-Peak-Verschiebung des Verbrauchs zwischen 1,6 Mio und 2,2 Mio Euro. »Die Branche spricht zwar oft von Kosten von 2,5 Mrd Euro«, bedauert Graf, »das passiert aber nur deswegen, weil auch nicht direkt zugehörige Maßnahmen in das Smart-Paket gerechnet werden, z.B. der Tausch aller Billing-Systeme oder die Errichtung einer neuen Telekommunikationsinfrastruktur.«

Vernetzt und smarter

»Stromkunden werden sich durch Smart Metering weg vom reinen Konsumenten hin zum mündigen Verbraucher entwickeln«, prophezeit Christian Leichtfried, Smart Energy Experte bei IBM Österreich. Was hat IBM mit Smart Meter zu tun, wird sich jetzt der eine oder andere Leser fragen. IBM betreibt in La Gaude bei Nizza seit 1961 ein Forschungszentrum mit den Schwerpunkten Energie und intelligente Lösungen für eine smartere Welt. Zu sehen sind mehr als 100 State-of-the-art Businesslösungen. »Wir unterstützen Versorgungsunternehmen dabei, die Stromnetze digital zu gestalten. Sensoren, Messgeräte, digitale Steuerungselemente und Analyseinstrumente kommen zum Einsatz, um den bidirektionalen Energie­fluss bereichsübergreifend zu automatisieren, zu überwachen und zu steuern. Netzbetreiber können damit ihre Investitionen besser planen, angepasste Tarifmodelle für den Endverbraucher erstellen und grüne Energie optimaler nutzen«, erklärt Leichtfried. Hinauslaufen wird laut IBM alles auf Smart Homes, in denen alle Geräte miteinander vernetzt sind und sich je nach Stromangebot automatisch ein- und ausschalten. »Smart Grid wird aber noch gut zehn Jahre dauern.

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