Hartes Zementlos
- Written by Redaktion_Report
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Der Abwasserverband Grazerfeld erweitert seine Kläranlage um rund drei Millionen Euro. Rund 5000 Kubikmeter Beton werden dabei verbaut. Geplant hat den Bau der Grazer Ziviltechniker Edwin Haslauer. Er hat sich gemeinsam mit dem Bauherren mit der Ausschreibung für die Kläranlage weit hinausgelehnt.Vorgeschrieben ist ein klinkerfreies Bindemittel, also nicht jener Beton, wie ihn die Norm für solche Bauwerke vorsieht. Haslauer hat auch die Kläranlage Mauthern geplant, an der erhebliche Schäden aufgetreten sind. »Ich möchte mir später nicht den Vorwurf machen lassen, etwas übersehen zu haben. Vor Gericht bleibt man nämlich letztlich mit dem Bauherrenrisiko übrig«, erklärt der Geschäftsführer des Abwasserverbandes Johann Mayer. Aufgrund der Berichte über Schäden an Kläranlagen habe man sich die Sache genau angesehen und die Ausschreibung sogar um ein Jahr verschoben. Zu Mayers Verwunderung wurde die dann realisierte Ausschreibung nicht beeinsprucht, obwohl sie eigentlich auf ein Produkt maßgeschneidert ist. Auch Haslauer, der seit rund dreißig Jahren im Geschäft ist, hat eigentlich ein Verfahren erwartet. »So wie es sich für mich darstellt, ist die Norm nicht in Ordnung«, sagt er. Dass eine geänderte Zusammensetzung der Abwässer oder die fehlende Nachbehandlung an den Betonschäden schuld sein könnten, glaubt er nicht. »Früher gab es kaum Nachbehandlung und die Anlagen sind intakt. Meiner Meinung nach fehlt der Hüttensand«, sagt Haslauer. Seine Vermutung: »Der Hochofenzement ist vielleicht durch Lobbying aus der Norm geflogen.« Dem kann der Vorstand des Betonvereins Helmut Huber wenig abgewinnen: »Es gibt auch Kläranlagen, die mit HOZ betoniert wurden«, erklärt er. Derzeit deute alles darauf hin, dass die Schäden an jenen Anlagen auftreten, die über eine Denitrifizierung verfügen. »Wir sehen, dass sich in der Betreibung der Anlagen etwas geändert hat«, betont auch Gernot Tritthart, Marketing-Mann bei Lafarge. Tritthart ist wie Huber Mitglied einer Arbeitsgruppe, die sich mit dem Problem der Abnützungen an Kläranlagen beschäftigt. Das Ziel ist, eine technische Lösung zu finden, die den hohen chemischen Angriffen in Klärbecken standhält. Wenn die gefunden ist, wird, so Huber, vermutlich auch das Normungsinstitut Schritte setzen. Das kann aber dauern, denn Huber veranschlagt zumindest zwei Jahre, um jene Betonrezeptur zu finden, die auch höchsten Säuregraden gerecht wird. Dass es diesen Beton mit Slagstar, wie die Wopfinger Baustoffindustrie es vermittelt, schon gäbe, lässt Huber nicht gelten: »Slagstar ist von der theoretischen Grundlage her geeignet, ob das die Lösung ist, wird die Praxis zeigen«, meint der Experte.