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Sturm & Drang

\"HannesSie sind jung wie Sturm. Sie sind reif wie Barrique. Und sie drängen nach oben. In den Händen der steirischen Jungwinzer werden Weintrauben zu Goldbarren. Die Zukunftsaktien mit dem größten Potenzial für Ihren Weinkeller.

Von Werner Ringhofer

 

Das Mantra der Steirer: »Ich will in meine Weine so viel Steiermark wie möglich hineinbringen«, predigt Hannes Sabathi stellvertretend für eine starke Nachwuchsgeneration weiß-grüner Winzer, die ganz und gar nicht mehr grün ist. Hannes Sabathi, Wolfgang Maitz, Daniel Jaunegg – einige Jungwinzer haben mit spannenden Weinen den Aufstieg in die weinsame Klasse geschafft. Dahinter gedeihen kräftige Reben mit dem Drang zur Sonne, nur noch nicht so bekannt – Matthias Trummer, Franz Triebl, Georg Pilz sind meist nur Weinfreaks geläufig. Bestätigung bei Verkostungen haben die Jungwinzer allerdings in Hülle und Fülle vorzuweisen. Landessieger, Finalisten, internationale Goldmedaillen und Spitzenbewertungen in allen Wein-Guides stehen auf ihren Erfolgslisten.

\"BerndCool Climate

Was Neuseeland und die Steiermark gemeinsam haben? »Der internationale Trend geht in Richtung Cool-Climate-Gebiete«, sagt Robert Platzer. Also ideal für die steirischen Zauberberge, die von einem großen Tag-Nacht-Unterschied auf der Temperaturskala geprägt sind. Gut für die Weine, die dadurch eine feine Aromatik entwickeln. Die typischen Sauvignons mit Alte-Welt-Charakter sind Aushängeschild, duftige, fruchtige Steirer wie Muskateller, Weißburgunder oder Traminer ziehen nach.
Das Klima allein ist wohl nicht alleiniger Treibstoff für den Aufstieg. »Wir helfen uns gegenseitig und sind für vieles offen«, ist Herbert Sternat-Lenz überzeugt. »Wir bauen auf dem Wissen unserer Elterngeneration auf und können schon viel früher Verantwortung übernehmen. Ich habe mit 18 mit der Weinproduktion begonnen«, sagt Bernd Stelzl (24), mit seinem Sauvignon Blanc Sieger bei der steirischen Landesweinkost und bei der AWC Vienna, der zweitgrößten Bewertung der Welt. Auch Matthias Trummer ist einer aus der jungen Generation, der sich das jugendliche Recht auf Revolution nimmt. Der  Fortschritt besteht für ihn allerdings im Rückschritt. Der 26-Jährige unterlässt alles, was den Wein oberflächlich behübscht, was seinen wahren Geschmack und Charakter verändert. Daher nennt er seine Weine auch »Reine Seele«. Bis Februar bleiben sie auf der Hefe, werden nicht gepumpt, in der Traubenverarbeitung darf kein Schwefel an den Wein, Zuckeranreicherung meidet Matthias Trummer wie der Teufel das Weihwasser und er setzt auf Spontanvergärung. Die internationale Kritik wurde bereits auf ihn aufmerksam, über Gold bei der AWC und Silber vom Decanter durfte er sich schon freuen. Auch die Spitzengastronomie (Obauer-Brüder in  Pfarrwerfen, Pfefferschiff in Hallwang etc.) schwören auf die Reine Seele.

 



Kontrolliertes Nichtstun

Hannes Sabathi hat mit 18 den Weinkeller zuhause in Gamlitz übernommen. Wenn er zehn Jahre später in den Rückspiegel schaut, ist er froh, dass es wurscht war, wenn er experimentierte. Heute ist er einer der jungen Steirer, die auch in der internationalen Fachwelt positive Gaumenkitzel auslösen. »Hannes Sabathi ist ein wilder junger Winzer, der sich nicht davor fürchtet, neue Wege zu gehen«, meint Weinguru Stuart Pigott. Und Peter Ruedi schreibt in der Weltwoche über die Sauvignon Blanc Reserve 2006: »Ein Nonplusultra an Eleganz auf der nach oben offenen Sauvignon-Skala, komplex, vielschichtig.«
Der Jungstar hat seinen eigenen Kopf, arbeitet zertifiziert biologisch, richtet sich nach den Mondphasen und lässt den Wein möglichst natürlich. Als kontrolliertes Nichtstun beschreibt er seinen Stil. Nach den heute 50-jährigen  steirischen Starwinzern wie Tement, Gross, Wohlmuth und den Polz-Brüdern käme jetzt wieder ein neuer Schwung einer interessanten jungen Winzergeneration nach, sagt Hannes Sabathi.

Steirischer Sauvignon

Der Sauvignon ist die Hoffnungsrebsorte, sogar die Franzosen aus dem Loire-Gebiet erkennen langsam die Steirer als Konkurrenten an. Die Jungen verabschieden sich nun von vordergründiger Primärfrucht. Der neue Maßstab: Knochigkeit, Strenge, Eleganz, Würze und Feinnervigkeit mit hoher Reife. Mit großen Mengen werden die Steirer die Supermärkte allerdings nie überschwemmen, die Steiermark trägt nur acht Prozent zur Gesamtweinfläche in Österreich bei. »Wir müssen immer die Nische suchen«, sagt Sabathi. Masse wäre nicht mit Klasse gleichzusetzen. Bestes Beispiel ist das Bordeaux-Gebiet. »100.000 Hektar umfasst die Gesamtfläche, international sprechen wir aber nur von 5.000 Hektar.«
Senior Alois Gross gibt seinen Nachfolgern beste Noten. »Die neue Generation hat durchwegs sehr eigenständige Persönlichkeiten mit fundamentalem Wissen – trotz ihrer Jugend.« Auch im Hause Gross haben die Söhne Johannes und Michael bereits Verantwortung übernommen. »Sie denken klarer in Kategorien und gehen präziser ins Detail«, charakterisiert Alois Gross. Das war auch notwendig, der Jahrgang 2009 war von Wetterkapriolen geprägt, ein gutes Management der Winzer war gefordert. Die Chancen international? »Nur mit dem Sauvignon. Unsere Arbeit trägt Früchte, nach 20 Jahren Marketing wird die Steiermark schön langsam als eigener Typus anerkannt.«

 

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