Milliardenmarkt Energieeffizienz
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Energieeffizienz ist ein weltweit wachsender Markt – ein Konjunkturprogramm für die Energiebranche. Das globale Finanzvolumen wird auf 245 Milliarden Euro im Jahr geschätzt, Tendenz steigend. Das Effizienzpotenzial ist noch lange nicht erschöpft.
Von Karin Legat
Energieeffiziente Maßnahmen bilden einen prosperierenden Markt – für jene, die von energieeffizienten Maßnahmen profitieren, für jene, die neue Produkte und Projekte entwickeln und dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und letztlich auch für jeden, der Energieeffizienz als Veranlagungsinstrument sieht. »Die allgemeine Verzinsung im Finanzbereich ist derzeit sehr niedrig«, zeigt Günter Simader, Leiter Center Energiemonitoring bei der Österreichischen Energieagentur, auf. Der Markt für nachhaltige Geldanlagen wächst daher seit Jahren. In den 80er-Jahren wurden erste Öko-Fonds aufgelegt, um Recyclingtechnologien und die Entwicklung von Umwelttechnologien zu fördern. Ende 2013 erreichten nachhaltige Investitionen in Österreich laut dem Forum Nachhaltige Geldanlagen ein Volumen von 7,1 Mrd. Euro, was einem beachtlichen Wachstum von 27 % in nur einem Jahr entspricht. Die Finanzbranche geht von einer weiterhin hohen Marktdynamik aus.
Energie-Einblick
Zwei Drittel des ökonomisch erreichbaren Potenzials zur Senkung des Energieverbrauchs etwa in der Industrie sind laut Internationaler Energieagentur noch nicht ausgeschöpft. Damit könnte bis 2035 mehr Energie eingespart werden, als der weltweite Verbrauch an Erdöl ausmacht. »In vielen Ländern ist Energieefffizienz wieder in den Blickpunkt gerückt«, erklärt Simader. Dieser Technologiebereich im Energiesektor betrifft alle Branchen und alle Staaten. Die IEA hat in ihrem letzten Energy Efficiency Report einen Blick auf die Situation rund um den Globus geworfen. In den USA haben Energieeffizienzstandards etwa dazu beigetragen, dass Neuwagen heute eine 17%ige Effizienzsteigerung aufweisen. China beweist sich nach wie vor als der größte Markt für energieeffiziente Beleuchtung weltweit. Mit Januar 2015 ist dort ein neuer Standard für Grünes Bauen in Kraft getreten. Vorgegeben werden Richtlinien für Design, Bau, Betrieb und Rating grüner Gebäude. Für mehr Expertise im Green-Building-Bereich strebt das chinesische Bauministerium nach einer engen Kooperation mit ausländischen Partnern. Energieeinsparung ist auch Thema in Indien. Das Bureau of Energy Efficiency hat seit 2002 mehrere umfassende Energieeffizienzprogramme umgesetzt. Korea setzt vor dem Hintergrund, dass 74 % seiner Wohngebäude älter als 15 Jahre sind, auf Gebäudeenergiezeichen und Zertifikate. Für Neubauten gelten Pflichtenergiesparpläne. Energieeffizienz für Gebäude ist auch in Irland ein Schwerpunktthema der Umweltpolitik – dort gelten »Better Energy«-Programme. Die Niederlande zeigen einen anderen Weg, wie Energieeffizienz vorangetrieben werden kann. Das Land ist geprägt von hohen Energiepreisen, das motiviert zu Energieeffizienz.
Vermeiden, Verschieben, Verbessern
Der Transportsektor steht bei Energieeffizienz in vorderster Reihe. Die IEA-Analyse zeigt ein großes Potenzial für Energieeffizienz in Schwellenländern außerhalb der OECD. Durch mehr Effizienz und die Entwicklung städtischer Transportsysteme könnten 150 Mrd. Euro Treibstoffkosten eingespart werden. Mehr als drei Viertel der weltweit verkauften Autos müssen heute bereits Effizienznormen einhalten. Anzunehmen ist daher, dass die Nachfrage nach Öl im Transportwesen nur um ein Viertel steigt, obwohl sich die Anzahl der PKW und LKW weltweit bis 2040 mehr als verdoppeln wird.
Made in Austria
Mit dem seit Jänner geltenden EEffG erfolgt eine neue Herangehensweise an die Energiepolitik. Georg Benke, e7: »Bisher stand primär der forcierte Einsatz erneuerbarer Energieträger im Mittelpunkt, um CO2 zu sparen. Nun wird auch die Verbrauchsvermeidung stärker thematisiert.« Energielieferanten müssen nachhaltige Einsparungen im Umfang von 0,6 % des jeweiligen Vorjahresumsatzes nachweisen, 40 % davon direkt bei Haushalten. Dazu Ernst Brandstetter von Oesterreichs Energie: »Von der Energieeffizienz profitieren jene Verbraucher, die grundsätzlich ihre Energie effizient einsetzen und daher auch weniger bezahlen müssen.« Zu Energiesparmaßnahmen verpflichtet ist auch der Bund. Günter Simader nennt zwei entscheidende Schritte: die Ökodesignrichtlinie, in deren Rahmen die ineffiziente Glühbirne abgeschafft wird, sowie die Gebäuderichtlinie, durch die bis 2020 Nearly-Zero-Energy Buildings zum Standard werden. Simader verweist auch auf das Programm der Österreichischen Energieagentur. »Mit dem klimaaktiv-Programm versuchen wir, die Endkunden zu erreichen und Informationen zur Verfügung zu stellen.« Und er nennt die ecoGator-App, die App des Jahres 2014. »Im Rahmen von myEcoNavigator wird sie in zehn europäischen Ländern zur Verfügung gestellt. Sie liest im Geschäft die Daten am Energielabel direkt mit der Handykamera ein, klärt Kunden über die Effizienz des Gerätes auf und berechnet die jährlichen Stromkosten.«
Zitate
Georg Benke, e7: »Nun wird auch die Verbrauchsvermeidung stärker thematisiert.«
Günter Simader, Energieagentur: »Das EEffG ist ein guter Motivator für Energieeffizienz.«
Jonas Puck, Academic Director MBA Energy Management, WU Wien: »90 % der weltweiten Energien am Markt sind fossil. Es bedarf daher einer effizienten Nutzung dieser Ressourcen. Allein mit Renewables ist die Energiewende nicht zu schaffen.«
Für die Praxis
Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist wichtiger Teil der Energiewende. Entscheidend ist aber die Energieeffizienz bestehender Ressourcen. Dafür braucht es ein erfolgreiches Energiemanagement. Zahlreiche Lehrgänge helfen dabei.
ie Zeit der fossilen Energie ist vorbei. Jede Veranstaltung, die Informationen über dieses Phänomen liefert, ist ein Beitrag zur Energiewende«, zeichnet Univ.-Prof. Jonas Puck, Academic Director des MBA Energy Management an der WU Wien, ein Bild des Ausbildungsbereiches Energiemanagement. »Mit den aktuellen Technologien lässt sich die Energiewende nicht schaffen – es bedarf einer effizienten Nutzung der heutigen Ressourcen.« Die hohe Nachfrage nach Energieeffizienz-Lehrgängen bestätigt Quality Austria. »Die Ausbildung zum Energiebeauftragten sowie die Bereiche Energiemanagement und -technik werden stark genutzt. Unsere Lehrgänge Umweltmanager und Energieauditor sind ausgebucht«, informiert Axel Dick, zuständig u.a. für Business Development Umwelt und Energie. Die hohe Nachfrage nach dem Lehrgang »Interner Energieauditor« erklärt er mit dem neuen EEffG. Große Unternehmen müssen ja seit Jahresbeginn externe Energieaudits durchführen, ein zertifiziertes Energie- (ISO 50001), Umweltmanagementsystem (ISO 14001 oder EMAS) oder ein gleichwertiges Managementsystem einführen. (Bericht zum EEffG, Energie Report 06-2014) »Es besteht erheblicher Informationsbedarf«, so Dick. »Bei uns erfahren Unternehmen, wie interne Energieaudits systematisch durchgeführt und Ergebnisse im internen Auditbericht dokumentiert werden. Einsparpotenziale werden erkannt, gesetzliche Anforderungen umgesetzt und Rechtssicherheit und Compliance werden gesichert«, informiert er und spricht das Thema Inhouse an, bei dem Quality Austria bei Unternehmen vor Ort schult. »Dadurch können wir zielgerichteter auf die firmenspezifische Situation eingehen.«
Vermeiden, Verringern, Steigern
»In der Theorie ist Energieeffizienz in vielen Unternehmen vorhanden, es scheitert aber oft an der Umsetzung. Erst mit den richtigen Tools wird der oft hohe Energieverbrauch sichtbar«, zeigt Petra Lackner, Programmleiterin »klimaaktiv energieeffiziente betriebe« bei der Österreichischen Energieagentur auf und verweist auf Lehrgänge von klimaaktiv und jene der eigenen Academy. »Die Lehrgänge von klimaaktiv sind technologiespezifisch. Wir informieren die TeilnehmerInnen, die zu 90 % bereits als EnergieberaterInnen tätig sind, über Effizienzmaßnahmen z.B. in den Bereichen Druckluft-, Dampf- und Kältesysteme.« Die AEA Academy, gegründet 2014, bietet Schulungen zum Umfang der Energieaudits nach EEffG. »Wir besprechen mit Unternehmen unter anderem, was erhoben werden muss, wie der Betrieb profitiert und was in den Bereichen Gebäude, Prozesse und Transport zu beachten ist.« Das Schulungsangebot der AEA Academy umfasst darüberhinaus MitarbeiterInnen-Motivation rund um Energie und Mobilität, die Ausbildung zum Energiemanager und das Spannungsfeld Energiemarkt. Die AEA organisiert ebenfalls Schulungen vor Ort.
Mit dem Energieführerschein sensibilisiert »die umweltberatung« Wiener Jugendliche bereits früh für Energiekenngrößen, -abrechnung, Klimaschutz und energiesparende Mobilität.
»Unsere Lehrgänge Umweltmanager und Energieauditor sind ausgebucht. Abhängig von den Trainerkapazitäten bieten wir weitere Lehrgänge an«, so Axel Dick, Quality Austria.