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Abhängig vom Ausland

(Foto: photos.com) Österreich wird, laut E-Control-Vorstand MArtin Graf, nie zur Gänze energieautark sein. (Foto: photos.com) Österreich wird, laut E-Control-Vorstand MArtin Graf, nie zur Gänze energieautark sein.

2012 sind die heimischen Energieimporte auf 17,3 Milliarden Euro gewachsen. Nahezu zwei Drittel des Energiebedarfs werden aus dem Ausland gedeckt. Die Importabhängigkeit Österreichs liegt bei 61,6 Prozent im Vergleich zu 53 Prozent der EU(27)-Länder. Energieimporte sind unausweichlich – aber in welchem Ausmaß?

2012: Die österreichischen Energieimporte steigen um 10,7 Prozent. Der Energieverbrauch hat sich seit 1970 verdoppelt. Diese Fakten können nicht geändert werden. Was es anders zu gestalten gilt, ist die Energiezukunft. Diese muss für Martin Graf, Vorstand der Energie-Control, von Energieeffizienz geprägt sein. »Das Energieverbrauchswachstum darf sich nicht wie bisher parallel zur Entwicklung des BIP entwickeln. Wir müssen sorgsamer mit Energie umgehen.« Mit der richtigen Energiepolitik ist laut E-Control bis 2050 eine Halbierung des Energieverbrauchs möglich. Unter optimalen Rahmenbedingungen kann der Marktanteil Erneuerbarer auf 85 Prozent gehoben werden. »Es muss aber auch klar sein, dass der weiter wachsende Energieverbrauch zusätzliche Kraftwerke erfordert«, so Graf. Hauptaugenmerk liegt bei Erneuerbaren, ergänzend werden thermische Anlagen nötig sein, etwa hocheffiziente erdgasbetriebene Kraftwerke. »Wir werden als österreichischer Staat nie zu jeder Sekunde im Jahr energieautark sein«, betont er. »Länder­übergreifender Stromtransport ist vielleicht ohnehin effizienter als isolierte Stromnetze«, ergänzt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, kritisiert aber in diesem Zusammenhang den EU-weiten Energiemarkt. »Dieser ist alles andere als frei. Sonst wären die erneuerbaren Energie längst die billigste Technologie der Stromerzeugung.« Laut Ilse Schindler, Abteilungsleiterin Industrie & Energieaufbringung im Umweltbundesamt, sind die Stabilisierung des Bruttoinlandsverbrauches und des Endenergieverbrauches dringend erforderlich, »um Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz zukünftig zu gewährleisten«.

>> Drei Säulen gegen das Ausufern <<

Energieeffizienz steigern, Energie sparen, erneuerbare Energien ausbauen: Das ist Österreichs Antwort auf das Ausufern der Stromimporte. »Für Energieeffizienz und Energieeinsparung müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen noch geschaffen werden. Im erneuerbaren Bereich zeigt das Ökostromgesetz, dass stabile Bedingungen positive Entwicklungen der Branche erreichen können«, meint der IG Windkraft-Chef.
Noch ist Österreich einer der stromintensivsten Staaten in Europa. Bislang konnten die Energieverbrauchszuwächse nicht reduziert werden. Es hat zwar ein Plus bei Photovoltaik, Wind und Kleinwasserkraftwerken gegeben, aber »damit kann der Mehrverbrauch nicht kompensiert werden«, betont Martin Graf. »Von den beiden wichtigsten fossilen Energieträgern, Öl und Gas, werden nur 6 bis 8 bzw. 10 bis 12 Prozent des Verbrauches im Inland gefördert. Der Rest wird importiert«, ergänzt Ilse Schindler. Österreich­ fördert keine Steinkohle, hat aber über die Stahlindustrie und die verbliebenen Kohlekraftwerke einen nennenswerten Kohleverbrauch.

>> E-Rise <<

Mit modernen Verkehrs- und Wärmetechnologien wie Elektromobilität und Wärmepumpe gewinnt Strom in Zukunft an Bedeutung. Bis 2020 wächst die E-Fahrzeugflotte laut Oesterreichs Energie auf eine Viertelmillion. Als Substitutionsenergie beim Individualverkehr tritt dann Strom anstelle von Öl und Gas. »Derzeit sind wir elektrizitätsmäßig in einer angenehmen Situation. Wir haben in Österreich und in Mitteleuropa eine Überkapazität im Strombereich.« Aber wie lange noch? Größere Anlagen zum Ausgleich der Volatilität der Erneuerbaren brauchen Zeit in der Errichtung. Das muss heute schon berücksichtigt werden. Ein Umdenken fordert Graf auch in der Förderpolitik. »Derzeit ist eine Dauerförderung vorgesehen. Das kann nicht Zielsetzung sein. Gaskraftwerke beispielsweise, die wir für den Ausgleich der Volatilitäten von Sonne und Wind benötigen, werden unwirtschaftlich.« Moidl ergänzt: »Die Förderung der Kohlestromerzeugung in Europa, allein durch den nicht funktionierenden CO2-Handel, muss umgehend beendet werden. Zuallererst muss aber die Effizienz gesteigert werden. Erste Schritte gibt es schon, u.a. mit der Passivhaustechnologie oder im Kfz-Bereich mit der NOVA.« Nicht nur Graf geht das zu langsam. »Ohne massive Anstrengungen bei der Energieeffizienz und beim Energiesparen ist eine rasche Energiewende nicht umsetzbar. Die Energiewende bedarf massiver Anstrengungen in diesen Bereichen. Jedes Jahr, das tatenlos verstreicht, ist ein verlorenes Jahr«, betont Stefan Moidl. Martin Graf bringt ein Beispiel aus dem Bauwesen. »Die heutige Sanierungsrate von einem Prozent bedeutet, dass in 100 Jahren der gesamte Gebäudebestand einmal modernisiert wird. Wir fordern endlich die Erhöhung auf drei Prozent und wir fordern umfassende Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Bereich Energieeffizienz.«

ENERGIEBEDARF: Österreich importiert zwei Drittel des Energiebedarfs (April 2013). Laut Josef Plank, Präsident Erneuerbare Energie Österreich, liegt das am rasant steigenden Einsatz fossiler Energien (Prognose + 50 % in 20 bis 25 Jahren).
[Quelle: Renergie]

ENERGIEIMPORTE IN EUROPA: 2011 lag die Importabhängigkeit Österreichs bei der Energieversorgung laut Statistik Austria bei 69,5 Prozent. Der Durchschnitt der EU-27-Länder lag 2011 bei 53,84 Prozent.
[Quelle: http://epp.eurostat.ec.europa.eu]

 

Last modified onDienstag, 25 Juni 2013 17:34
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