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Die ehrgeizigen Ziele der Zementindustrie

Foto: VÖZ-Vorstandsvorsitzender Rudolf Zrost (r.) und Geschäftsführer Sebastian Spaun freuen sich bei leicht sinkender Produktion über einen höheren Jahresumsatz der acht österreichischen Zementwerke. Foto: VÖZ-Vorstandsvorsitzender Rudolf Zrost (r.) und Geschäftsführer Sebastian Spaun freuen sich bei leicht sinkender Produktion über einen höheren Jahresumsatz der acht österreichischen Zementwerke.

Klimaneutral bis 2050 – so lautet das Ziel der europäischen Zementindustrie, das sich zu 100 % mit dem der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) deckt. Dafür wurden in den letzten zehn Jahren rund 400 Millionen Euro investiert. 2019 war ein durchwachsenes Jahr: Die Produktion war rückläufig, der Umsatz ist aber gestiegen. Und die Investitionen blieben unverändert hoch.

Als Beitrag zur Umsetzung des »European Green Deal« hat die europäische Zementindustrie eine Roadmap mit konkreten Zielen und Handlungsoptionen vorgelegt. »Wir wollen bis 2050 die Emissionen entlang der Wertschöpfungskette von Zement und Beton auf null reduzieren. Wir sind davon überzeugt, dass wir das schaffen«, erklärt Rudolf Zrost, Vorstandsvorsitzender der VÖZ. Bis 2030 sollen bereits 40 % der CO2-Emissionen in der Wertschöpfungskette eingespart werden.

Vorbild Österreich

Rund 400 Millionen Euro investierte die österreichische Zementindustrie in den vergangenen zehn Jahren in den Umwelt- und Klimaschutz. Damit ist die Branche zweifacher Weltmeister: »Wir emittieren bei der Herstellung am wenigsten CO2 pro Tonne Zement. Und im weltweiten Vergleich haben wir in Österreich den Einsatz von Kohle, Öl und Gas am meisten zurückgedrängt: Mit etwa 80 Prozent Ersatzbrennstoffen führen wir das internationale Ranking mit Abstand an. Und drittens haben wir einen niedrigen Klinkeranteil von knapp 69 Prozent in unserem Zement – denn das Brennen des Zementklinkers ist ja der Prozessschritt, bei dem das CO2 anfällt«, so Rudolf Zrost.

Österreich ist international ein Vorbild, bestätigt auch Sebastian Spaun, VÖZ-Geschäftsführer: »Wir haben einen weiteren bedeutenden Vorsprung, um den uns andere beneiden: Wir haben in Österreich mit den Zyklonvorwärmeöfen die neueste Technologie flächendeckend im Einsatz, mit der wir die entstehende Abwärme konsequent nutzen.«

Österreichische Zementindustrie – Bilanz 2019

Die österreichische Zementindustrie erzielte im Jahr 2019 bei einem leichten Rückgang der Produktion ein Plus im Umsatz: Die acht Zementwerke in Österreich produzierten 2019 mit 5,23 Mio. Tonnen Zement um 0,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Jahresumsatz erhöhte sich um 3,1 Prozent auf 445,1 Mio. Euro. Stolz sind Zrost und Spaun auf die anhaltend hohen Investitionen der Zementwerke: Die Anlageinvestitionen sind 2019 ausgehend vom hohen Vorjahrsniveau noch einmal um fast fünf Prozent gestiegen und betrugen 75,2 Mio. Euro, wiederum ein historischer Höchststand. Das Investment in Klima- und Umweltschutzmaßnahmen ist mit 33,8 Mio. Euro auf anhaltend hohem Niveau.

»Die österreichische Zementindustrie ist in puncto Umweltschutzmaßnahmen und niedrigste Emissionen international nach wie vor die unangefochtene Nummer 1«, so Zrost. Die absoluten CO2-Emissionen sind um 2,8 Prozent zurückgegangen.

Hartes erstes Halbjahr 2020

Das erste Halbjahr 2020 war für die heimische Zementindustrie turbulent: Durch das Coronavirus wurden von einem Tag auf den anderen alle Baustellen – und damit auch die Zementproduktion – gestoppt. Mittlerweile zeigt sich die Branche jedoch wieder optimistisch, begonnene Projekte werden fortgeführt. »Wir freuen uns über die Investitionsbereitschaft in den Infrastrukturbereich, jedoch macht uns die angespannte Budgetsituation von Ländern und Gemeinden Sorge«, meint Spaun.

In puncto Klimaschutz braucht es Weitsicht und visionäre Ansätze: »Ganz oben auf der Agenda stehen Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung, hier kann unsere Branche viel beitragen. Unsere Produkte müssen auch so intelligent und effizient wie möglich eingesetzt werden. Heizen und Kühlen durch thermisch aktivierte Bauteile ist beispielsweise längst in der Baubranche angekommen und wird bereits im sozialen Wohnbau eingesetzt«, so Spaun. Ein Knackpunkt für die Zukunft ist die Carbonatisierung von Beton. Beton wirkt wie ein CO2-Schwamm, wenn der Baustoff der Luft ausgesetzt ist, bindet er CO2 dauerhaft ein. »Knapp ein Viertel des bei der Zementherstellung erzeugten CO2 wird im Lebenszyklus wieder eingebunden – in Summe ist das eine große CO2-Senke«, so Spaun.

Rohstoff CO2

Der Startschuss für den nächsten Meilenstein in puncto Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft fiel erst vor wenigen Tagen. Lafarge entschied gemeinsam mit OMV, Verbund und Borealis eine Zusammenarbeit für die Abscheidung und Nutzung von CO2. Bei dem Pilotprojekt »Carbon2ProductAustria« (C2PAT) wird CO2 aus der Zementherstellung abgeschieden und zum wertvollen Rohstoff für neue Produkte, beispielsweise hochwertige Kunststoffe. Diese können am Ende ihres Lebenszyklus wieder als Brennstoff eingesetzt werden – so wird CO2 im Stoffkreislauf genutzt! Bis 2030 will das Konsortium den jährlichen Ausstoß des Zementwerks Mannersdorf in Niederösterreich von 700.000 Tonnen CO2 mithilfe von grünem Wasserstoff zu neuen Produkten verarbeiten. Diesbezüglich erweist sich die Zementindustrie erneut als Innovationstreiber.

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