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Event Horizon 2017: Aufbruch in ein neues Energiezeitalter

Bild unten: Ewald Hesse, Grid Singularity, sieht Blockchain-Technologie in zwei Jahren marktreif. Bild unten: Ewald Hesse, Grid Singularity, sieht Blockchain-Technologie in zwei Jahren marktreif. Foto: Report/GSy GmbH/EventHorizon

Im Februar traf sich erstmalig die weltweite Blockchain-Community in Österreich, um Anwendungsfälle und neue Gechäftsmodelle auf Basis der revolutionären Technologie im Energiesektor zu präsentieren. 500 TeilnehmerInnen erlebten eine beeindruckende Inszenierung in den Redoutensälen der Wiener Hofburg. Von Hemma Bieser

Blockchain ist eine neue Technologie, die es den Menschen zukünftig ermöglichen soll, direkt gegenseitig Werte auszutauschen, ohne dabei auf Intermediäre angewiesen zu sein. Im Finanzbereich sind zum Beispiel Überweisungen von Bitcoins, einer Kryptowährung, möglich, ohne dafür das Service einer Bank in Anspruch zu nehmen. Im Energiemarkt können auch kleine, private Produzenten mit der Blockchain ihren selbst erzeugten Solarstrom an ihre Nachbarn oder in einer Peer-Group verkaufen. Dabei brauchen sie keinen Mittelsmann, denn die Transaktionen werden direkt über eine Blockchain wie etwa »Ethereum« verifiziert und abgewickelt. Entscheidend dabei ist, dass das System offen und vollkommen transparent ist.

Beim internationalen Event Horizon 2017 am 14. und 15. Februar haben sich erstmals ExpertInnen und Interessierte in Wien getroffen, um die Bedeutung der Blockchain-Technologie für die Energiewirtschaft zu demonstrieren und zu diskutieren. Im Dachfoyer der Hofburg wurden bereits die ersten Proof-of-Concepts ausgestellt. Ein Konsortium rund um Grid Singularity, die auch die Initiatoren der Konferenz waren, hat die erste Blockchain-Anwendung für ein sogenanntes Mieterstrommodell realisiert. Die Vision von »Key2Energy« ist es, dass jedes Mehrfamilienhaus in jeder Stadt zukünftig selbsterzeugten Solarstrom zu wettbewerbsfähigen Preisen seinen Bewohnern anbieten kann. Dabei wird im Mehrfamilienhaus ein kleiner, lokaler Energiemarkt geschaffen und die lokale Erzeugung dem lokalen Bedarf angepasst. Weitere Partner in dem Konsortium sind Fronius International, die Wiener IoT-Spezialisten Guh, das Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) und die Stadt Wien, Magistratsabteilung Energieplanung (MA 20).

Erste Projekte
Derzeit wird die Entwicklung noch von jungen, innovativen Startups und deren Investoren vorangetrieben. Laut Ewald Hesse, Mitgründer von Grid Singularity, wird die Technologie in zwei Jahren die Marktreife erreicht haben. Die etablierten Industrie- und Energieunternehmen konnten bei der Konferenz einen guten Einblick in die Technologie und die internationalen Entwicklungen bekommen. Erste Projekte sind auch in Österreich in Vorbereitung. Die Wien Energie beteiligt sich gemeinsam mit anderen internationalen Energieunternehmen an einem von dem Unternehmen BTL Group durchgeführten Blockchain-Projekt. BTL wird auf Basis ihrer bestehenden »Interbit«-Handelsplattform ein Pilotprojekt für den Gashandel durchführen. Ziel des drei­monatigen Projektes ist, die Blockchain-Technologie für den Energiehandel zu erproben.

Die TeilnehmerInnen aus 36 Ländern aus fünf Kontinenten erlebten an diesen beiden Tagen eine beeindruckende Vorstellung der Blockchain-Technologie und die Stimmung versprach einen Aufbruch in ein neues Energiezeitalter, das unter der Beteiligung vieler gestaltet wird.


Fakten: Was ist Blockchain?
Die übergeordnete Idee der Blockchain ist es, einen weltweiten Austausch von Werten zu ermöglichen – ohne einen Oberaufseher, komplizierte Verifizierungsverfahren oder Gebühren. Die Idee ist durch die virtuelle Währung Bitcoin entstanden. Sie hat das Potenzial, weit mehr als nur das Finanzsystem zu verändern. Die Digitalisierung, derzeit auch in der Gestalt von Blockchain, sorgt weiter und immer schneller dafür, dass durch Technologie Macht und Kontrolle von zentralen Autoritäten auf die Massen der Anwender und Netzwerke übertragen werden, die sich in Zukunft selber kontrollieren.

»Die Blockchain ist ein digitaler Kontoauszug für Transaktionen zwischen Computern, der jede Veränderung genau erfasst, sie dezentral und transparent auf viele Rechner verteilt speichert. Damit ist die Information nicht (oder nur mit ungeheurem Aufwand) manipulierbar und verifiziert.« Quelle: Johannes Kuhn, Sueddeutsche Zeitung.

Gute Erklärvideos gibt es auf Youtube unter #Blockchain, #Ethereum.


Blockchain-Technolgie in der Anwendung weltweit – auf diese Unternehmen sollten Sie achten
1. M-PAYG:
Das dänische Unternehmen hat sich die »Demokratisierung« von Energieversorgung in Entwicklungsländern vorgenommen. Über Micropayment und mobile Energie-Transaktionen – ähnlich wie bei einer Überweisung von Geld – wird Menschen der leistbare Zugang zu Energie aus Solaranlagen auf Basis von Kryptowährung ermöglicht. M-PAYG nutzt die Blockchain-Plattform Ethereum.
www.mpayg.com

2. OneUp Company: Ähnlich wie Uber bei Fahrtendiensten will die niederländische Softwareschmiede OneUp mit ihrem White-Label-Modell »POWR« die Energiewirtschaft umkrempeln. Dezentrale Erzeugung und Verbrauch von Strom werden direkt zwischen Anlagenbetreibern, Prosumern und Konsumenten gehandelt. Aus den Vertragsbeziehungen einer »alten, zentralisierten Energiewelt« werden »smarte« Übereinkünfte. Zielgruppe der Blockchain-Technologie sind Energieversorgungsunternehmen.
www.oneup.company 

3. Bankymoon: Das südafrikanische Fintech-Unternehmen will Afrikanern, die weder Bankverbindung noch einen regelmäßigen Zugang zu Strom haben, den Energiekonsum mit einer Verrechnungslösung auf Basis von Bitcoin oder anderen Kryptowährungen erleichtern. Die Software- und Consulting-Spezialisten setzen auf Smart Meter, die manipulationssicher auch in kleinen Einheiten Strom bei Sofort-Bezahlung liefern.
http://bankymoon.co.za

4. BTL Group: BTL bietet Blockchain-Lösungen für Unternehmen in unterschiedlichen Bereichen, speziell jedoch im Finanz-, Energie- und Gamingsektor. Die Firma mit Standorten in Vancouver und London hat Prototypen entwickelt, die das Potenzial ihrer »Interbit«-Plattform demonstrieren, einer blockchainbasierten Technologie für Zahlungsverkehr, Settlementprozesse und Assethandel.
http://btl.co

5. Slock.it: Das deutsche Startup baut bereits seit 2015 an einer »Economy of Things« und verbindet sichere Blockchain-Prozesse mit der physischen Welt von Tür- und Fahrradschlössern – jeglichen »smarten« Objekten. Auch hier ist die zentrale Idee, auf Dritte bei Vertragsabschlüssen, Bezahlung und Authentifizierung verzichten zu können – beispielsweise bei der Vermietung von Wohnungen und Fahrrädern.
http://slock.it

6. LO3 Energy: Hinter dem »Brooklyn Microgrid« steckt das US-Unternehmen LO3 Energy. Eine Kombination aus Microgrid-Control-Lösung und der Blockchain-Technologie macht es möglich, dass Betreiber von Photovoltaik­anlagen auf Dächern in Brooklyn den überschüssigen Strom in das bestehende lokale Netz einspeisen und eine Vergütung von ihren Nachbarn als Abnehmer erhalten. New York möchte in einer eigenen Energiestrategie die Energieversorgung der Stadt neu ausrichten, um unter anderem die Anfälligkeit gegenüber Umweltkatastrophen minimieren zu können.
http://lo3energy.com

7. NRGCoin: Lastspitzen aus erneuerbaren Energien und Strombedarf auf Verbraucher- und Netzebene zu akkordieren, hat sich NRGCoin vorgenommen. Der Handel und Transport von Strom soll über die Landesgrenzen hinweg global demokratisiert werden. »Das ist der passende Zugang für unsere vernetzte Gesellschaft«, heißt es.
www.nrgcoin.org

Last modified onMontag, 20 März 2017 14:33
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