Baustellen zum Herzeigen

Entsprechend hoch waren die Erwartungen für 2008. Es wurde investiert und die Kapazitäten wurden erweitert. Die ersten drei Quartale liefen auch richtig gut an. Doch dann kam die Krise und mit ihr der Katzenjammer. Ab September ist das Geschäft abrupt eingebrochen und hat sich bis heute nicht wirklich erholt. Die Hersteller rechnen heuer mit einem Umsatzminus von 15 bis 35 Prozent. Es gibt aber auch gute Nachrichten. Fast jeder Hersteller ist an dem einen oder anderen Großprojekt beteiligt. Da wären etwa der schiefe Turm von Abu Dhabi oder die größte Flughafenbaustelle Europas, eine Brücke über die Donau oder eine Hochwasser-Rückhaltebecken für fast fünf Millionen Kubikmeter Wasser. Der Report hat die wichtigsten Branchenvertreter nach ihren aktuellen Vorzeigeprojekten befragt – national und international.

Projekte in Österreich
S 33 – Donaubrücke Traismauer
Eine der spektakulärsten Baustellen in Österreich ist derzeit sicher die Donaubrücke Traismauer. Federführend mit an Bord ist der heimische Marktführer in der Schalungsbranche. Und erstmals bringt Doka für die 365 Meter lange Brücke den neu entwickelten Doka-Freivorbauwagen zum Einsatz. Ausgehend von insgesamt vier Hammerköpfen wird die Brücke in insgesamt 118 Betonierabschnitten im Waagebalkenverfahren errichtet. Aufgrund der engen Platzverhältnisse sind die Arbeitsschritte an den Tragwerken um vier Wochen versetzt zuei­nander getaktet. Daraus ergibt sich, dass das zuerst montierte Freivorbauwagenpaar dem zweiten um vier Betonierabschnitte vorausläuft. Um die Waagebalken der Strombrücke in Balance zu halten, werden die Freivorbauwagen synchron zueinander in den nächsten Betonierabschnitt verfahren. Im Wochentakt werden so die 5,20 m langen Betonierabschnitte der vorgespannten Tragwerke hergestellt.
16.000 Kraftfahrzeuge werden nach Einschätzung der Asfinag-Verkehrsplaner die neue Verbindungsstrecke täglich frequentieren. Die Fertigstellung ist für 2011 geplant.

Schloss Grafenegg
Befragt nach den Highlights aus dem Hause Meva, verweist der Haiterbacher Schalungshersteller auf den Kulturstandort Schloss Grafenegg. Dort wurde für ein internationales Open-Air-Festival der größte Freiluftpavillon Europas mit über 1.670 Sitzplätzen errichtet. Dabei wurden für alle Bauteile Schalungspläne auf 3D-Basis erstellt. Als Schalungssystem kamen Mammut-Rahmenroste zum Einsatz, die zu zwei Meter breiten Einheiten verbunden und mit 3S-Platten 200 x 100 belegt wurden. Sehr große Wandhöhen bis zehn Meter und die daraus resultierenden hohen Betondrücke erforderten eine Ankerung mit DW 20,0 Ankerstäben. Im Zweischichtbetrieb wurde 18,5 Stunden täglich von fünf Uhr bis 23.30 Uhr gearbeitet. Besondere Herausforderung war das vom Architekten geforderte zwei Meter breite und einen Meter hohe Fugenbild mit exakt positionierten Ankerlöchern. Dies erforderte nicht nur technische Kreativität, sondern auch laufende Abstimmung vor jeder Betonage.

Seewinkeltherme
Die Peri Gmbh hatte ihre wichtigste österreichische Baustelle der letzen Monate im Burgenland. Genauer in Frauenkirchen, wo mit der Therme Seewinkel die lange Zeit größte Stahlbetonbaustelle des Landes stand. Jetzt steht die Wellness­oase unmittelbar vor der Eröffnung. Dafür musste in den letzten Monaten eine sehr strenge Zeitvorgabe eingehalten werden. So musste etwa der gesamte Rohbau innerhalb von nur neun Monaten stehen. Dazu kam noch die besondere Form des schneckenförmigen Gebäudes mit zumeist runden Baukörpern, die hohe Ansprüche an das Baustellenteam und an die Schalungstechnik stellte. Zum Einsatz kam unter anderem eine Peri Skydeck Paneel-Deckenschalung. Diese ermöglicht eine systematische Montagefolge und das ermüdungsfreie Arbeiten mit den leichten Systemkomponenten. Das Skydeck Fallkopfsystem beschleunigt zudem den Materialumschlag und reduziert die Vorhaltemenge auf der Baustelle, weil schon nach einem Tag ausgeschalt werden kann.
Im Bereich des Gebäudekerns bildete das Peri Up Modulgerüst, teilweise kombiniert mit HD 200 Schwerlaststützen, das Tragsystem zur Herstellung der bis zu sieben Meter hohen Wandscheiben in zehn bis 16 Metern Höhe. Die runden, 40 Zentimeter starken Stahlbeton-Kernwände wurden mit TRIO Rahmenschalungselementen und trapezförmigen Ausgleichshölzern polygonal geschalt.
Im wahrsten Sinn abgerundet wurde die Peri Schalungs- und Gerüstlösung mit der stufenlos einstellbaren Rundflex Rundschalung zur maßgenauen Herstellung der Beckenränder. Diese mietfähigen Schalungselemente lassen sich vor Ort auf die unterschiedlichsten, kontinuierlich wechselnden Radien einstellen.

Lenzing & Timelkam
Die Nummer zwei am heimischen Markt, Ringer, wollte die gesamte Produktion bereits ins Ausland verlegen, hat es sich dann aber doch anders überlegt und treibt jetzt mit ganzer Kraft den Ausbau des Standortes Regau voran. Dafür wurde eine Halle mit 2.500 m² gebaut, das Bürogebäude um ein Stockwerk erweitert und eine weitere Halle mit 6.500 m² und 500 m² Bürofläche zugekauft. Auch auf Produktseite hat sich einiges getan. Neu sind eine schwere Kletterbühne, eine leichte Betonierbühne sowie Richtschalklemmen, die das Ausrichten der Schalung schon beim Klemmvorgang ermöglichen.
Ein aktuelles Vorzeigeprojekt in Österreich ist der Bau der Bahnunterführung in Timelkam, wo erstmals ein ebenfalls neu entwickeltes Bogenblech für Rundschalungen mit 3,30 Metern Bauhöhe zum Einsatz kommt. Ein weiteres Vorzeigeprojekt kommt aus Lenzing, wo die Firma Angerlehner Hoch- und Tiefbau bei der Unterführung zu Lenzing AG die Schalungsarbeiten bis 8,5 Meter in Sichtbetonweise durchführt.

Wasserversorgungsanlagen
Die NOE-Schaltechnik macht in Österreich vor allem mit handlichen Lösungen für kleine, oftmals schwer erreichbare Baustellen auf sich aufmerksam. Etwa bei der Erweiterung einer Wasserversorgungsanlage: Die Baustelle lag direkt an einem Hang, dazu kam eine kleine Baugrube und der fast schon verwinkelte Grundriss von Wasserbehälter, Technik- und Vorraum. Zum Einsatz kamen 200 m² NOEalu L, eine mit einem Gewicht von nur 20 kg/m² leichte Handschalung. Die handlichen Elemente ermöglichten einen raschen Aufbau der Schalung, nicht zuletzt, weil sich die Tafelverbindungen mit Alulock schnell und einfach herstellen ließen. Dabei handelt es sich um das mehrfach ausgezeichnete Schalschloss der NOEalu L, das waagrecht eingesetzt wird und nur mit der Hand einge­drückt werden muss, damit der Keil ins Schloss fällt. Für den Rohkeller und die Eingangsebene der Wasserversorgungsanlage kamen hauptsächlich Tafeln der Größe 75 x 275 cm sowie 50 x 275 cm zum Einsatz. Die Betonierhöhe von 305 Zentimetern wurde durch die Kombination mit liegenden Schaltafeln erreicht. Der Aufbau der Schalung erfolgte größtenteils von Hand, zeitweise war ein kleiner Kran (Nutzlast ca. 550 kg) verfügbar.

Internationale Projekte
Der schiefe Turm von Abu Dhabi
Der schiefe Turm von Pisa neigt sich um vier Grad und ist dafür weltberühmt. Der im Bau befindliche Capital-Gate-Tower in Abu Dhabi kragt bei einer Höhe von 160 Meter um ganze 52 Meter aus. Das entspricht einer Neigung von 18 Grad und sollte dafür sorgen, dass auch dieses Bauwerk einen gewissen Bekanntheitsgrad erhält.
Der zentrale Ortbetonkern wurde mit einer Selbstkletterschalung SKE 50 von Doka errichtet. Insgesamt kamen 78 Einheiten der hubstarken Doka-Selbstkletterschalung SKE 50 sowie mehr als 1.300 m² Großflächenschalung Top 50 bei der Schalung des Ortbetonkerns zum Einsatz. Aufgrund der Betonlasten aus dem Überhang der Schaftwände verstärkt eine Konstruktion aus zusätzlichen Stahlriegeln die Trägerschalung Top 50. Die in den Eckbereichen angeordneten Top-50-Elemente sind darüber hinaus mit speziell gefertigten Stahlwandriegeln ausgestattet und mit einer Schalhaut aus Stahl verstärkt.
Die Selbstkletterkonsolen SKE 50 sind aufgrund der extremen Schieflage des Bauwerks mit speziell für diese Aufgabe entwickelten Aufhängeschuhen sicher am Gebäudekern geführt. Die Schalung für die Schachtinnenwände hängt an einer massiven, auf den Kletterkonsolen montierten Galgenkonstruktion und klettert einfach und zeitsparend mit der Außenschalung mit.
Mit dieser leistungsstarken Selbstkletterschalung gelingt es der Baustellenmannschaft, einen Betonierabschnitt pro Woche zu bewehren, zu schalen und zu betonieren. Insgesamt werden dabei 42 Betonierabschnitte ohne Schalhautwechsel ausgeführt.
Mit dem Capital Gate hält Doka jetzt nicht nur den Weltrekord in der Selbstklettertechnik für das höchste Gebäude der Welt (Burj Dubai), sondern auch für den schiefsten Hochhausturm.

La Manoliu
In Bukarest soll bis 2010 das neue Nationalstadion La Manoliu entstehen, das nach Fertigstellung 55.000 Sportfans Platz bietet, 4.000 davon in VIP-Logen. Für das gesamte Schalungskonzept des rumänischen Prestigeprojekts zeichnete Meva verantwortlich.
Zentraler Faktor im Meva-Konzept war der Gerüstturm Space, mit dem die 120 Stützen mit jeweils 27,5 Meter Höhe sicher und in schnellen Takten betoniert werden konnten. Die hochwertigen Sichtbetonergebnisse lieferte die zu 100 Prozent holzfreie Vollkunststoffplatte alkus. Betoniert wurde in nur zwei Takten. Beim ersten Takt wurde eine Stahlbetonkonsole einbetoniert, auf der anschließend die Fertigteile der Zwischendecke aufliegen.
Die von weitem sichtbare ovale Form des Stadions setzt sich aus einer Geometrie vieler kleiner, leicht gegeneinander gewinkelter Flächen zusammen. Um drei Grad versetzt gehen diese Wandanschlüsse ineinander über. Herausforderung für die Schalungsplaner war es, diese Anschlüsse ohne Anschlussbewehrung zu schaffen. Gelöst wurde das Problem dadurch, dass die Ecken gleich mitbeto­niert wurden. 373 Gelenkecken waren auf der Baustelle im Einsatz, um diese Geometrie mit der StarTec Wandschalung zu bewerkstelligen.

Klinikum Stuttgart
Die zurzeit größte Baustelle Stuttgarts ist auch das internationale Vorzeigeprojekt der NOE-Schaltechnik. Das neue Kinder- und Frauenzentrum am Katharinenspital wird nach seiner Fertigstellung nicht weniger als 2.000 Räume und 93.000 m²
Bruttogeschoßfläche umfassen.NOE hat insgesamt 1.300 m² Wandschalung auf der Baustelle, bis zum Bauende soll auf 2.000 m²
aufgestockt werden. Aus den Wänden, die bis zu neun Meter hoch geschalt wurden, ragten für den Verbau immer wieder Spannlitzen. Mit diesen Litzen musste die Wand zusammen mit dem Verbau in das Erd­reich verankert werden. Es musste also rund um die Spannlitzen geschalt werden. Dafür wurde vor der Planung des gesamten Schalungsprojektes ein Geometer mit einbezogen, der die Abmessungen der Spannlitzen berechnete, damit die Aussparung genau dort erfolgte, wo letztendlich die Litze platziert ist.

Dammbauwerk Wolterdingen
In Wolterdingen im Schwarzwald befindet sich die derzeit größte Dammbaustelle Europas. Errichtet wird ein Hochwasser-Rückhaltebecken, das auf vier Kilometern Länge mit 4,7 Millionen Kubikmeter Wasser auf 70 Hektar Fläche aufstauen kann. Dafür wird ein 110 Meter breiter, 460 Meter langer und bis zu 18 Meter hoher Erddamm aufgeschüttet. Die Schalungsarbeiten für das Megaprojekt übernahm Paschal, zum Einsatz kam die Großflächenschalung »Athlet«. Dabei handelt es sich um eine Stahl-Rahmenschalung, die sich speziell für den Einsatz im Industrie- und Ingenieurbau eignet. Insgesamt wurden fast 1.000 m² Schalung gestellt. Der frische C35/45-Beton wurde zur Nachbehandlung noch sieben Tage in der Schalung belassen. Für das Bauwerk wurden 7.500 m³ Beton verbraucht und über 1.000 Tonnen Stahl. Die Inbetriebnahme des Beckens ist für 2011 geplant.

Flughafen BBI
Die Fläche von 2.000 Fußballfeldern wird der Airport Berlin Brandenburg International nach seiner Fertigstellung 2011 umfassen. Derzeit ist der BBI nichts weniger als die größte Flughafenbaustelle Europas. Die Schalungsarbeiten hat Peri übernommen, und man sah sich von Anfang an mit enormen Anforderungen konfrontiert. So wurden etwa innerhalb von nur sechs Monaten mehr als 400 Schalungs- und Montagepläne erstellt, zwei Peri-Standorte waren an der Planung beteiligt. Der Rohbau wurde in nur sechs Monaten errichtet, 30 Krane und rund 800 Mitarbeiter arbeiteten im Zweischichtbetrieb, um die Bauzeit einzuhalten.
Das enge Zeitfenster für die Baustelle erfordert auch riesige Mengen an Schalungs- und Gerüstmaterial innerhalb kürzester Zeit. Um Zeit zu sparen, werden die Deckentische von Peri vormontiert und zur Baustelle geliefert. In Spitzenzeiten werden so etwa 8.000 Quadratmeter Deckentische pro Woche umgesetzt. Die Rohbauarbeiten sollen im Jahr 2010 abgeschlossen werden, der Flugverkehr soll am 30. Oktober 2011 aufgenommen werden.