Menu
A+ A A-

Kein Wunschkonzert

In Zeiten, in denen die wirtschaftliche Verwertbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnis an oberster Stelle steht, hat die Grundlagenforschung einen schweren Stand. Im Gegensatz zur angewandten Forschung, die in konkreten Produkten oder Prozessen Niederschlag findet, ist die Qualität der Grundlagenforschung oft nur schwer zu beurteilen. Das mit Abstand wichtigste Output-Kriterium sind Publikationen in hochrangigen internationalen wissenschaftlichen Organen und deren Beurteilung durch die Scientific Community. Diese bibliometrischen Verfahren zur Qualitätsfeststellung sind aber nicht unumstritten Die Vergleiche zwischen Personen, Institutionen und Fachdisziplinen sind problematisch, da bereits innerhalb einer Disziplin die Publikations- und Zitationskulturen stark variieren können wie Robert M. May in seinem 1997 erschienen Werk \"Scientific Wealth of Nations\" schreibt. Auf einem hohen Aggregationsniveau und über einen längeren Zeitraum betrachtet, lassen sich aber zumindest interessante Trends ablesen.
Diese überlegungen hat der Wissenschaftsfonds FWF zum Ausgangspunkt genommen, um zu analysieren, wie es im internationalen Vergleich um die Position österreichs im Bereich der Grundlagenforschung in den letzten zehn Jahren bestellt ist. Konkret geht es darum, wie die Ergebnisse der österreichischen Forschung international in Form von Publikationen aufgenommen werden.

Die Top-Nationen
An der Spitze des Rankings finden sich die üblichen Verdächtigen. Die USA, Großbritannien, Japan, Deutschland und Frankreich liegen bei der absoluten Anzahl der Publikationen und Zitationen weit voran. Dass ein kleines Land wie österreich hier nicht mithalten kann ist laut FWF wenig überraschend und auch nicht Besorgnis erregend. Deshalb hat man sich auf den Vergleich mit Nationen konzentriert, die über eine vergleichbare Einwohnerzahl und eine vergleichbare wirtschaftliche Leistungskraft verfügen. Doch auch diese geänderten Ausgangsbedingungen verbessern das Ergebnis nicht maßgeblich. österreich findet sich nach wie vor im Mittelfeld. Nur die Mathematik und die Physik haben in dieser Betrachtung zur Weltspitze aufgeschlossen, die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, die Agrar- und Umweltwissenschaften oder die Weltraumforschung sind hingegen weit abgeschlagen. Auch in den Geisteswissenschaften ist der Abstand österreichs zu den Top-Nationen nicht unerheblich. Erfreulich für den FWF ist die Tatsache, dass Publikationen aus FWF-Projekten einen signifikant höheren Zitationswert aufweisen als der österreichische Durchschnitt. Die Zitationswerte der FWF-Projekte liegen sogar etwas über dem Durchschnitt von Top-Nationen wie der Schweiz, den Niederlanden, Schweden oder Finnland.

Schlussfolgerung
Die Untersuchung des FWF hat gezeigt, dass die führenden Wissenschaftsnationen nicht nur in der Gesamtbetrachtung, sondern auch in den einzelnen Disziplinen führend sind. Das spricht laut FWF gegen eine zu starke Konzentration auf bestimmte Disziplinen. Es scheint, dass Exzellenz in einzelnen Bereichen nur über Exzellenz in vielen Bereichen möglich ist. Wodurch sich österreich am stärksten von vergleichbaren Nationen unterscheidet ist die finanzielle Ausstattung der jeweiligen Förderorganisation. Während der FWF über 18,5 Euro/Einwohner verfügen darf, stehen dem niederländischen NWO 31,3 Euro/Einwohner, dem Schweizer SNF 39,5 Euro/Einwohner und der finnischen AKA stolze 45,8 Euro/Einwohner zur Verfügung. Dass auch Ländern mit vergleichbaren Investments Israel höhere Zitationswerte aufweisen als österreich, liegt laut FWF an den Anreizstrukturen von Forschungsstätten. Ob Gugging diese Situation ändern können wird?

More in this category: « Chancen erhöht Sager des Monats »
back to top