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Gegen den schlechten Ruf

Foto: Auch der Unterbau der »Schwimmenden Gärten« am Donaukanal besteht aus Beton. Die Betonträger der Firma Oberndorfer wurden mit dem Schiff vom Alberner Hafen angeliefert. Foto: Auch der Unterbau der »Schwimmenden Gärten« am Donaukanal besteht aus Beton. Die Betonträger der Firma Oberndorfer wurden mit dem Schiff vom Alberner Hafen angeliefert.

Beton wird regional hergestellt, ist wertbeständig, sicher, speicherfähig und zu 100 Prozent wiederverwertbar. Dennoch eilt dem Baustoff in der breiten Bevölkerung nicht der allerbeste Ruf voraus. Zu Unrecht, wie die Branche wenig überraschend findet und deshalb eine groß angelegte Informationskampagne gestartet hat.

Hässliche Plattenbauten werden als »Betonburgen« bezeichnet, bei jeder Bodenversiegelung ist vom »Zubetonieren« die Rede. Selbst im Fußball steht »Beton anrühren« für eine in der Regel unansehliche Abwehrschlacht einer hoffnungslos unterlegenen Mannschaft.

Dabei ist der Baustoff viel besser als sein Ruf. Um das zu zeigen, hat die heimische Betonbranche eine groß angelegte Informations- und Aufklärungskampagne gestartet. »Allzu oft wird Beton auf den CO2-Fußabdruck bei der Zementerzeugung reduziert oder als Synonym für generelle Bautätigkeit verwendet«, erklärt Gernot Brandweiner, Geschäftsführer des Verbandes der österreichischen Beton- und Fertigteilwerke (VÖB).

Selbst der auch im aktuellen Wiener Wahlkampf häufig vorgetragene Vorwurf des »Zubetonierens« hat mit dem viel gescholtenen Baustoff nur wenig zu tun. »Eine Anfrage bei der Stadt Wien hat ergeben, dass nur fünf Prozent der Bodenversiegelung mit Beton erfolgt, der Rest entfällt auf Asphalt«, erklärt Christoph Ressler Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton.

Vorzüge von Beton

Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung kann Beton auch einen wesentlichen Beitrag zum klimagerechten Bauen leisten. So attestieren selbst Kritiker der thermischen Bauteilaktivierung enormes Potenzial für nachhaltiges Kühlen und Heizen von Gebäuden. »Über die Ökobilanz eines Gebäudes entscheidet nicht allein die Wahl des Baustoffes, sondern vielmehr die Art der Energieversorgung«, erklärt Claudia Dankl, stellvertretende Geschäftsführerin der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), und ergänzt, warum Beton fälschlicherweise meist schlechter abschneidet: »Bei der Bewertung der Klimarelevanz fehlt leider viel zu oft eine gesamtheitliche Sichtweise. Die Ökobilanz stellt sich ganz anders dar, wenn der komplette Lebenszyklus eines Gebäudes von durchschnittlich 100 Jahren betrachtet wird.« 

Weniger bekannt als die Bauteilaktivierung ist der Einsatz von Beton im Kampf gegen städtische Hitzeinseln. »Hier arbeiten wir intensiv mit Forschungseinrichtungen zusammen, um den Baustoff noch zielgerichteter dort einzusetzen, wo er dem Klima und der Umwelt nutzt – zur Kühlung von Gebäuden und Stadtvierteln, als Grundfläche für Fassadenbegrünungen, Betonbeläge mit hellen Oberflächen oder Betonrinnen für wassergeführte Kühlzonen«, so Brandweiner. Aktuelle Beispiele für zukunftsweisende Betonanwendungen in der Stadt sind der kürzlich eröffnete Cooling Park im 6. Wiener Gemeindebezirk oder das Tragwerk der »Schwimmenden Gärten« am Donaukanal.

Und auch in Sachen Recycling und Kreislaufwirtschaft hat Beton seine Vorzüge. Beton kann aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften nach dem Abbruch und der Aufbereitung zu 100 Prozent wiederverwendet werden, wodurch der Abbau »neuer« Rohstoffe wie Sand, Kies und Schotter vermieden wird. »Recyclingbeton hat somit einen wichtigen Anteil an einem ressourcenschonenden Materialkreislauf in der Bauwirtschaft«, so Ressler.

Zahlen & Fakten Betonwirtschaft (2019)

Umsatz: 2 Milliarden Euro

Beschäftigte: 7.000

Wertschöpfungsmultiplikator: 2,95

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