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Langfinger am Arbeitsplatz

Schrauben aus dem Lager oder ein gelegentlicher Griff in die Kassa - alles nur Kavaliersdelikte? Obwohl sich auch diese Kleindiebstähle in großen Unternehmen zu beachtlichen Beträgen summieren können, fallen sie doch meist unter »Schwund«. Haarig wird es, wenn im großen Stil Bilanzen gefälscht oder Waren an Großhändler verschoben werden. Für Aufsehen sorgte etwa der zur Jahreswende aufgedeckte Diebstahlsring im Grazer Magna-Steyr-Werk, wo 25 Mitarbeiter - vom Meister über den Portier bis zum Lkw-Fahrer - systematisch Ersatzteile für den Puch G entwendeten. Anfangs für den Eigenbedarf, Freunde und Verwandte, später wurden für andere Auftraggeber sogar ganze Karosserierahmen abtransportiert.

Kein Einzelfall. Laut Schätzung der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft KPMG fügen betrügerische Mitarbeiter österreichischen Unternehmen jährlich Schäden in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro zu. Der volkswirtschaftliche Schaden ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. 65 Prozent aller Straftaten mit Schäden über 10.000 Euro werden von Beschäftigten der Firma begangen - für Peter Humer, Experte für Wirtschaftskriminalität der KPMG Linz, ein Indiz dafür, »dass die internen Kontrollsysteme in den heimischen Betrieben noch nicht ausreichend sind«.

Zwar gaben achtzig Prozent der befragten Unternehmen an, bereits Maßnahmen zur verbesserten Kontrolle gesetzt zu haben, diese dürften jedoch eher halbherzig ausgefallen sein. Denn gleichzeitig schätzen kurioserweise nur fünf Prozent die Gefahr für den eigenen Betrieb als hoch ein. Wirtschaftskriminalität, das betrifft doch nur die anderen - eine typisch österreichische Sichtweise.

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