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Kleben statt Nähen

Nadel und Faden der Chirurgen sollen dank eines neu entwickelten medizinischen Klebstoffs bald der Vergangenheit angehören, darauf setzt das Bremer Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM.
Das Vorhaben klingt verwegen: Ein Klebstoff soll Implantate - vom Zahnersatz bis zur Herzklappe - mit körpereigenen Gewebe verschweißen, ohne Naht und in 30 Sekunden. Bisher hat man in der Kieferorthopädie auf Klebstoffe verzichtet. Denn wo es feucht ist, hält nichts auf Dauer. Das Problem bis dato ist jedoch: Hohlräume zwischen Kiefer und Implantat als wahres Eldorado für Bakterien. Der Kleber macht es jetzt dicht.
Anregungen für die Inhaltsstoffe haben sich die Experten von IFAM bei den Miesmuscheln geholt. Mit ihrem evolutionären Klebstoff haften die Meeresbewohner an allen erdenklichen Oberflächen - auch unter Wasser. Grund dafür ist ein Protein, das bereits synthetisch hergestellt werden kann.
Der Kleber ist in der bemannten Raumfahrt auch schon im Einsatz. Laut IFAM Chemiker Robert Rischka wird der Einsatz in der Humanmedizin in fünf bis zehn Jahren alltäglich sein. Eine Zutat fehlt dem Kitt nämlich noch, um den Durchbruch zu schaffen: ein Wachstumsprotein. Synthetisch hergestellt soll es das Wachstum des körpereigenen Gewebes fördern, damit es besonders eng an das Implantat anwachsen kann.
Dieses Projekt, das Stiftzähne und Brücken alt aussehen lässt, wurde beim Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 300.000 Euro prämiert.
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