Vernetzen und kooperieren
- Written by Redaktion_Report
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Der Medizintechnikboom macht auch vor österreich nicht halt. Davon profitiert auch die österreich-Niederlassung von Philips. »Mit einem Umsatzwachstum von sieben Prozent wachsen wir derzeit schneller als der Markt. Besonders hohe Zuwächse konnten wir bei Computertomografen verzeichnen«, sagt Beate McGinn, Kommunikationsleiterin bei Philips österreich. Global betrachtet kamen im letzten Jahr 25 Prozent des gesamten Konzernumsatzes von 27 Milliarden Euro aus der Medizintechnik. Die Hälfte seines Medizinumsatzes erzielt Philips in Amerika, rund 30 Prozent entfallen auf Europa. Weltweit arbeiten bei Philips 33.000 Personen in über 100 Ländern in der Sparte Medizintechnik, 2006 wurden zwölf Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert. Neben bildgebenden Technologien wie Röntgen, CT, MR, PET und Ultraschall sowie Patientenmonitoringsystemen und Lösungen für Krebs-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sieht Philips auch ein enormes Potenzial in der Analyse und Neugestaltung von Prozessen und Arbeitsabläufen in den einzelnen klinischen Segmenten. Hier werden deutliche Verbesserungen im Sinne einer integrierten Versorgungskette erwartet. »Daraus resultierende Effizienzverbesserungen erlauben einerseits langfristige Einsparungen im Gesundheitssystem und bieten andererseits Wachstumsmöglichkeiten für die Medizintechnikbranche«, sagt McGinn.
Aber nicht nur internationale Konzerne, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen können vom Boom in der Medizintechnik profitieren. »Vor allem dann, wenn sie sich vernetzen, Kooperationen eingehen und Nischen besetzen«, sagt Harald Hochgatterer von der oberösterreichischen Technologie- und Marketinggesellschaft TMG in Ober-österreich, einem Bundesland, das in der Medizintechnik sehr gut aufgestellt ist. Es gibt internationale Leitbetriebe wie Greiner Bio One, Vamed, Fresenius Kabi und Wozabal sowie einschlägige Forschungseinrichtungen wie Profactor, Upper Austrian Research UAR, Biomed und diverse Fachhochschulen und Universitäten. Der oberösterreichische Gesundheitscluster verfügt derzeit über 153 Partnerbetriebe, davon sind 85 Prozent KMUs. Die Schwerpunktfelder liegen aktuell in der Blutdiagnostik, der bildgebenden Diagnostik, der Medizinmechatronik, Medizinmechanik und Medizinelektronik.Wie wichtig der Zusammenschluss zu Netzwerken und Clustern ist, zeigt das Beispiel der Nanotechnologie. In Deutschland arbeiten Wissenschafter der Fraunhofer-Gesellschaft und der Max-Planck-Gesellschaft an bioaktiven Oberflächen für die Medizintechnik der Zukunft. Das ehrgeizige Ziel sind intelligente Oberflächen - etwa auf Analyseröhrchen, die bestimmte Zellen, Bakterien oder Viren aus einer Probe herausfischen und auf Knopfdruck wieder abgeben, oder Implantate, die sich durch bioaktive Oberfächen schnell und dauerhaft mit Knochen, Haut und Gewebe verbinden. Entscheidend für den Erfolg des Projekts ist die Interdisziplinarität. »Bioaktive Oberflächen kann man nur entwickeln, wenn man über den eigenen Tellerrand schaut«, sagt Jean François Lutz. »Wir bei Fraunhofer wissen beispielsweise zu wenig über die Grundlagen. Die sind aber wichtig, denn erst wenn wir die Grundprinzipien wie Molekülerkennung, Proteinadsorption oder Rezeptoradhäsion verstanden haben, können wir gezielt Anwendungen entwickeln.« Im Max-Planck-Institut gibt es genau hierfür Fachleute: Physiker und Chemiker, die die komplexen Interaktionen an den Grenzflächen simulieren und sichtbar machen.