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Prävention fördern

Prävention fördern

Fast jeden Tag wird in den Medien über Brände berichtet. Baulicher, technischer und organisatorischer Brandschutz reduzieren die Gefahr von Feuer. Vorbeugen ist immer besser als Löschen.

Flammeninferno in einer Garage, Dachstuhlbrand in einem mehrstöckigen Wohnhaus, Glimmbrand in einer Zwischendecke, Feuer aufgrund eines Kurzschlusses im Kabel einer gedimmten Lampe: Trotz enormer Anstrengungen lässt sich die Anzahl der Brände im Privatbereich kaum eindämmen. Friedrich Perner, Branddirektor a.D. der Berufsfeuerwehr Wien und nunmehr Leiter des Instituts zur Förderung von Brandschutz und Sicherheit im Wiener Landesfeuerwehrverband, berichtet, dass die Einsätze im Wohnbereich sogar steigen. Die Liste der Brandgefahren ist lang, reicht von überlasteten Stromkreisen über Fernsehgeräte mit mangelnder Belüftung bis zum Wärmestau und Unglücksfällen beim Kochen. »Die Elektrifizierung unseres Lebens ist umfassend und beinhaltet – kombiniert mit unserer Sorglosigkeit beim täglichen Umgang – Zünd- und Brandquellen«, betont Gerhard Greßlehner, Leiter bei FireX und früher Branddirektor der Linzer Berufsfeuerwehr.

Brandbewusstsein

Zum größten Teil entstehen Brände in Folge menschlichen Versagens, zum guten Teil auch durch Fahrlässigkeit. »Beim heutigen Stand der Technik kann man eher ausschließen, dass Brände aus technischen Ursachen allein entstehen«, so Robert Bachl, Projektleiter der TGA Wien, die für die Strabag operative Einheiten bei der Abwicklung schlüsselfertiger Bauvorhaben betreut. Im Wohnbereich zählen u.a. Druckbelüftungs-, Brandmelde-, Brandentrauchungs-, Brandrauchverdünnungsanlagen und trockene oder nasse Löschleitungen zu den aktiven Brandschutztechnologien. »Die Architektur hat leider oft einen gewissen Schöngeist«, bedauert Greßlehner.

Durch baulichen Brandschutz ließen sich viele anderweitige Brandschutzmaßnahmen kompensieren. »Baulicher Brandschutz kostet, wirkt aber«, betont Bernhard Noll, Geschäftsführer und Eigentümer von bSafe. Vom IFBS wird auch auf das mangelnde Problembewusstsein – Lagerungen in Fluchtwegen, Umwidmungen von Wohnungen, eigenständige Umbauten – verwiesen. »Beim Neubau ist die Einhaltung des Richtlinienwerks obligatorisch. Aber auch bei Bestandsobjekten gäbe es eine Verpflichtung, sich dem Stand der Technik anzunähern. Dies betrifft die Gebäude- und Fluchtwegsstrukturen, aber auch die sicherheitstechnische Gebäudeausrüstung«, betont Robert Bachl. Richtlinien gibt es im Brandschutz viele, beginnend bei den Bauordnungen, die sich auf die OIB-Richtlinien stützen, über betriebsbezogene Gesetze, Verordnungen, ÖNORMEN, ÖBFV-RL bis zu den TRVB.

»Es gibt eigene europäische Normen zur Prüfung und Klassifizierung des Brandverhaltens von Bauprodukten, aber auch Normen über Brandmelde- und Löschanlagen«, informiert Wolfgang Ernst von Schrack Seconet. »Wir müssen auch danach trachten, dass wir in Bestandsobjekten bessere Flucht- und Rettungsmöglichkeiten bekommen«, betont Greßlehner. Die Schaffung eines solchen zweiten Rettungsweges ist in Neubauten verpflichtend, außer man kann in kürzester Zeit einen sicheren Bereich im Freien erreichen. Verpflichtend bei Neu- und Umbauten sind Rauchwarnmelder, die das Risiko, einen Entstehungsbrand zu verschlafen, kompensieren sollen. In Kärnten ist die Installation solcher Rauchwarnmelder auch im Bestand verpflichtend, und zwar in allen Aufenthaltsräumen und im Flur. »Rauchwarnmelder kosten 20 bis 30 EUR.Da kann keiner sagen, dass er sich das nicht leisten kann. Melder retten Menschenleben«, so Wolfgang Ernst, der die Übernahme des Kärntner Modells auf ganz Österreich fordert.

Im Hinblick auf die Fluchtwegsituationen im Bestand wären – so das IFBS – in vielen Fällen Verbesserungen notwendig, wobei Schwierigkeiten bei der baurechtlichen Umsetzung bestünden. Aufgrund des Baurechts gehe nur »ganz oder gar nicht«. Eine rechtlich und baulich leichter umzusetzende Lösung für den Bestand wären Druckbelüftungsanlagen. »Das Treppenhaus wird unter Überdruck gesetzt und mechanisch mit Frischluft gespült, wodurch auch im Brandfall aus einem angrenzenden Raum kein Qualm eindringen kann. Das wird häufig bei Dachgeschoßausbauten umgesetzt«, weiß Bernhard Noll. Trotz aller Gestaltung des öffentlichen Raums muss es Platz für Einsatzfahrzeuge geben. »Wir brauchen für Hubrettungsfahrzeuge – Drehleitern, Teleskopmastbühnen und Gelenkbühnen – ausreichend Platz. Unsere Fahrzeuge müssen zufahren, aufstellen und sich bewegen können«, fordert Greßlehner im Namen der Feuerwehren.

Gefährliche Gase

Die Anzahl der Brandtoten ist in den letzten 15 Jahren von österreichweit etwa 70 Personen auf etwa 30 zurückgegangen. Die Todesursache liegt dabei in der Giftigkeit des Brandqualms. »95 Prozent sterben am entstehenden Rauch«, informiert Bernhard Noll. »Automatische Brandmelder alarmieren rechtzeitig und schützen Tag und Nacht. Gut geeignete Montageorte sind Gänge, Stiegenhäuser und Wohnbereiche wie Kinder- und Schlafzimmer sowie Seniorenräume«. Weniger Sinn sieht Noll in der Einbeziehung von Brandmeldern in das »Internet of Things«.»Der Brandmelder nutzt wenig, wenn ich unterwegs bin«, so der bSafe-Leiter. Heimrauchmelder sollen warnen, sie dienen nicht dem Sachwertschutz.

FDie Feuerwehren wären hoffnungslos überlas­tet, auch noch bei jedem Täuschungs­alarm im Privatbereich ausrücken zu müssen. Selbst bei professionellen Brandmeldeanlagen sind nur ganz wenige Prozent der Alarme echte Brandeinsätze. Außerdem: »Was mache ich, wenn ich im Urlaub einen Brandalarm von zu Hause aufs Handy bekomme? Feuerwehr rufen und Tür aufbrechen oder Bekannte mit Schlüssel anrufen. Die Reaktion im Brandfall ist in jedem Fall zu spät«, spricht Noll an.  Wolfgang Ernst von Schrack Seconet sieht trotzdem Forschungsbedarf betreffend die IP-Anbindung. »Brände müssen ehestmöglich bemerkt und gemeldet werden können. Das reicht von der Detektion von Brandgasen bis zur Alarmweiterleitung. Die Digitalisierung geht auch am Brandschutz nicht vorbei.«

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