München - Hotspot der Bauwirtschaft
- Written by Karin Legat
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Die Bau München, Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme, war auch heuer wieder ein voller Erfolg. Dafür mitverantwortlich: Zahlreiche Innovationen, internationale Stars, die Lange Nacht der Architektur und Österreich, das nach Deutschland die mit Abstand meisten Besucher und Aussteller stellte.
Nach dem Abschluss der Bau 2013 hatte die Messe München wieder allen Grund zur Freude. Mit 235.000 Besuchern wurde das selbst gesteckte Ziel von 250.000 Besuchern zwar nicht ganz erreicht, dafür aber die Rekordmarke von 2011 eingestellt, und das trotz teilweise widriger Witterungsverhältnisse mit schneebedeckten Straßen und zahlreichen Flugausfällen. Zudem präsentierte sich die Bau heuer so international wie nie zuvor. Jeder vierte Besucher kam von außerhalb Deutschlands. Besonders starke Zuwächse gab es aus Russland, China und Japan. Laut Aussteller legte die Bau auch qualitativ noch einmal zu, sowohl hinsichtlich der Standarchitektur und Produktinszenierung als auch bezüglich der Qualität der Fachbesucher. Und sie machte ihren Ruf als Architektenmesse mit 50.000 Besuchern aus Architektur- und Planungsbüros alle Ehre. »Die Bau hat die in die Messe gesetzten hohen Erwartungen voll erfüllt«, zeigte sich Messe-Geschäftsführer Reinhard Pfeiffer erleichtert. »Die Aussteller konnten sich neben den vielen Architekten und Planern auch über die weiter gestiegene Internationalität der Fachbesucher freuen. Die Bau hat damit ihren internationalen Leitmessecharakter klar untermauert.«
Der hohe Stellenwert der Messe in der Branche wurde schon bestätigt, bevor die ersten Besucher das Messegelände betraten. Eine von BauInfoConsult Anfang Jänner durchgeführte telefonische Befragung unter 180 Architekten und Bauunternehmern zeigte, dass in einem Zeitraum von zwei Jahren die Bau die am häufigsten besuchte Branchenmesse ist. 43 % der befragten Architekten haben in dieser Zeit den Weg auf das Münchner Messegelände eingeschlagen, von den Bauunternehmern besuchten 57 % in den letzten zwei Jahren die Bau. Auch im langjährigen Vergleich zeigt sich die Bau als eine der erfolgreichsten Messen: »Beim Verhältnis Aussteller-Besucher gab es bei einigen Baumessen seit 2005 ein deutliches Auf und Ab – bei der Bau stiegen nicht nur die absoluten Besucher- und Ausstellerzahlen, sondern vor allem ist das Verhältnis Aussteller – Besucher konstant«, heißt es bei BauInfoConsult. 116 Besucher durfte ein Aussteller der Bau im Jahr 2011 im Schnitt begrüßen. Auf der Bautec in Berlin waren es im letzten Jahr 71, bei der Light + Building 85 ebenso wie bei der ISH.
Stars, Stände & Nachhaltigkeit
Auch heuer wieder hat sich gezeigt, dass viele Aussteller keine Kosten und Mühen scheuen, um ihr Unternehmen an den sechs Messetagen nachdrücklich in Szene zu setzen. »Die Messestände spiegeln, neben den innovativen Produkten und der fachlichen Kompetenz des Standpersonals, die herausragende Position der Bau wider«, ist auch Dieter Schäfer, Vorsitzender des Ausstellerbeirats der Bau und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Steinzeug Cremer & Breuer AG, überzeugt. Dass sich die Bau mittlerweile auch zum absoluten »Hotspot« für Architekten aus aller Welt entwickelt hat, zeigte sich mehr als deutlich an dem Aufgebot von Stararchitekten, die diesmal auf der Bau zu Gast waren. Daniel Libeskind, nach dessen Entwurf derzeit das »One World Trade Center« gebaut wird, reiste aus New York an und traf sich auf der Bau mit seinen nicht minder prominenten Kollegen Christoph Ingenhoven, Juhani Pallasmaa, Mario Cucinella, Andrei Bokov und Jean-Michel Jaspers. Zu den Highlights der Bau 2013 gehörte ganz sicher die Talkrunde der sechs renommierten Architekten zum Thema Nachhaltigkeit. Außerdem auf der Bau zu Gast: Patrik Schumacher, Hadi Teherani, Ben van Berkel, Tobias Wallisser, Stefan Behnisch und Werner Sobek.
Baumacht Österreich
Nicht nur bei den Besuchern, auch bei den Ausstellern liegt Österreich hinter Deutschland auf Platz zwei, deutlich vor Italien. 120 heimische Unternehmen präsentierten heuer ihre neuesten Produkte und Dienstleistungen in München. Das Dämmstoffunternehmen Austrotherm etwa zeigte den neuen Hochleistungsdämmstoff Austrotherm Resolution, der Mitte des Jahres auf den Markt kommen wird. Seine Stärken spielt der Resol-Hartschaum vor allem dort aus, wo nur wenig Platz ist, etwa bei Loggien oder Grenzbebauungen. Bausoftwarehersteller Nemetschek nutzte die Möglichkeit, sein jüngstes Produkt Nevaris unters Fachvolk zu bringen. Die Software deckt die Bereiche Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung, Terminierung, Projektierung und Verwaltung sowie ab Ende 2013 auch die Kalkulation ab. »Nevaris erntete durchwegs positives Feedback von den Besuchern, die sich von Bedienkonzept und Oberfläche, neuen Features und flexiblen Nutzungsmöglichkeiten begeistert zeigten«, erklärt Marketing-Chefin Daniela Hetz. Das Produkt ist eine Gemeinschaftsentwicklung der drei Nemetschek-Töchter Nemetschek Auer, Nemetschek Allplan und Nemetschek Bausoftware.
Die Aluminium-Profilsystem-Anbieter Hueck, Schüco und Wicona, die in Österreich die Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER führen, stellten auf der Messe ihre Innovationen im Bereich von Fenstern, Türen und Fassaden vor. Hueck, in Österreich durch Hueck+Richter Aluminium vertreten, präsentierte unter anderem das neue Fenster- und Türsystem Lambda duo, das sich durch höchste Energieeffizienz bis zur Passivhaustauglichkeit auszeichnet. Schüco, in Österreich durch Alukönigstahl vertreten, zeigte mit dem komplettierten und energetisch optimierten Fenstersystem AWS eine zeitsparende und simplifizierte Verarbeitung und Montage. Und Wicona, in Österreich durch Hydro Building Systems vertreten, stellte den Messebesuchern Ergänzungen zum Fenstersystem Wicline evo vor. Viel Aufmerksamkeit erntete auch der Erpfendorfer Dämmspezialist Steinbacher. Neben der grauen Automatenplatte steinodur UKD plus und dem weiterentwickelten Steinbacher-Erfolgsprodukt steinothan 120 PUR Aufdachdämmelement stand vor allem Markenbotschafter Andreas »Goldi« Goldberger im Mittelpunkt. Der Goldadler forderte die Messebesucher zum F1-Rennen auf der Playstation heraus und sorgte damit für gute Stimmung am Steinbacher-Stand.
Schwarz auf Weiß
Dass die Bau als Geschäfts- und Innovationsplattform von den Besuchern angenommen wird, spiegelt sich auch in einer vom Marktforschungsinstitut TNS Infratest durchgeführten Befragung wider. Danach bewerteten 97 % der Besucher die Bau mit »ausgezeichnet bis gut«, 95 % wollen wieder kommen. Top-Bewertungen gab es insbesondere für die Vollständigkeit und Breite des Angebots sowie für die Präsenz der Marktführer. 94 % der Besucher sehen die Bau als Leitmesse. 94 % der Befragten, die zur Vorbereitung von Investitionen auf die Bau kamen, haben dieses Ziel den Angaben zufolge auch erreicht, 92 % haben sogar konkrete Investitionen getätigt. Ebenfalls 92 % derer, die sich über Neuheiten informieren wollten, wurden dabei auch fündig. Auch das Rahmenprogramm, an vorderster Stelle Foren und Sonderschauen, erhielt von nahezu allen Besuchern Bestnoten. Einmal mehr zeigte sich, dass die Bau eine Messe von Profis für Profis ist. Der Fachbesucheranteil lag diesmal bei 94 % (95 %). Auch als Konjunkturbarometer eignet sich die Bau. Immerhin 83 % der Befragten beurteilten die aktuelle Situation der Branche mit »ausgezeichnet bis gut«, 45 % glauben, dass sie sich künftig noch verbessern wird.
Aufseiten der Aussteller beurteilten fast alle (95 %) die Bau mit »ausgezeichnet bis gut«. Ebenfalls nahezu alle Aussteller (98 %) wollen auch 2015 wieder teilnehmen. Die Qualität der Besucher erhielt wie 2011 von 95 % der Aussteller Bestnoten. Knapp die Hälfte der Bau-Aussteller glaubt, dass die wirtschaftliche Situation der Branche weiter gut bleibt, ähnlich wie bei den Besuchern meinen 43 %, dass sie sich in Zukunft noch leicht oder sogar stark verbessern wird.
> Die Bau in Zahlen:
- Ausstellungsfläche: 180.000 m²
- Aussteller: 2.060
- Herkunftsländer: 41
- Deutschland: 1.488
- Österreich: 120
- Italien: 89
- Schweiz: 40
- Belgien: 36
- Türkei: 35
- Spanien: 27
- Polen: 25
- Frankreich: 24
- Niederlande: 23
- Besucher: 235.000
> Das sagen die Besucher:
- 97 % bewerten die Bau als »ausgezeichnet bis gut«.
- 95 % werden beim nächsten Mal wieder kommen.
- 92 % haben konkrete Investitionen getätigt.
> Das sagen die Aussteller:
- 95 % bewerten die Bau als »ausgezeichnet bis gut«.
- 98 % werden beim nächsten Mal wieder dabei sein.
>> Bau 2013 - Meine Eindrücke:
»Ein Pflichttermin, der sich lohnt«, sagt Report-Autorin Karin Legat über die Bau 2013.
Über Trends und Innovationen Bescheid zu wissen, zählt zu den grundlegenden Voraussetzungen für Qualitätsjournalismus. Die Bau München als Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme galt daher als Pflichttermin für mich. Und es hat sich wirklich gelohnt: Auf 180.000 Quadratmetern präsentierten sich 2.060 Aussteller aus 41 Ländern, darunter Weltmarktführer der Material-, Bauelemente- und Systemhersteller. Im Vergleich zu anderen Baumessen, bei denen sich eine Standkabine oft an die nächste reiht, überzeugte die Bau mit spektakulären Standbauten. Nicht nur ich war begeistert: An den sechs Messetagen fesselte die Bau heuer 235.000 Fachbesucher. Diese Zahl klingt nach langem Warten und Stau. Die Messe war aber bestens organisiert, sowohl bei Eintritt und Garderobe als auch bei Sanitärräumen und Getränkeständen. Das Leitthema der Bau war heuer nachhaltiges Planen und Bauen. Deutsche Aussteller dominierten zwar, aber auch Österreich war mit 117 Unternehmen vertreten. Über die Zukunft des Bauens konnte ich mich nicht nur in Gesprächen mit den Ausstellern in den 17 Messehallen informieren – ich erhielt maßgeschneiderte Lösungen für die von mir aufgezeigten Musterfälle –, Themen wie Energy 2.0, Ökologische Heiztechnik, Parametric Design, Engineered Materials und Urban Mining wurden auch in den drei Foren der Bau im Rahmen praxisbezogener Vorträge von Topreferenten angesprochen. Es war ein beeindruckendes Datenpaket, das ich von der Bau mitnahm. Ich bin schon gespannt auf 2015!
TIPP: Die nächste Bau findet vom 19. bis 24. Januar 2015 auf dem Gelände der Messe München statt.