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»Für jeden Bedarf«

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Ein Interview mit Christian Murhammer, Fertighausverband.

Christian Murhammer, Geschäftsführer Fertighausverband, spricht im Interview über die Erwartungen der Branche an 2011, die wachsende Rolle von Fertigteilen im Objektbau und erklärt, warum Fertighäuser heute nichts mehr mit »Stangenware« zu tun haben.

Report: Wie ging es der Fertighausbranche in den ersten beiden Quartalen 2011?

Christian Murhammer: Die Stimmung bei unseren 22 Mitgliedsbetrieben, die rund 60 % des heimischen Fertigbaumarktes bei Ein- und Zweifamilienhäusern ausmachen, ist durchwegs positiv. Besonders zufrieden zeigt man sich mit den Auftragseingängen im ersten Quartal, das zweite Jahresviertel ist etwas schwächer ausgefallen. Die Konsumentinnen und Konsumenten sind in den letzten Wochen vor dem Hintergrund der Eurokrise etwas zögerlicher geworden. Dennoch geben sich die Unternehmen optimistisch, brauchbare Jahresergebnisse einzufahren.

Jene Unternehmen, die neben dem Einfamilienhausbau auch im Objektgeschäft tätig sind und mehrgeschoßige Wohnhausanlagen, Reihenhäuser und kommunale Bauten errichten, profitieren davon, dass die Projekte, die wegen der Krise aufgeschoben wurden, nun realisiert werden. Das trifft sowohl auf Aufträge von Bauträgern als auch auf Projekte von Kommunen zu.

Report: Bleiben wir beim angesprochenen Objektbau. Welche Rolle spielen dort Fertigteile?  

Murhammer: Die Vorteile der industriellen Vorfertigung von großflächigen Wand-, Decken- und Dachelementen werden in zunehmendem Maß von Architekten, Bauträgern, Wohnbaugenossenschaften und Gemeinden erkannt. Gebaut werden kann im Prinzip für jeden Bedarf und für jeden Bauherrn. Die Liste bereits realisierter Objektbauten ist lang: Feuerwehrhäuser, Gemeindeämter, ein Universitätscampus, Autobahnraststätten und vor einigen Jahren sogar eine Kirche. Von Bauherrn besonders geschätzt werden die hohe Kostentransparenz, das gute Projektmanagement, die rasche Bauzeit und die Qualitätsüberwachung von Produktion und Montage bei den Mitgliedern des Fertighausverbandes.

Auch der Zu-, An- und Aufbau wird in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden Bestandsobjekte an gestiegene Anforderungen angepasst. Sei es der Schulzubau, der während der Sommerferien fertiggestellt werden kann, oder der Dachgeschoßausbau in der Großstadt, der ohne große Belästigung der Anrainer über die Bühne geht.

Report: Laut Trendforscher Matthias Horx ist die Individualisierung einer der Megatrends unserer Zeit. Kann die Fertighausbranche diesem Trend entsprechen?

Murhammer: Früher bedeutete »Fertighaus« das »Haus von der Stange«. Abweichungen vom ausgestellten Typenhaus waren kaum oder nur einem sehr geringen und vorgegebenen Umfang möglich. Hier konnte man die Giebelfarbe variieren, dort den Grundriss leicht verändern. Mit dieser Marketingstrategie könnten die Fertighausfirmen heute nicht mehr überleben. Heute werden Fertighäuser spezifisch geplant und maßgeschneidert. So gesehen bestätigt die Fertigbaubranche den Megatrend zur Individualisierung.  

Report: Viele Hersteller berichten von rückläufigen Stückzahlen beim Einfamilienhausbau, aber steigenden Umsätzen. Werden Fertighäuser einfach teurer oder wird die Ausstattung der Häuser besser?

Murhammer: Ein wenig knüpft diese Frage an die vorige an. Typenhäuser in der niedrigsten Ausbaustufe gingen früher einfach über den Ladentisch. Heute wird zunehmend individuell geplant und in einer höheren Ausbaustufe geliefert, zumeist schlüsselfertig. Das wirkt sich auf den Preis aus. Ein weiterer Grund dafür, dass die Häuser »wertiger« werden, ist die ökologische Komponente. Wärmepumpen, kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung, Solaranlagen und Photovoltaik wirken sich natürlich auf die Errichtungskosten des Hauses aus, auch wenn sie in der Folge Jahr für Jahr enorme Einsparungen bei den Energiekosten bewirken. Um für die Kunden unserer Mitgliedsfirmen die Kosten ein wenig zu senken, gibt es seit 2010 ein Sonderförderprogramm des Klima- und Energiefonds für in Fertighäuser integrierte Photovoltaikanlagen. Eine Verlängerung des Programms für 2012 ist zu erwarten.

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