Wer mietet, spart
- Written by Linda Benkö
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Zahlreiche Helferlein erleichtern das Leben auf der Baustelle und tragen dazu bei, die einzelnen Arbeitsschritte effizienter abzuwickeln – vom kleinen Werkzeug bis zu großen Maschinen. Dabei zeigt sich: Wer mietet statt besitzt, kann richtig Geld sparen. Und die Baustellen werden zunehmend digital – vom flächendeckenden Einsatz von Smartphones bis zum »Prinzip Uber« bei der Entsorgung.
Heutzutage könnte man mit nur minimalster eigener Ausrüstung ein Bauvorhaben beginnen und auch zu Ende führen, sieht man einmal von den Baustoffen und Baumaterialien ab. Denn das meiste, was auf einer Baustelle benötigt wird, lässt sich mieten oder ausleihen. Das macht auch Sinn, denn kaum eine Baustelle gleicht der anderen. »Jede Baustelle ist anders«, bestätigt Michaela Fedl, Geschäftsführerin des in Wien, Niederösterreich und Burgenland tätigen Unternehmens WIN-Bau. Aber jedes Bauunterfangen benötigt eine Vielzahl an unterschiedlichsten Ausrüstungen, Montagehilfsmitteln, Verbrauchsstoffen und Zubehör, damit alle Vorgänge reibungslos ablaufen. Neben dem logistischen, finanziellen und zeitlichen Aufwand wird auch in der Bauwirtschaft immer mehr »Just in time« verlangt. Kein Bauunternehmen will sich für alle Eventualitäten rüsten und den Werkzeug-, Geräte- und Maschinenbestand unnötig in die Breite ausdehnen, da dies bei geringen Deckungsbeiträgen kaufmännisch nicht zu vertreten wäre. Was den kleineren Baubetrieben recht ist, ist den großen nur billig: Die Schweizer Implenia-Gruppe, die neben der Schweiz auch in Deutschland, Norwegen, Schweden und eben Österreich aktiv ist – die Produktionsleistung 2016 lag bei rund 3,32 Milliarden Schweizer Franken –, kooperiert häufig mit Subunternehmen. Bei der Ausstattung und Ausrüstung greifen diese wiederum konsequenterweise auf lokale Lieferanten zurück, sagt Unternehmenssprecherin Francesca Romano.
Streng genommen wird zwischen Baustelleneinrichtung und Baustellenausstattung unterschieden, wobei Letzteres in der Fachwelt als Bestandteil von Ersterem verstanden wird. Wer jemals, etwa als sogenannter »Häuslbauer«, vor die Herausforderung gestellt war, zu überlegen, was alles für die Ausführung der Bauleistung benötigt wird, kann gut nachempfinden, welche Dimensionen größere Bauaufträge annehmen können. Das beginnt bei der Ausstattung für die dringlichsten Bedürfnisse, Baustellenabsperrungen, sicherheitstechnischen Einrichtungen, Beleuchtungen, geht über Bagger, diverse Kettengehänge, Kräne, Hebebühnen und endet bei Schutzbekleidung und Schutzbauten – in Abhängigkeit der Größe und Art des Bauvorhabens sowie der Möglichkeiten für den Einsatz von Baumaschinen oder der vorhandenen Versorgung mit Medien wie Wasser, Strom, Entwässerung und der Länge der Bauzeit bzw. der Saison mit den dabei erforderlichen Einhausungen etc.
Mobil Erleichterung finden
Wer kennt sie nicht – Blickfang jedes Baugeländes –, die strategisch günstig drapierten grünen oder türkisfarbenen Boxen. So erstaunlich breit wie bei den Geräten im Segment Bohren, Schrauben und Hämmern ist hier die Markenvielfalt: Ob Semmler, Hofmann, Toi Toi, Plumpsi, Boxi, Pipibox, Alpe Pipifine oder Boels ... im Regelfall sorgt der Anbieter für die Lieferung, Aufstellung, für Zubehör wie Toilettenpapier, Seife, für Instandhaltung, Reinigung und Entleerung in einem zu vereinbarenden Rhythmus. Ein Preisbeispiel (Boels): Für Unternehmen liegt der Wochenpreis für eine Bio Box bei 27,50 Euro (zzgl. div. Kosten für Instandhaltung, Transport, Reinigung, Accessoires etc.).
Häufig in unmittelbarer Nähe zu diesen Boxen finden sich Container: Mannschafts-, Werkzeug- und sonstige -container. Die in Deutschland, Österreich und Polen tätige HKL Baumaschinen GmbH vermietet nicht nur Bauwagen, Standard-, Sanitär- oder Material-Container. Es gibt auch ganze Containeranlagen mit Treppenhaus und WC. Diese lassen sich zu mehrstöckigen Büroanlagen ausdehnen. Sie können durch Zwischenziehen von Paneelen weiter unterteilt und individualisiert werden.
Prinzip Uber bei der Entsorgung
Container anderer Art sind die Mulden, für diverse Abfälle wie Bauschutt, Bodenaushub, Holz, Rest- oder Sperrmüll etc. Diese können beispielsweise bei Sillaber oder der Nemetz Entsorgung und Transport AG online bestellt werden. Ganz auf Online-Service setzt auch der steirische Entsorgungsbetrieb Saubermacher mit dem relativ neuen System wastebox.at. Das digitale Geschäft wurde in die hundertprozentige Tochter Pink Robin GmbH ausgegliedert. Wie beim Fahrtendienst Uber werden per App die nächstgelegenen Entsorgungsfahrzeuge aktiviert. Den digitalen Service will Saubermacher nun ins Nachbarland exportieren. Ein Preisbeispiel: Eine Mulde mit 7 m³ Volumen für Bauschutt ist ab 238,35 Euro inklusive 10 Prozent Umsatzsteuer inklusive Zustellung, Abholung, Entsorgung und Miete für zehn Tage zu haben.
Doch eigentlich ist aller Anfang die Sicherheit, schließlich müssen zahlreiche Gesetze und Verordnungen zum Schutz von Mitarbeitern, Passanten, Anrainern etc. eingehalten werden. Die Verkehrs- und Baustellenabsicherung mittels Beschilderung, Bauzaun, Absperrgitter etc. versteht sich von selbst. Mobile Zäune (sogar Polizeigitter) etc. bietet etwa die Zeppelin Rental Österreich GmbH an. Die persönliche Arbeitskleidung der Mitarbeiter wird bei besonderen Aufträgen nach Bedarf leihweise komplettiert, etwa wenn mit Lacken hantiert wird oder Aufträge für Mineralölunternehmen ausgeführt werden. Über die passende Adjustierung (Schuhe S3, Schutzbrille, Gehörstöpsel, Schutzanzug usw.) wacht das Arbeitsinspektorat, die AUVA begleitet das Thema informativ.
Auf die Größe kommt es an
»Die meisten händisch bedienbaren Geräte besitzen wir selbst, diese werden nur etwa zu 20 Prozent zugemietet«, erklärt Alfred Seidler von der DI Wilhelm Sedlak GmbH. Bei den Großgeräten verhalte es sich genau umgekehrt. Am meisten miete man bei Containern, Steinschneidemaschinen und solchen zur Ziegelverarbeitung zu, bei Baggern seien es bis zu 95 Prozent, die geliehen werden. Als hauptsächlich in Wien und Wien-Umgebung tätiges Unternehmen sei die Stromversorgung kein Problem, zur Sicherheit besitzt aber auch die Sedlak GmbH einen Generator. Bei bestimmten Spezialmaschinen wie Pflastermaschinen oder speziell geländegängigen Maschinen mache es schon gar keinen Sinn, diese selbst zu besitzen, da sie nur selten zum Einsatz kämen. WIN-Bau-Geschäftsführerin Fedl: »Die Erhaltung von Eigengeräten bedeutet einen enormen Aufwand: Werkstatthalle, Personal für Wartung und Reparatur, keine Einsatzmöglichkeiten über den Winter, hohe Erhaltungskosten im Allgemeinen. Wir als klein- und mittelständisches Tiefbauunternehmen mit Schwerpunkt Außenanlagen haben daher wenige Eigengeräte.«
Preisunterschiede bis zu 60 Prozent
Die Preise gestalten sich in Abhängigkeit vor allem der Größe des Geräts und davon, ob es mit Lkw auf die Baustelle verbracht werden muss oder es sich das Unternehmen mit dem Pritschenwagen selbst holen kann, und ob es selbst bedienbar ist oder nicht. Gegen Eventualitäten auf der Baustelle schützt die Maschinenbruchversicherung der Unternehmen selbst, in manchen Mietverträgen kann freilich die Versicherung inkludiert werden. »Bei gängigen Massengeräten haben sich die Preise nivelliert«, so Seidler, abgesehen davon gebe es manchmal Preisunterschiede bis zu 60 Prozent, je nachdem, wie verfügbar ein Gerät, wie weit weg vom Baustellenort es ist. Vergleichen lohnt sich also. Ein Bagger kommt je nach Ausstattung (Böschungslöffel, Tieflöffel …) mit Fahrer auf zwischen 70 und 150 Euro die Stunde, ein Lkw mit Fahrer in der Standardvariante auf rund 70, bei einem Spezial-Tieflader muss man schon mit bis zu 200 Euro die Stunde rechnen. Wer den bei Baustellen anfallenden Schutt und Abfall nicht in Kooperation mit einem Entsorger verbringen lässt, kann vor Ort mobile Brecher einsetzen. »Die Lärm- und Staubbelastung unserer Brecher ist auf ein Minimum reduziert, mittels Wasserbedüsung wird optional für eine effiziente Staubniederhaltung gesorgt«, heißt es beim Anbieter Rubble Master. Aufgrund der kompakten Bauweise seien die Geräte auch im innerstädtischen Bereich einsetzbar. Das Tochterunternehmen RMM betreibt einen großen Mietpark in Österreich, daneben sind in Österreich etliche anderen Unternehmen als Lohnbrecher aktiv.
Industrie 4.0 am Bau
Last but not least hält die Digitalisierung am Bau Einzug, sodass immer mehr Tablet-Computer als »Helferlein« zum Einsatz gelangen. »Die Anpassung an das ›Industriezeitalter‹ ist erforderlich«, sagt Fedl. Bei WIN-Bau verfügten nun die Bauleiter, Techniker, Poliere sowie Vizepoliere und Vorarbeiter zumindest über ein Smartphone – diverse darauf installierte Apps erleichtern die Arbeit, online lassen sich erforderliche Geräte nachbestellen. Eine Anwendung ermöglicht auch, immer genau ablesen zu können, wer welche Geräte gerade in Bedienung hat und wo sich diese befinden; darauf haben auch alle anderen Personen »draußen« Zugriff und wissen so genauestens Bescheid.
Zeppelin bündelt Kompetenzen
Der Zeppelin Konzern hat die Integration des 2014 akquirierten Geschäftsbereichs Projektservice der Streif Baulogistik abgeschlossen. Im August verschmolzen die Zeppelin Rental Österreich GmbH & Co. KG und die Zeppelin Streif Baulogistik Österreich GmbH zur Zeppelin Rental Österreich GmbH & Co. KG.
»Mit der Verschmelzung bündeln wir die Kompetenzen der beiden Gesellschaften und stärken unsere Marktposition als Dienstleister für die gesamte Wertschöpfungskette von Bau- und Instandhaltungsprojekten«, erklärt Dominik Müller, Geschäftsführer der Zeppelin Rental Österreich GmbH & Co. KG.
Die Zeppelin Rental Österreich GmbH & Co. KG bietet künftig maßgeschneiderte Lösungen im Bereich Maschinen- und Gerätevermietung, Baulogistik und Baustelleneinrichtung. Letztere reicht von der Baustellenabsicherung über die Elektrobaustelleneinrichtung und den Elektroservice bis zum Containerbetreibermodell. Die Baulogistik beinhaltet die Planung und Koordination sämtlicher Baulogistikprozesse inklusive Zutrittskontrolle, Versorgungslogistik sowie Entsorgungslogistik als lizenzierter Abfallsammler. Im Bereich Maschinen- und Gerätevermietung stehen mehr als 62.000 Artikel zur Verfügung.
Die Geschäftsführung der Zeppelin Rental Österreich GmbH & Co. KG liegt in den Händen von Dominik Müller und Christoph Afheldt. Müller war bis zur Verschmelzung Geschäftsführer der Zeppelin Streif Baulogistik Österreich GmbH. Afheldt begleitete 2014 als Leiter Unternehmensentwicklung der Strategischen Geschäftseinheit Rental die Akquisition des Geschäftsbereichs Projektservice der Streif Baulogistik und verantwortete als Geschäftsführer die Vertriebsaktivitäten der deutschen Gesellschaft Zeppelin Streif Baulogistik GmbH.