Out of Darwin
- Written by Redaktion_Report
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Charles Darwin sind - wie anderen Pionieren auch - ein paar Fehler passiert. So meinte er (und das wird immer noch so gelehrt), dass die »bessere« Tierart überleben und die »schlechtere« aussterben würde. Demnach wäre beispielsweise die Ameise die bessere Tierart als der Dinosaurier. Und das kann man so nun wirklich nicht sagen (wie auch niemand behaupten wird, dass Red Bull die »besten« Energy Drinks herstellt). Heute neigt man in Bezug auf Darwins »Selektion« eher zu einer nüchterneren Betrachtungsweise: »Wer lebt, ist ganz einfach noch nicht (aus)gestorben«, meinen Francisco Varela und seine Biologenkollegen. Aber die meisten Theorien des Charles Darwin haben dennoch ihre Gültigkeit bis heute bewahrt. Und: Forschungsergebnisse sind immer nur so lange wahr, bis aufgrund neuer Informationen oder Entdeckungen eine neue Sicht notwendig wird.
Aber was hat Evolution mit Management zu tun? Wieder einmal ist uns ein Buch in die Hände gefallen: »Evolutionäres Management« nennt es sich, herausgegeben von der Wiener Organisationsberaterin Sonja Radatz, mit vielen Fachartikeln international renommierter Berater, Denker und Forscher.
Widersprüche. »Die Evolution kennt keine Eile, sie ist nicht zielorientiert und folgt dem Verhalten des Menschen«, hat Humberto Maturana herausgefunden. Daher scheinen sich Management und die Evolution nicht besonders gut zu vertragen, denn Manager sind extrem zielorientiert, haben immer Eile und versuchen bisweilen, das Verahlten ihrer Mitarbeiter zu verändern (und nicht das eigene).
Also fragten wir bei der Herausgeberin nach, wie sie denn das mit der Evolution und dem Management meine. Sonja Radatz: »Jede Handlung eines Managers zeigt irgendwann irgendeine Auswirkung.« Also ist jedes Handeln notgedrungen evolutionär - die Evolution kann also einen ungünstigen oder einen günstigen Verlauf zeigen. Bei einem Fehler weiß man ja auch erst nach der Handlung (oder nach der eingetretenen Auswirkung), dass ein Fehler passiert ist.
Was sollte ein Manager, der eher auf eine günstige Evolution zurückblicken will, alles beherrschen? Sonja Radatz nennt drei wichtige Dinge: »Zum einen ist es die Fähigkeit, systemisch denken zu können.« Und wann denkt man systemisch? Radatz: »Wenn man in Zusammenhängen und Auswirkungen denkt.« Dienlich ist weiter, wenn man der konstruktivistischen Idee möglichst viel abgewinnen kann. Report-Leser wissen es bereits: Bekennende Konstruktivisten sind sich bewusst, dass wir uns die Wirklichkeit von Augenblick zu Augenblick immer wieder neu »erfinden« (konstruieren), es gibt keine Transzendenz und man kann einen Menschen nicht instruieren, zu etwas zwingen, sondern nur versuchen, ihn zu einer bestimmten Handlung oder zu bestimmten Verhaltensweisen zu »überreden«.
Die dritte Säule des evolutionären Ansatzes ist laut Radatz die Autopoiese des Humberto Maturana. Maturana hat die Evolution ja sozusagen »umgeschrieben« (»Der Baum der Erkenntnis«), zumindest von einigen Darwinistischen Irrtümern befreit und ist der Vater des Gedankens, dass nicht die Gene den Menschen vorbestimmen, sondern dass die Gene dem Verhalten des Menschen folgen. Ein Denkansatz, der unser bisheriges Weltbild gehörig durcheinander bringt, weil die Ausrede wegfällt, dass »die Gene schuld sind«, wenn wir scheinbar für irgendetwas »kein Talent« haben. Mit anderen Worten: Für unser Glück sind wir selber verantwortlich. Notgedrungen auch für unseren Erfolg.