Menu
A+ A A-

Straßen säen, Verkehr ernten

Der Individual- und Güterverkehr in Europa wird nach Ansicht internationaler Verkehrsexperten bis 2030 um 50 bzw. 65 Prozent steigen. Die Infrastruktur kann da nicht mit. Ihr wird nur ein Wachstum von 30 Prozent prognostiziert. Es wird also eng auf Europas Straßen. Zusätzlich steigen auch die daraus resultierenden Probleme wie Verkehrsunfallzahlen und CO2-Belas­tung verhältnismäßig rasch, erklärt Chris­tine Zach von der öAMTC-Akademie.
Besonderes Kopfzerbrechen bereitet den Experten der Straßengüterverkehr in den neuen EU-Ländern, der deutlich rascher wächst als in den EU-15. Gefordert werden nachhaltige Konzepte - auch über die EU-Grundfreiheit des freien Warenverkehrs hinweg - und eine stärkere Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Verkehrswachstum, etwa durch regionale Industrienetzwerke und eine Verkürzung der Transportwege.

Energieeffizienz und Logistik
Trotz der prekären Verkehrssituation, steigender Energiepreise und der hohen Umweltbelastung wird der Fahrzeugbestand auch mittelfristig nicht abnehmen. Die Mobilität an sich wird auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Damit diese auch im Individualbereich erhalten werden kann, müssen die vorhandenen Ressourcen bestmöglich genutzt werden. Eine Steigerung der Energieeffizienz wird vor allem dem Hybridantrieb zugetraut, dieser wird laut Einschätzung der Experten aber erst langfristig betrachtet, ab 2030, eine substanzielle Rolle spielen. »Das Thema Energieeffizienz ist noch lange nicht ausgereizt«, ist Zach überzeugt. »Deshalb müssen mehr Mittel in diesen Forschungsbereich fließen.«
Deutlich radikalere Ansichten vertritt Hermann Knoflacher vom Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien. Für ihn ist der oftmals geforderte Ausbau der Straßeninfrastruktur zur Bewältigung des steigenden Verkehrsaufkommens der grundlegend falsche Ansatz. »überkapazitäten führen zu einem vermehrten Autoverkehr«, sagt Knoflacher. Er kritisiert, dass in den letzten 100 Jahren das »zukunftssichere Verkehrsmittel Schiene durch einseitige Bevorzugung des Autos weitgehend entwertet wurde«. Wenn schon in Straßen investiert wird, dann in Logistik statt in Beton. »Die Kapazitäten sind vorhanden, sie müssen nur richtig genutzt werden.« Denn theoretisch entspricht das Stoßstange-an-Stoßstange-Prinzip einer perfekten Auslastung, allerdings nur bei aufrechtem Verkehrsfluss. Dieser lässt sich nur durch den verstärkten Einsatz von Verkehrstelematiklösungen gewährleisten - sowohl aufseiten der Fahrzeuge als auch aufseiten der Infrastruktur.

Unternehmen profitieren
Die steigende Nachfrage nach Verkehrstelematiklösungen birgt auch große Chancen für die Wirtschaft. »Der Verkehr nimmt weltweit rasant zu. Unser Geschäft hat mit Verkehr zu tun. Was schließen Sie daraus?« So bewirbt Kapsch TrafficCom seinen Börsegang. »Wir sind in einem großen, signifikant wachsenden Markt tätig«, sagt der Vorstandsvorsitzende Georg Kapsch. »Eine Reduktion der Staus, die Eindämmung der Umweltbelastung sowie die Erhöhung der Verkehrssicherheit sind Megatrends, die sich nur durch Telematiklösungen verwirklichen lassen.« Dass diese Megatrends auch wirtschaftlich Sinn machen, zeigt ein Blick auf die Geschäftszahlen. Der Umsatz wuchs im letzten Jahr von 116 Millionen Euro auf 198 Millionen Euro, das Ergebnis vor Steuern kletterte von 17,8 Millionen Euro auf 27 Millionen Euro. Mit der Kapitalerhöhung will man die Wachstumsstrategie fortsetzen, weitere Akquisitionen tätigen und zukünftige Großprojekte wie die tschechische Lkw-Maut finanzieren.

back to top