Einsparungen notwendig
- Written by Redaktion_Report
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Derzeit subventionieren Mobilfunkbetreiber in österreich pro Jahr rund 2,6 Millionen Mobiltelefone mit ca. 200 Euro pro Gerät. Nähmen sie davon Abstand, würden sie etwa eine Milliarde Euro pro Jahr sparen. Die als Folge der EU-Roaming-Verordnung zu erwartenden Gewinneinbußen wären überkompensiert. Trotzdem ist mit einer Abschaffung oder der Subventionen aufgrund des intensiven Wettbewerbs und der subventionsverwöhnten Kunden kurzfristig nicht zu rechnen. Erste Schritte zur Einschränkung sind jedoch bereits gestartet.
Auch eine Erhöhung der Gesprächstarife im Inland ist vor allem wegen der derzeit herrschenden Preisschlacht und der wachsenden Marktanteile der Diskontanbieter eher unwahrscheinlich: Kein Anbieter kann es sich leisten, seine Marktposition aufs Spiel zu setzen. Interessanter ist da schon die Möglichkeit zur Diversifizierung. Neue Produktfelder wie Mobile TV - eine Vergabe der DVB-T-Lizenzen wird noch für dieses Jahr erwartet - oder Mobile Banking sollen künftig stark zum Umsatz beitragen. Das Potenzial neuer Produkte und Services wird von den Betreibern als beträchtlich eingeschätzt. Bleibt die Frage, ob und in welchem Ausmaß die Kunden das Angebot annehmen.
Osteuropa als \"Ausweichmarkt\". Natürlich kann auch die übernahme eines Mitbewerbers den Umsatz erhöhen. Derzeit gibt es in österreich zumindest offiziell aber keine Kandidaten. Eine Expansion ins Ausland - vor allem in die noch wachsenden Märkte Mittel- und Osteuropas - können sich nur die großen Anbieter leisten. Und auch hier gilt: Schnäppchen sind mittlerweile kaum noch zu bekommen. Was bleibt, ist die Möglichkeit, sich je nach regulatorischem Umfeld als virtueller Mobilfunkanbieter im Ausland zu etablieren. In vielen mittel- und osteuropäischen Staaten erreicht die Marktdurchdringung gerade jene 70 Prozent, ab denen der Einstieg für Diskontanbieter ohne eigenes Funknetz interessant wird. Dieser Geschäftsansatz eignet sich auch für kleinere österreichische Anbieter. Er wird - wegen des sehr niedrigen Preisniveaus in österreich - bereits von einigen Unternehmen erwogen. Ein weiterer Vorteil der Region ist, dass es in den meisten Märkten noch keine Diskontanbieter gibt und hier heimische Mobilfunkbetreiber zu Pionieren werden können.
Kompensation nur langfristig möglich. Eine Gemeinsamkeit der zusätzlichen Wachstumsquellen ist, dass sie meist einen mittel- bis langfristigen Zeithorizont haben. Die Effekte der EU-Richtlinie treten jedoch ohne Verzögerung ein und wirken sich fast ohne Abschläge auf das EBITDA aus. Einbußen von sieben bis acht Prozent sind hier zu erwarten. Ein kurzfristiger EBITDA-Verlustausgleich wird somit nur über Kosteneinsparungen und operative Maßnahmen möglich sein.
Vorerst positive Bilanz für Endkunden. Für den Verbraucher sieht die Bilanz zur neuen EU-Richtlinie vorerst positiv aus: Er profitiert von deutlich niedrigeren Gesprächsgebühren mit bis zu minus 50 Prozent im EU-Ausland. Eine mögliche negative Auswirkung auf den Endkunden könnte jedoch eine schlechtere Qualität der Dienste und Services aufgrund von Kosteneinsparungen sein. Ein Manko der Regelung ist in jedem Fall, dass SMS und mobiles Internet nicht von der Verordnung betroffen sind. Auch in Zukunft werden SMS aus dem Ausland daher rund doppelt so viel kosten wie im Inland.
Durch die Umsetzung der EU-Richtlinie wird die zwischenstaatliche Handynutzung innerhalb der Union jedenfalls deutlich steigen. Entsprechend einer Umfrage von Eurobarometer würden 57 Prozent der EU-Bürger ihr Handy bei niedrigeren Preisen im Ausland mehr nutzen. Und ab September können die österreicher in vier ihrer Top-5-Urlaubsdestinationen deutlich günstiger telefonieren. So werden die aktiven Gesprächsgebühren in Italien, dem beliebtesten Urlaubsziel, um 42,1 Prozent sinken, in Deutschland um 51 Prozent, in Spanien um durchschnittlich 25,7 Prozent und in Griechenland um 44,8 Prozent. Zwar sind die Roaming-Tarife für das EU-Ausland schon im Vorfeld des Inkrafttretens der EU-Richtlinie spürbar gesunken, jedoch liegen die Tarife im Schnitt noch immer 11 Prozent (aktiv) bzw. 19 Prozent (passiv) über dem verordneten Niveau.