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BIM macht Schule

Foto: Multifunktionshalle mit direkter Verbindung zum Grünraum. Foto: Multifunktionshalle mit direkter Verbindung zum Grünraum.

Die AHS Ettenreichgasse in Wien Favoriten wird derzeit von Solid architecture ZT GmbH saniert und erweitert. Das BIM-Pilotprojekt der Bundesimmobiliengesellschaft liefert wertvolle Erkenntnisse für den zukünftigen, großflächigen Einsatz von BIM. Ein erster Zwischenbericht.

2018 gewann das Solid architecture Team den offenen Architekturwettbewerb und wurde von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) mit den Generalplanerleistungen beauftragt. Neben der Schaffung eines Zubaus für eine multifunktionale Halle und zeitgemäße Räume für die Ganztagsbetreuung umfasst das Projekt den teilweisen Abbruch eines Gebäudeflügels sowie dessen Aufstockung um zwei Geschoße für Unterrichtsräume mit zugehörigen Lernzonen. Der verbleibende Bestand wird durch gezielte Eingriffe im Inneren an die Bedürfnisse aktueller Unterrichtsformen angepasst sowie die gesamte technische Gebäudeausrüstung auf aktuellen Stand gebracht.

BIM-Pilotprojekt

Die Vielschichtigkeit und die Prämisse »Alltagstauglichkeit« dieses Bauvorhabens waren wesentliche Entscheidungsfaktoren für die BIG, das Projekt im Zuge der Vorentwurfsphase zu einem BIM-Pilotprojekt zu machen: Architektur, Tragwerksplanung und TGA sollen entsprechend den Vorgaben des Auftraggebers vollständig im Open-BIM Verfahren abgewickelt werden. Die daraus resultierenden Erkenntnisse sollen dazu beitragen, die bereitgestellten Anforderungen und Werkzeuge für Bauherren und Planungsbüros im Umgang mit BIM hinsichtlich Praxistauglichkeit weiter zu entwickeln.

Als Ausgangsbasis wurden von der BIG eine laserscanbasierte Punktwolke und das daraus generierte dreidimensionale Bestandsmodell zur Verfügung gestellt. Parallel dazu wurden in den AIA (Auftraggeber Informationsanforderungen) und den Leistungsbildern die BIM-basierten Leistungen und der Open-BIM-basierte Planungsablauf definiert.

Die beteiligten Planungsbüros arbeiten in ihrer jeweiligen Planungssoftware an ihren eigenen Fachmodellen. Für die regelmäßig stattfindenden Koordinationssitzungen werden die Modelle in das vereinbarte Open BIM Austauschformat IFC exportiert. Diese Daten werden für die Sitzungen in einer Prüfsoftware auf geometrische und inhaltliche Abweichungen verglichen – die dafür erforderlichen Prüfroutinen wurden ebenfalls durch die BIG definiert. Die so einvernehmlich erstellten Fehlerprotokolle werden im BCF-Format an die Planungsbüros verteilt und dort abgearbeitet. Dieser Planungs- und Koordinationsablauf soll, soweit wie möglich, in die Werkplanung der ausführenden Gewerke übernommen werden.

Als baubegleitender Kontrollmechanismus ist geplant, jeweils nach Abschluss der Phasen Rohbau, Innenausbau mit TGA sowie Fertigstellung einen neuen Laserscan zu erstellen, um Abweichungen in der tatsächlichen Ausführung zu erkennen und zu beheben, oder um das Bestandsmodell anzupassen, um am Ende ein As-Built Modell zu erhalten.

Fokus Betrieb

In die Zukunft gedacht wird beim Umgang mit den in den Fachmodellen enthaltenen nicht-geometrischen Informationen – numerische oder textliche Eigenschaftswerte –, die an ein Bauteil oder einen Raum gekoppelt sind. In den AIA und dem BAP der BIG wurden die zu liefernden Eigenschaftswerte bereits definiert und damit für eine Nutzung durch das BIG Facility Management aufbereitet. Deswegen werden auch Informationen gesammelt, die für den Betrieb wichtig sind, über den für die Planung notwendigen Bedarf aber hinausgehen. So fließen auch detaillierte Geräte- und Typenangaben in das finale Bestandsmodell ein.

Die Verwaltung dieses Datenhaushaltes stellt für Planungsbüros eine weitere Herausforderung dar. Durch die Vielzahl an Informationen, die den Bauteilen zugeordnet werden, beschränkt sich Planung nicht mehr auf Zeichnen und Erfassen, sondern generiert eine Datenbank, in der jede Änderung mit Bedacht und Überblick ausgeführt werden muss. Bereits ab der Entwurfsphase ist damit eine weitaus größere Planungstiefe notwendig als in einer konventionellen Planung – nach Meinung der Architekten ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Das Solid-Team profitiert dabei von der räumlichen Nähe des Bürostandortes zur A-Null Bausoftware GmbH, deren MitarbeiterInnen bei Fragen auch kurzfristig Unterstützung leisten.

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