Lobbying ist harte Arbeit
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Hans-Werner Frömmel, Bundesinnungsmeister für das Baugewerbe, über das Geheimnis des Lobbyingerfolgs der Bausozialpartner.
(+) Plus: Während Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen in anderen Branchen oft nur durch öffentliche Streitereien auf sich aufmerksam machen, scheinen die Bau-Sozialpartner sehr oft einer Meinung zu sein. Worauf führen Sie das gute Einvernehmen mit der Gewerkschaft Bau-Holz zurück?
Hans-Werner Frömmel: Das haben Sie völlig richtig erkannt. Wir reden nicht nur von der Bau-Sozialpartnerschaft, bei uns ist sie gelebte Praxis. Zusammen haben wir viele Dinge erreicht: das Überbrückungsgeld zur Anhebung des Pensionsantrittsalters von Bauarbeitern mit generellem Anspruch auf Schwerarbeitspension, die BUAK-Reform mit Anhebung der Urlaubsanwartschaft auf 52 Wochen, die Plattform Umwelt+Bauen, die Initiative »BAU auf A«, eine Baustellendatenbank, Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz und vieles mehr. Wir stellen das Verbindende vor das Trennende. Ohne gegenseitiges Verständnis für das Gegenüber geht es nicht. Persönlich pflege ich zudem ein gutes Verhältnis zum GBH-Vorsitzenden Josef Muchitsch.
(+) Plus: Interessensvertretung bedeutet immer auch Lobbying. Das Wahlkampfthema »Leistbares Wohnen« und die Berücksichtigung von Themen wie Zweckbindung der Wohnbaufördermittel oder Maßnahmen zur Senkung der Baukosten im Koalitionspapier zeigen, dass das Lobbying der Bau-Sozialpartner erfolgreich war. Wie läuft die Lobbyingarbeit seitens der Bundesinnung ab? Was passiert hinter den Kulissen?
Frömmel: Da steckt kein Geheimnis dahinter, sondern harte Überzeugungsarbeit und Teamwork. Um bei dem von Ihnen angesprochenen Beispiel des Koalitionspapiers zu bleiben: Hier haben sich den ganzen Sommer lang hochkarätige Experten der Umwelt+Bauen-Initiative in mehrere Arbeitsgruppen – Wohnen, Infrastruktur, Finanzierung etc. – aufgeteilt und Vorschläge zur Ankurbelung der Bauwirtschaft mit Schwerpunkt leistbares Wohnen erarbeitet. Dabei wurden nicht nur Forderungen formuliert, sondern auch Finanzierungsmodelle konzipiert. Das fertige Strategiepapier haben wir allen Regierungsverhandlern übermittelt. Außerdem ist es uns nach vielen Jahren gelungen, das Thema leistbares Wohnen in der Öffentlichkeit und letztich auch als ein zentrales Thema im Wahlkampf zu platzieren. Das Ergebnis ist, dass das Regierungsprogramm zahlreiche Vorschläge des Strategiepapiers enthält.
(+) Plus: Was wird 2014 aus heutiger Sicht für die Bauwirtschaft bringen?
Frömmel: Was die Konjunktur betrifft, prognostiziert EUROCONSTRUCT für 2014 einen leichten Anstieg des Bauproduktionswertes im Ausmaß von 1,2 % bzw. 1,3 % für 2015. Auch das WIFO erwartet nur ein leichtes Wachstum von 1,2 %. Ich hoffe auf alle Fälle, dass die im Regierungsprogramm angeführten Maßnahmen rasch umgesetzt werden. Davon hängt letztendlich ab, wie das Jahr verlaufen wird. Wir als Bau-Sozialpartner bieten der Regierung unsere Hilfe bei der Realisierung der Maßnahmen an.