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Wirtschaftsfaktor Windkraft

Links: Das größte je gebaute Windgetriebe war auf der »WindEnergy Hamburg 2016« zu sehen. Das Getriebe von Winergy wiegt 86 Tonnen und hat ein Eingangsdrehmoment von rund 10.000 Kilonewtonmeter. Links: Das größte je gebaute Windgetriebe war auf der »WindEnergy Hamburg 2016« zu sehen. Das Getriebe von Winergy wiegt 86 Tonnen und hat ein Eingangsdrehmoment von rund 10.000 Kilonewtonmeter. Foto: WindEurope/Messe Hamburg

Die weltweit größte Windkraftmesse fand im September in Hamburg statt. Zahlreiche Firmen zeigten: Windkraft ist eine Exportgröße auch in Österreich.

Der traditionelle Messestandort Husum war zu klein geworden, der Jahrestreff der europäischen Windkraft-Industrie wurde heuer in Hamburg abgehalten. Die Industrievereinigung WindEurope begrüßte bei strahlendem Sonnenschein Ende September mehr als 30.000 Teilnehmer in der Hansestadt. Parallel zur »Wind Energy« wurde die Konferenz »WindEurope Summit« abgehalten, auf der ebenfalls nicht gekleckert wurde. 50 verschiedene Arbeitsgruppen, 300 Vortragende aus der Industrie, Organisationen und dem öffentlichen Bereich, und eine große Bandbreite an Diskussionen mit technischen, wirtschaftlichen und politischen Schwerpunkten prägten das Programm. »Wir haben zum ersten Mal die Konferenz in Zusammenarbeit mit dem Messepartner in Hamburg ausgetragen«, spricht Giles Dickson, Geschäftsführer von WindEurope, von einer gelungenen Premiere und er erinnert: Noch ist die Branche ein Exportschlager für die europäische Wirtschaft (siehe Interview).

Bei einem Empfang der heimischen Interessensvertrtetung IG Windkraft am Rande der Messe zollte Heinz Walter, Delegierter der Wirtschaftskammer Österreich in Berlin, den heimischen Ausstellern Respekt. 1400 Aussteller aus 34 Nationen waren heuer auf der Messe vertreten. Österreichische Firmen aus der Zuliefer- und Dienstleistungsbranche sowie Betreiberfirmen und Planungsbüros haben die Messe besucht, um Neuheiten der Branche zu erfahren und neue Geschäfte anzubahnen. Rund 25 Stände von österreichischen Unternehmen, zum Teil auch in einem von der Außenwirtschaft Austria organisierten Gruppenstand, waren auf der Leitmesse präsent. »Auch wenn in Österreich kein ganzes Windrad hergestellt wird, so gibt es doch kaum einen Teil eines Windrades, der nicht auch in Österreich produziert wird«, bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Mehr als 170 Firmen beschäftigen sich in der Zuliefer- und Dienstleistungsbranche der Windenergie. 2015 hatte ein Drittel dieser Firmen bereits ein Umsatzvolumen von mehr als 750 Millionen Euro vorzuweisen. Einige dieser Firmen sind Weltmarktführer in ihrer Sparte.

Die Windenergie ist weltweit auf dem Vormarsch. Trotzdem ist Europa dabei, den Anschluss zu verlieren, warnen ­WindEurope und IG. »Sichere und klare Rahmenbedingungen sind die Grundvoraussetzung in ganz Europa«, betont Moidl: »Auch bei uns in Österreich. Daher muss die kleine Ökostromnovelle endlich umgesetzt werden und eine stabile Zukunftsperspektive für die Windkraft schaffen.«

Windkraft weltweit

Ausbau 2015: 63 GW
Investitionen 2015: 110 Milliarden Euro
Windkraftleistung 2015: 433 GW
Wachstumsrate: 17 %
Arbeitsplätze 2015: 1,1 Millionen
Stromanteil 2015: 4 %


O-Töne aus der Branche

»Die Windindustrie hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem gro­ßen Industriezweig entwickelt«, erzählt auch Stefan Schafferhofer, Leiter der Business Unit Windenergie von ELIN Motoren. »Elin konnte sich dabei als wesentlicher Player am Markt etablieren und liefert seine Generatoren in viele Länder weltweit. In Österreich wurde bis jetzt kaum wahrgenommen, dass die Zulieferindustrie der Windbranche sehr stark vertreten ist und ein großes Exportvolumen jedes Jahr umsetzt.«

»Klimawandel und Energiewende sind Themen, die uns seit Jahren beschäftigen«, sagt Frank Steinhaus, Manager Sales des Bereichs Renewables & Drives von SKF. »Vor allem nach den Atomkatastrophen und dem stetigen Bangen, dass das Öl knapp wird, ist erneuerbare Energie als innovative und teils autarke Alternative gefragter denn je. SKF hat die Zeichen der Zeit sehr früh erkannt. Mit hoher Einsatzbereitschaft hat man sich den neuen Herausforderungen bereits in den Neunzigerjahren gestellt. Damals wurden Windkraftanlagen noch belächelt. Heute hat sich das Bild gewandelt. Es weht kräftig im Bereich alternativer Energiequellen. Der Standort Steyr hat speziell für Windkraftgeneratoren ein Sortiment von Hybridlagern entwickelt. In Judenburg fertigt SKF Dichtungen, die auch im Wind­energiebereich eingesetzt werden. In Eu­ropa befinden sich derzeit die erneuerbaren Energien in einem schwierigen Marktumfeld. Es ist zu hoffen, dass der europäische Heimmarkt den erworbenen Vorsprung nicht leichtfertig aufgibt.«

Bernhard Peintner, Head of Wind Cranes bei Palfinger Marine: »Die Windenergiebranche boomt und dementsprechend wird das Jahr 2016 das beste Jahr für den Windkran-Bereich der Palfinger Marine GmbH. Unsere Kran- und Hebelösungen für den Einsatz in Offshore-Windparks sind sehr gut nachgefragt. Das Auftragsbuch ist gut gefüllt und der weitere Ausblick sehr vielversprechend. Der Grundstein dafür wurde bereits 2001 gelegt. Damals haben wir nämlich das Thema Windenergie als Geschäftsfeld definiert und seit damals bearbeiten wir diesen Markt mit einem spezialisierten Team mit Basis in Österreich plus einem Hub in Dänemark. Es wäre äußerst vielversprechend, wenn man für die derzeit noch überschaubare österreichische Windzulieferindustrie ähnliche Rahmenbedingungen wie im Automobilzulieferbereich schaffen würde.«

»Wir sind stolz darauf, nun schon seit vielen Jahren Marktführer für Automatisierungslösungen im Windenergiebereich zu sein. Einen wesentlichen Anteil unseres Umsatzes erwirtschaften wir bereits in dem Bereich«, berichtet Bernhard Zangerl, Geschäftsführer von Bachmann electronic und ergänzt: »Mit Sorge verfolgen wir die negativen Entwicklungen in Europa im Bereich der erneuerbaren Energien. Wir sind zwar international in vielen Ländern vertreten, nicht übersehen sollte man aber, dass ein funktionierender Heimmarkt auch für die Zulieferindustrie von großer Bedeutung ist. Für unser Unternehmen sind die Rahmenbedingungen in Österreich von essentieller Bedeutung, damit wir unsere Führungsposition am Weltmarkt behalten und ausbauen können.«

Windkraft in Österreich

Ausbau 2015: 323 MW
Investitionen 2015: über 530 Mio. Euro
Windkraftleistung 2015: 2,4 GW
Wachstumsrate: 15 %
Arbeitsplätze 2015: rund 5.500
Stromanteil 2015: 8,7 %

 

Last modified onMontag, 21 November 2016 13:45
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