Freunde fürs Leben
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Ich sag’s Ihnen, es hängt mir schon so zum Hals heraus, wie in diesem Land die Leistungsträger angepatzt werden! Es ist ja schon so weit, dass man als aufrechter und unglücklicherweise höchst erfolgreicher Staatsbürger hier aufpassen muss wie ein Haftelmacher, weil sofort hinter jedem Busch einer rausspringt und einem die weiße Weste dreckig macht! Korruption! Wenn ich das schon höre! Wir sind hier ja nicht an der Costa Nostra, da braucht man doch nicht so schaumschlägerisch mit solchen Kampfbegriffen Jagd auf vernünftige Menschen machen, die ganz normal ihren Amtsgeschäften nachgehen!
Ich mein, was wollen denn diese feinen Herren Korruptionsjäger erreichen mit ihrem Geschrei? Da werden Existenzen zerstört, sag ich Ihnen, solide Existenzen zerspringen wie Bleikristallvasen unter dem medialen Dauerfeuer dieser schmierfinkenden Randalierer! Dabei, und das sag ich Ihnen im Ernst, wir würden schön blöd dastehen, wenn alles so ablaufen würd, wie sich das die weltfremden Gutmenschen auf ihren Zitronengrasfutons so vorstellen! Nichts würd mehr gehen in diesem Land – gar nichts!
Ich mein, da wird man heute bestraft, wenn man fähige Menschen kennt! Jawohl, so ist es, das ist es doch, worauf es hinausläuft! Wenn man so dumm ist und in seinem Bekanntenkreis Wert auf kompetente, blitzgescheite Erfolgstypen legt und sich unverschämterweise mit denen gut versteht, nicht, wenn man mit denen in aller Unschuld, was weiß ich, etwa ein Wochenende in St. Moritz oder auf einer Jacht verbringt – Korruption!! Dabei ist es doch das Natürlichste der Welt, stimmt’s, wenn man sozusagen dem natürlichen Charme der Fähigkeit erliegt! Das ist dann also quasi schon ein Verbrechen, wenn man sich als Alphatier zu anderen Tüchtigen hingezogen fühlt, weil einen die ansonsten nur faul in der sozialen Hängematte herumschmarotzenden leistungsverweigernden Sozialhilfeempfänger nicht so interessieren wie, was weiß ich, ein erfolgreicher, sympathischer Geschäftsmann und Netzwerker mit einstelligem Handicap und rechtschaffen zusammengestiftetem Wochenendhaus in Monaco!
Dabei hat doch jeder was davon in diesem Land! Wer organisiert denn sonst alles für die linkslinken Dauerprotestierer und Vernaderer? Wer schaut denn drauf, dass in diesem Land die Millionengeschäfte laufen wie geschmiert? Wer schafft denn den Wohlstand hier und schaut, dass die Wirtschaft brummt? Wer zahlt denn schlussendlich die Steuern, die der Staat so dringend … Na, Moment, das muss ich anders formulieren ... Ah ja: Was leisten denn die anderen überhaupt, außer dass sie an jedem Eck mit dem Finger auf jeden zeigen, dessen Frisur selbstbewussten Individualismus verkörpert? Richtig: gar nichts!
Ich mein, das liegt doch in der Natur der Sache, dass man gern mit Menschen zusammenarbeitet, mit denen man befreundet ist. Seit wann ist das verboten, bittesehr? Und wenn die dann auch nicht nur super Haberer und Lebensmenschen, sondern, was weiß ich, Immobilienexperten sind oder Banker oder Erben oder Porschefahrer, warum spricht das dann dagegen? Das ist das Normalste der Welt, mein Lieber, das ist schon bei den Tieren so, nicht, wenn da die Gorillas im Nebel herumrennen, da laust erst der eine den anderen, dann kriegt er dafür eine Banane, dafür verscheucht der andere dann die Paviane oder die Krokodile oder die Staatsanwaltschaft … Der Mensch ist ein soziales Lebewesen, da ist es doch normal, dass man zu Menschen, die man kennt, mehr Zutrauen hat! Aber nein! Das darf nicht sein! Da muss man dann jeden Blödsinn ausschreiben und anbieten und mit wild-frem-den, von irgendwoher dahergelaufenen total Unbekannten reden, nur weil die vielleicht zufälligerweise bessere Konditionen anbieten als einer, den man seit Kindesbeinen kennt, mit dem man schon auf den Salzburger Festspielen oder in der Ägäis oder in St. Pauli in der Saunabar war! Eine solche Vertrauensbasis krieg ich doch nie mit einem x-beliebigen Anzugträger z’samm! Ja, ist das normal?
Ich sag’s Ihnen, es ist halt ganz einfach ein Gesetz der Natur. Ja, es tut mir leid, ich weiß, das ist unpopulär, aber es ist meine Meinung: Die Stärksten, Besten und Schlauesten haben sich halt schon immer zusammengetan, nicht wahr – gleich und gleich gesellt sich gern! Und genau das ist all den Neidern, Zukurzgekommenen, Miesmachern und Korruptionsbehauptern immer schon ein Dorn im Aug gewesen. Also wenn das so weitergeht mit dieser Hexenjagd, bittesehr, dann muss auch ich meine Wirtschaftsleistung schweren Herzens bald vollständig auf die Cayman-Inseln auslagern. Ich kenn da wen, der hat dort eine Jacht. Weil: So nicht.