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Wirtschaftsfaktor Trinkwasser

(Foto: photos.com) Trinkwasser taugt jetzt auch zum Stromerzeugen. In Chrudim, Tschechien, eröffnete die Energie AG Oberösterreich mit ihrer Wassergruppe nun das erste Trinkwasserkraftwerk. (Foto: photos.com) Trinkwasser taugt jetzt auch zum Stromerzeugen. In Chrudim, Tschechien, eröffnete die Energie AG Oberösterreich mit ihrer Wassergruppe nun das erste Trinkwasserkraftwerk.

Bereits seit zehn Jahren ist die Energie AG mit ihrer Wasser Gruppe in Tschechien aktiv. Mit dem ersten Trinkwasserkraftwerk im südböhmischen Chrudim sieht das Unternehmen ein Vorzeigeprojekt in Sachen Energiewende realisiert. Doch während der Anschlussgrad an die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung immer höher wird, geht der Wasserverbrauch in Tschechien stetig zurück.

Tschechien ist eigentlich unser Heimmarkt«, so Leo Windtner, Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich. »Mit einem Umsatz von rund 131,3 Millionen Euro sind wir ein Schwergewicht in Tschechien und fühlen uns hier auch wohl.« Mit ihrer Wasser Gruppe ist die Energie AG bereits seit zehn Jahren am tschechischen Markt tätig. Als Anbieter von Dienstleitungen und Services entlang der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ist die Energie AG Bohemia in etwa 1.000 Gemeinden und Verbänden vertreten. In Chrudim, Ostböhmen, hat die Energie AG nun das erste Trinkwasserkraftwerk Tschechiens in Betrieb genommen. Die Energie AG-Tochter VS Chrudim hat das Wasserwerk, das in die nahegelegene Wasseraufbereitungsanlage Slatiňany-Monaco  integriert ist, modernisiert und nun als Betreiberin übernommen. Besitzerin des Werks bleibt weiterhin die kommunale Gesellschaft VAK Chrudim a.s.  »Dieses Betreiber- bzw. Konzessionsmodell ist in Tschechien im Gegensatz zu Österreich weit verbreitet«, so Pavel Linzer, Geschäftsführer der Energie AG Bohemia. »Während die Infrastruktur der Anlage im öffentlichen Eigentum bleibt, werden der Betrieb und die Instandhaltung auf Basis eines langfristigen Konzessionsvertrages von einem privaten Unternehmen übernommen. Der Betreiber zahlt eine Nutzungsgebühr und hebt auch den Wasserpreis ein.«

>> Energiewende ohne Megaprojekte <<

Der Wirkungsgrad des Kraftwerkes wurde durch die Modernisierung von 30 auf 70 Prozent erweitert. Der erzeugte Strom wird zu einem Drittel direkt in der Wasseraufbereitungsanlage genutzt, der Rest wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. »Chrudim ist als Beispiel einer kombinierten Lösung sicherlich eine Vorzeigeregion«, so Windtner. »Wir werden die Energiewende nicht mit huge capacities schaffen, denn die haben wir vor allem auch in Österreich schon ausgebaut. Vielmehr werden wir auf kleinere Werke umsteigen müssen und in der Vielzahl der Opportunitäten die Möglichkeiten für Entwicklung nutzen.« Ein weiteres Trinkwasserkraftwerk wird derzeit am Standort der VAK Beroun in den Anlagen Praskolesky und beim Hochbehälter Beroun in Beroun, Mittelböhmen, geprüft und evaluiert.

>> Rückgang des Wasserverbrauchs <<

In den letzten Jahrzehnten ist der Wasserverbrauch der Tschechischen Republik stark zurückgegangen. Dabei kompensiert auch der immer bessere Anschluss der Haushalte ans Trinkwassernetz diesen Rückgang nicht. Während der Wasserverbrauch in Tschechien in den vergangenen 20 Jahren um 54 Prozent gesunken ist, ist der Anschlussgrad an das Trinkwassernetz um 9,9 Prozent auf 93,1 Prozent gestiegen.  Auch der Anschlussgrad an die Kanalisation liegt mittlerweile bei etwa 82 Prozent und soll noch weiter steigen. »Ein Grund für den Rückgang des Wasserverbrauchs ist, dass die Leute aufgrund der Wirtschaftskrise sparen«, erklärt Pavel Linzer. »Doch die Krise ist eher in den Köpfen der Menschen, denn die harten Zahlen sagen etwas anderes«, meint Linzer weiter. Außerdem sei der Wasserverbrauch aufgrund der schrittweisen Absiedelung der Schwerindustrie aus Tschechien sehr stark gesunken.

>> Anstieg des Wasserpreises <<

Der Trinkwasserpreis ist in Tschechien aufgrund der Gliederung der staatlichen Verwaltung in kleinere unabhängige Einheiten, sogenannte Kreise, erheblichen regionalen Unterschieden unterworfen. Durchschnittlich beträgt die Gebühr für einen Kubikmeter Wasser jedoch umgerechnet etwa 1,28 Euro. In Österreich liegt die Gebühr für dieselbe Menge Trinkwasser mit rund 1,52 Euro eigentlich höher als im Nachbarland, allerdings ist der monatliche Durchschnittslohn in Tschechien mit etwa 1.000 Euro wesentlich geringer als hierzulande, wo durchschnittlich 2.290 Euro eingestreift werden. Der Anstieg des Wasserpreises der letzten Jahre liegt in Tschechien deutlich über der Inflation und auch der Trend zeigt kein Ende dieser Entwicklung.

>> Erneuerungsbedarf <<

Der Wasserpreisanstieg hängt vor allem mit dem Erneuerungsbedarf der Infrastruktur und der Einhaltung der EU-Regelungen zusammen. Die infrastrukturelle Anbindung an die Wasserversorgung wurde in der ehemaligen Tschechoslowakei schon seit den 1960er-Jahren stark ausgebaut, da im Rahmen der Planwirtschaft große, zentrale Wasserversorgungssysteme für die Großindustrie und die Entwicklung von Ballungsgebieten errichtet wurden. Die relativ gute, jedoch alte Ausstattung der Wasserversorgungs- und Aufbereitungsinfrastruktur muss nun durch laufende Investitionen erneuert und erweitert werden. Weiters steigt der Wasserpreis durch die EU-Regelung zum sozial verträglichen Preis weiter an. Denn solange der Preis unter 2 Prozent des Durchschnittseinkommens eines durchschnittlichen Haushaltes liegt, erhält die tschechische Wirtschaft weiter EU-Förderungen und muss dafür bestimmten Bestimmungen zur Erneuerung der Infrastruktur entsprechen. »Es macht also kaum Sinn, Wasser zu sparen, da 80 Prozent der Wassergebühr Fixkosten für die Finanzierung der Systeme und der Aufbereitung sind«, so Linzer.

 

Land am Strome – Österreich und sein Wasser

Ein Blick auf die weltweiten Wasserressourcen zeigt: Auf globaler Ebene existiert keine Ressourcenknappheit. Ein Problem liegt vielmehr auf regionaler Ebene, denn nicht jedes Gebiet hat einen geeigneten Zugang zu Trinkwasser. In Österreich werden insgesamt nur 3 Prozent des vorhandenen Potenzials an Wasser tatsächlich genutzt. Der Großteil des österreichischen Wassers fließt stromabwärts in Flüssen und Bächen ins Ausland weiter oder versickert als Abwasser oder Niederschlag im Boden. Jedoch geht das Wasser durch den natürlichen Kreislauf von Niederschlag und Verdunstung prinzipiell nie wirklich verloren. Das Trinkwasser hierzulande stammt zu 50 Prozent aus Quellen, zu 49 Prozent aus Grundwasser und zu 1 Prozent aus Oberflächenwasser. Aufgrund der generell sehr guten Qualität der Wasservorkommen in Österreich muss das Trinkwasser nur in seltenen Fällen aufbereitet werden. In den meisten Ländern der Welt besteht ein wesentlich schlechterer Zugang zu Trinkwasser oder nur Zugang zu Wasser von geringerer Qualität. Die somit notwendige Aufbereitung des Wassers vor dem Verbrauch lässt die Gebühren für Trinkwasser steigen. Der Transport überflüssigen Wassers aus ressourcenreichen Gebieten in die Mangelregionen scheint nicht rentabel. So wäre beispielsweise ein Export von Österreich nach Spanien, das v.a. aufgrund des landwirtschaftlichen Bedarfs mit großen Wasserproblemen zu kämpfen hat, kaum wirtschaftlich – deshalb fließt das überschüssige Wasser hierzulande einfach ungenutzt weiter.

Last modified onDienstag, 28 Mai 2013 13:46
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