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Mühsam ist der Weg nach oben

\"AuchRasant ist es im Zuge der Krise am Baumaschinenmarkt bergab gegangen. Jetzt verzeichnet die Branche zwar das zweite Jahr in Folge wieder Zuwächse, das Vorkrisenniveau ist aber noch für lange Zeit in weiter Ferne. Über den Geschäftserfolg der Zukunft entscheiden die Faktoren »Effizienz« und »Dienstleistung«. Und wer flexibel auf die Wünsche der Kunden eingehen kann, hat der Konkurrenz einiges voraus.

Kaum ein anderer Teilbereich der Bauwirtschaft hat unter der Wirtschafts- und Finanzkrise so stark gelitten wie der Baumaschinenmarkt. Mit einem Schlag wurden die Umsätze ab September 2008 regelrecht nach unten geprügelt. Um bis zu 60 % ist der Markt in Europa eingebrochen, in den ehemaligen Boomländern Rumänien und Bulgarien lagen die Rückgänge sogar bei 86 %. Österreich konnte sich ebenso wie Deutschland angesichts dieser paneuropäischen Entwicklung ganz gut halten. Am Höhepunkt der Krise im Jahr 2009 lag der durchschnittliche Umsatzrückgang bei rund 35 %. 2010 ist für die meisten Hersteller dann besser gelaufen als befürchtet.

\"DerVor allem die großen Player sind mit einem blauen Auge davongekommen. Branchengrößen wie Liebherr, Kuhn Baumaschinen oder auch Zeppelin verzeichneten Umsatzzuwächse im mittleren einstelligen Prozentbereich. Auch 2011 hat es eine weitere Erholung gegeben. »Wir blicken auf ein Geschäftsjahr mit Wachstum in allen Bereichen zurück«, berichtet Johann Kreuzberger, Marketing-Leiter bei Liebherr. Friedrich Mozelt, Geschäftsführer von Zeppelin Österreich, spricht von einer »positiven Entwicklung« und Stefan Kuhn, Geschäftsführer von Kuhn Baumaschinen, von einer »spürbaren Erholung«.

Der positive Trend der letzten beiden Jahre kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Vorkrisenniveau noch in weiter Ferne ist. Branchenbeobachter sprechen von einer aktuellen Marktgröße, die in etwa den Jahren 1996/97 entspricht. »Die Krise hat uns sicher um rund zehn Jahre zurückgeworfen«, bestätigt Stefan Kuhn. Und auch 2012 wird es noch zu keiner Umsatzexplosion kommen. »Wir sind zwar auf Wachstum eingestellt, aber aufgrund der anhaltenden Negativschlagzeilen und der damit verbundenen Verunsicherung erwarten wir keine besonders hohen Zuwächse«, sagt etwa Manuel Portner, Business Line Manager für fahrbare Kompressoren und Generatoren bei Atlas Copco. Auch Michael Winkelbauer vom gleichnamigen Maschinenbauunternehmen sieht »2012 vorsichtig optimistisch«. Und auch bei Liebherr, Kuhn, Zeppelin und Volvo wird lediglich ein geringes Wachstum erwartet. Etwas Rückenwind erhofft sich die Branche von der Mawev-Show. Es ist aber damit zu rechnen, dass sich die Investitionen lediglich zeitlich verschieben, zusätzliche Gelder werden eher nicht locker gemacht.

Trends & Herausforderungen

Befragt nach den aktuellen Trends und Herausforderungen ist sich die Branche weitgehend einig: Die Faktoren »Effizienz« und »Dienstleistung« werden über den Geschäftserfolg der Zukunft entscheiden.

\"Komatsu»Effizienz ist das zentrale Thema der Baumaschinenbranche und wird es auch in Zukunft bleiben«, ist Kreuzberger überzeugt. In dieselbe Kerbe schlagen auch die anderen Hersteller und präsentieren im Laufe des Jahres jede Menge neue Modelle, die gleiche Leistung bei weniger Verbrauch versprechen. Noch einen Schritt weiter ist man bei Komatsu, wo man dem Hybridbagger PC200-8 die nächste Generation an Baumaschinen eingeläutet hat. Dabei handelt es sich zwar noch um ein Minderheitenprogramm – zwei Stück wurden bislang in Österreich verkauft, der dritte wird in den nächsten Wochen ausgeliefert –, das Zukunftspotenzial ist aber unbestritten. »Das Interesse steigt. Und in letzter Zeit werden aus vagen Überlegungen auch konkrete Projekte«, berichtet Stefan Kuhn, der sich von der bevorstehenden Einführung der Hybridtechnologie in neuen Fahrzeugklassen einen Schub für den heimischen Markt erwartet.

Einigkeit herrscht darüber, dass mit guten Produkten alleine heute kein Staat mehr zu machen ist. Ohne ein hohes Maß an Service und Dienstleistung geht nichts mehr. Zudem werden Sonderlösungen immer wichtiger, sowohl aufseiten der Hersteller als auch der Zulieferer. »Viele Hersteller wissen, dass wir ein offenes Ohr haben, wenn es um Sonderwünsche für den Endkunden geht. Das Eingehen auf Sonderwünsche und das positive Umsetzen verschafft sicher gehörigen Vorsprung gegenüber jenen Mitbewerbern, die den Kunden nur Standardlösungen anbieten können oder wollen«, ist Michael Winkelbauer überzeugt.

>Die Branche im O-Ton<

Das Archiv ist die Rache der Journalisten an der Politik, hat der verstorbene »ZiB«-Anchor Robert Hochner einmal gesagt. Und tatsächlich lassen sich vor allem bei Politikern immer wieder kurzfristige und nicht nachvollziehbare Sinneswandlungen feststellen. Da werden aus erbitterten Gegnern plötzlich glühende Befürworter, nachzulesen bei Verteidigungsminister Norbert Darabos und seinem ambivalenten Verhältnis zum Berufsheer. Das Archiv kann aber auch zur Bestätigung werden. Im letzten Jahr haben wir die wichtigsten Vertreter der Baumaschinenbranche nach ihren Erwartungen für 2011 befragt. Für diese Ausgabe haben wir dieselben Personen nach dem tatsächlichen Geschäftsverlauf 2011 befragt. Direkt gegenübergestellt zeigt sich, dass die Erwartungen an 2011 sehr realistisch waren und die Prognosen ziemlich genau die Realität getroffen haben.

1.) Was von 2011 erwartet wurde?

2.) Was 2011 tatsächlich brachte?

3.) Und was von 2012 erwartet wird?

Stefan Kuhn, Geschäftsführer Kuhn Baumaschinen

1.) »Aus heutiger Sicht ist nicht davon auszugehen, dass 2011 viel besser wird als 2010. Wir rechnen in Österreich und Osteuropa mit einen leichten Umsatzplus, allerdings von einem immer noch bescheidenen Niveau kommend.«

2.) »2011 hat gut begonnen. Im zweiten Halbjahr ist es aber zu einer deutlichen Abschwächung gekommen. Insgesamt hat es eine leichte Erholung gegeben, aber immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Krise hat die Branche um rund zehn Jahre zurückgeworfen.«

3.) »Der Baumaschinenmarkt befindet sich 2009 auf einem derart niedrigen Niveau, dass mit weiteren Rückgängen nicht mehr zu rechnen ist. Ein signifikantes Wachstum ist aber leider vorerst auch auszuschließen. Der Aufschwung wird wieder kommen, aber das kann dauern.«

Friedrich Mozelt, Geschäftsführer Zeppelin Österreich

1.) »Wir erwarten im Jahr 2011 einen weiteren Umsatzanstieg im hohen einstelligen Bereich. Allerdings sind wir dann immer noch rund 15 % unter dem Niveau von 2008, das zugegeben ein absolutes Superjahr war.«

2.) »Der Baumaschinenmarkt hat sich 2011 positiv entwickelt. Vor allem das Gebrauchtgeschäft zieht wieder kräftig an. Das Niveau von 2007/08 ist aber in weiter Ferne.«

3.)
»Für 2012 rechne ich mit einem stabilen Marktumfeld und einem ähnlichen Niveau wie 2011. Nennenswertes Wachstum ist nicht zu erwarten.«

Johann Kreuzberger, Marketing-Leiter Liebherr

1.) »Das WIFO erwartet bis 2015 ein jährliches Wachstum von 2,2 %. Gleichzeit wird die Bauwirtschaft die Kürzungen im Rahmen der Budgetbegleitgesetze deutlich zu spüren bekommen. Deshalb erwarte ich ein spannendes Jahr, in dem Kontinuität gefragt sein wird.«

2.) »2011 hat uns dank innovativer Produkte und kundenorientiertem Service Wachstum in allen Bereichen beschert. Dabei freut uns vor allem die Produktionssteigerung bei Radladern im Werk Bischofs­hofen.«

3.) »In den Industrieländern rechnen wir mit einer längeren Phase moderaten Wachstums. Große Hoffnungen ruhen auf den starken Schwellenländern. In Österreich müssen wir uns 2012 mit einer Seitwärtsbewegung begnügen.«

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