Verborgene Schönheit

Fährt man ein in die Boka kotorska, die Bucht von Kotor, hat man noch einige Kilometer der gewundenen Küstenstraße vor sich, bevor man sein Ziel erreicht: Kotor, die Stadt, die dieser Region ihren Namen gibt. Beim Anblick der atemberaubenden Schönheit dieser als Unesco-Welterbe geschützten Landschaft fällt der weitere Reiseweg aber nicht mehr schwer. Umrahmt von bis zu 1.900 Meter hohen Karstgebirgen schlingt sich der südlichste Fjord Europas mit seinem tiefblauen Wasser weit ins Landesinnere Montenegros hinein. Tief drinnen im hintersten Winkel der Bucht liegt die Stadt Kotor. Gelegen am Fuße des Hochgebirges Lovcén, hat die mediterrane Stadt durch ihren natürlichen Hafen direkten Zugang zum adriatischen Meer. Diese Besonderheit verschaffte Kotor im Laufe der Geschichte vor allem unter der Herrschaft Venetiens eine bedeutende Rolle im internationalen Handel und als Stützpunkt der k.u.k.-Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg. Die Mischung aus geschichtsträchtiger Altstadt, zeitgenössischem Flair und Naturerlebnis macht den Reiz dieses montenegrinischen Küstenstädtchens aus.

Durch die verwinkelten Gässchen Kotors weht der Hauch der Geschichte. Die zahlreichen Gotteshäuser der Stadt stammen aus den unterschiedlichsten Epochen und erzählen mit ihren verschiedenen Baustilen, Fresken und Altären von den vergangenen Zeiten der Stadt. So stehen sich zum Beispiel auf dem Piazza Greca eine der ältesten sowie die jüngste Kirche der Stadt gegenüber: die Kapelle Sveti Luka aus dem 12. Jahrhundert und die Kathedrale Sveti Nicola, die Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Die vielen imposanten Gebäude im Barockstil, wie der Grigurina-Palast oder der Pima-Palast, zeugen noch von der Macht der noblen venezianischen Familien.

>> Pizza, Pasta, Pljeskavica <<

Auch im kulinarischen Angebot Kotors lässt sich noch der ehemalige venezianische Einfluss auf die Stadt erkennen. Auf dem Speiseplan vieler Restaurants stehen vorwiegend typisch italienische Gerichte wie Pizza und Pasta und an jeder Ecke der Stadt gibt es leckeres Gelato zu kaufen. Doch auch die Liebhaber der regionalen Küche kommen nicht zu kurz: Saftige Cevapcici und Pljeskavica werden zum Beispiel im Café und Restaurant Scorpio gegenüber der Lukaskirche serviert. Bei abendlicher Livemusik und einem kühlen Bier kommt hier entspannte Atmosphäre auf. Gleich um die Ecke liegt das Fischrestaurant Cesarica. Wer gern Meeresfrüchte isst, sollte hier die gegrillten Kalamari probieren. Im Restaurant Scala Santa am Platz der Poeten gibt es um etwa 40 Euro eine Fischplatte nach Art des Hauses für zwei Personen, die locker auch drei Personen sättigt.

In den Bars und Cafés herrscht am Abend reges Treiben. Meist spielt sich das Geschehen aufgrund der warmen Temperaturen aber auf der Straße vor den Lokalen ab. Die laute Musik verstummt mit der Sperrstunde um ein Uhr nachts. Wer dann noch weiterfeiern möchte, kann sich in der Disco Maximus, die sich in den Mauern der Stadt befindet, austoben. Der vierstöckige Tanztempel fasst 4.000 Menschen und beherbergte schon weltbekannte DJs wie David Guetta. Zwar sind sie Preise seit der Euroeinführung im Jahr 2002 teilweise aufs Doppelte angestiegen, trotzdem gilt Montenegro immer noch als ein günstiges Reiseland. 

>> Bucht und Berge <<

Die dicken Stadtmauern, die das Städtchen schon seit Jahrhunderten beschützen, ziehen sich hinter der Stadt hinauf auf den Hausberg San Giovanni. Der schweißtreibende Aufstieg zur gleichnamigen Festung in über 200 Metern Höhe wird durch einen wunderschönen Ausblick über die Altstadt und die Bucht von Kotor sowie auf die umliegenden Gebirge entlohnt. Auf zwei Sandstränden und einem Steinstrand kann man mit Blick auf die Berge und die Bucht entspannen. Nach einem ausgiebigen Sonnenbad kann man sich in der Bucht abkühlen, denn trotz der vielen Schiffe, die vor Kotor anlegen, ist das Wasser hier relativ sauber. Größere Strände am offenen Meer, wie Jaz oder Plavi Horizonti, sind mit dem Auto oder dem Bus in etwa 30 Minuten zu erreichen.

>> Warmer Herbst <<

Von den Osteuropäern, vor allem den Serben und Russen, als Urlaubsort schon länger geschätzt, entwickelt sich Kotor auch immer mehr zum Magneten für Touristen aus Westeuropa. In den Sommermonaten ist der Küstenort sehr gut besucht. Mehrmals wöchentlich legen Kreuzfahrtschiffe, Yachten und kleine Segelboote im Hafen an. Vor allem Tagestouristen kommen, um Kotor zu besichtigen. Wer die kleine Hafenstadt lieber abseits des Trubels erleben will, sollte Anfang Herbst für einen Besuch auswählen. Zu dieser Zeit haben die großen Touristenströme die Bucht bereits verlassen und es kehrt wieder etwas Ruhe in der Stadt ein. Das Wetter ist mit einer durchschnittlichen Maximaltemperatur von etwa 26 Grad im September und etwa 21 Grad im Oktober noch sehr angenehm warm.

>> Urlaubstipp für Aktive: Nationalpark Durmitor

Der Durmitor-Nationalpark liegt im Norden Montenegros. Das etwa 40.000 Hektar große Bergmassiv zählt zum Unesco-Weltnaturerbe. Im Winter ein beliebtes Skigebiet, ist das Durmitorgebirge im Sommer ein interessantes Ziel für Wanderfreunde und Naturliebhaber. Mit knapp 50 über 2.000 Meter hohen Berggipfeln und 17 Gletscherseen bietet sich eine beeindruckende Kulisse für Wanderungen, Mountainbike- und Klettertouren. Rund 60 Kilometer ausgeschilderte Wanderwege  beinhalten sowohl anspruchsvolle als auch leichtere Routen. Ebenfalls im Nationalparkgebiet befindet sich die größte Schlucht Europas – die Tara-Schlucht. Die Rafting-Touren und Floßfahrten in dem 93 Kilometer langen und an manchen Stellen bis zu 1.300 Meter tiefen Canyon sind ein unvergessliches Erlebnis.

INFO:  www.montenegro.travel