Report: Sie wollen nicht als ein Telco verstanden werden, der Festnetzservices über das Kabelnetz von UPC anbietet. Wo liegt ihr Fokus?
Christian Fritzsche: Wissen Sie, jeder hat seine Familie und Geschichte. UPC ist unsere Familie. Trotzdem sind wir ein Anbieter, der sich auf die Vorteile für alle Geschäftskunden konzentriert. Wir betrachten genau, was Geschäftskunden brauchen, was ihre Bedürfnisse sind. Das ist unser Vorteil: Es gibt nicht so viele Anbieter, die sich ausschließlich auf Geschäftskunden fokussieren. Wenn Kunden bei uns im Customer-Care anrufen, dann weiß der Mitarbeiter dort gleich, was ein Geschäftskunde ist. Der Betreuer braucht keinen Spagat zu machen und weiß, worauf es ankommt. Dasselbe gilt für unsere Vertriebsmaschine.
Unser Logo für Kabeltelefonie ist zwar Heritage und hat auch Schuld an dem Verwirrspiel - es stellt aber klar, wofür wir stehen. UPC: das ist eine innovative, gewachsene Struktur, die schon lange auf Glasfaser setzt.
Wie ist ihr Geschäftsmodell außerhalb der Einzugsgebiete von UPC? Priority Telecom ist ja folglich dort reiner Wiederverkäufer von Leitungen anderer Infrastrukturbetreiber.
Die Mehrheit unserer 5000 Kunden sitzt in den Ballungsräumen, dies ist auch bei anderen Anbietern nicht anders. Ich möchte aber nochmals klarstellen: beim Bedienen von Businesskunden geht es nicht um Masse, sondern um umfassenden Service. Die letzten Jahre waren von einem großen Wettbewerb gezeichnet, die einzige Differenzierung ist aber meist - preislich sind wir ohnehin gut - die Beziehung zwischen Kunden und Lieferant. Diese ermöglicht dann Projekte, die effizient über die Bühne gehen. Dies ist besonders wichtig, denn die Telekommunikation ist ein spezielles Produkt, das man eigentlich nicht wahrnimmt solange es funktioniert.
Wir haben eine Größe, die es uns erlaubt, auch in einer großen Gruppe flexibel zu sein. Wir haben immer die Möglichkeit, auf den Kunden speziell einzugehen. Die Frage dazu ist stets: was kann ich anders machen als andere? Zugekaufte Infrastruktur ist aber immer noch ein kleinerer Teil - etwa ein Viertel unseres Geschäfts wird darüber generiert. Wir wollen weiterhin auf unsere eigene Infrastruktur setzen, da nur dort die volle Wertschöpfung machbar ist und dies uns zusätzliche Flexibilität bringt. Wir sind als facility based telco gewöhnt, Leitungen selbst zu betreiben.
Priority Telecom ist nach den Restrukturierungen seit 2004 nur noch in den Ländern Niederlanden, Norwegen und österreich präsent. Gab es seither Wachstum, gab es Veränderungen?
Priority Telecom hat in österreich derzeit 56 Mitarbeiter, setzten dabei aber stark auf Outsourcing-Dienste. Ein Beispiel: Löcher in den Boden zu vergraben und Leitungen zu verlegen können andere besser. Unser Customer-Care-Center hingegen ist unsere Kernkompetenz. Meine Kunden zu betreuen und zu servicieren möchte ich niemand anderem anvertrauen. Es gibt noch einzelne Assets in Osteuropa, die zurzeit unbenutzt sind - unsere Infrastruktur in Bratislava etwa. Diese Märkte werden von der Konzernzentrale in Amsterdam ebenso wie von Wien aus genau beobachtet. Zurzeit ist aber noch keiner dieser Märkte bereit, um dort wieder groß einzusteigen zu können.
Sie promoten als einer der wenigen Anbieter noch immer ISDN-Produkte. Wie lange wird Priority Telecom dies noch tun? WIe sieht ihre Roadmap dagegen im Bereich IP-Telefonie aus?
Bei ISDN sehe ich eine letzte große Welle, KMU setzen sich derzeit stark damit aus. Oft wird dazu eine Kombination mit breitbandigeren Produkten gewählt. ISDN ist aber sicherlich eine Sache, die bald zu einem Ende kommt - sie lebt stark von Produkten, die allesamt schon auf den Markt gekommen sind. ISDN kann aber weiterhin Funktionen bieten, die am klassischen Festnetz nicht servicierbar sind. Und davon kommen fast schon täglich neue hinzu, vieles davon aus der für die Nutzer bekannten Handywelt. Mit IP werden dazu völlig neue Möglichkeiten wahr, Provider sind damit auch zunehmend weniger von den Herstellern abhängig. Wir haben die ersten Kunden dazu schon gewinnen können. Sie schätzen Computer-Integrated-Telephony, Voice-Mail oder etwa die Adressen aller österreichischer Unternehmen am Telefon verfügbar zu haben. Vieles davon war in der Vergangenheit nur für Großkunden kostspielig möglich. Nun werden solche Funktionen stärker in den KMU-Markt gebracht.
Durch Dienste wie VoIP sinken die Bruttomargen der traditionellen Switching-Companies unaufhörlich. Wie begegnen Sie dieser Gefahr?
Wir sind in einem sehr kompetitiven Umfeld in dem kontinuierlich der Rechenstift gespitzt wird und aggressive Produkte den Markt bestimmten. Die Telekommunikationsbranche insgesamt ist aber kein Ort, an dem man sich auf seinen Produkten ausruhen kann. Es gilt stets, das neueste und sinnvollste bereitzustellen. Da muss man nicht wehleidig sein - sie werden mich an dieser Stelle auch nicht jammern hören. Es ist einfach so: Derjenige, der die Kunden effektiv und kosteneffizient bedienen kann, wird daran auch verdienen. Die Kunden wollen über einen längeren Zeitraum Qualität geboten bekommen - bei Telefondiensten ebenso wie bei Netzwerken. Weiters setzen wir auf andere TK-Dienste wie Mehrwertrufnummern.
Wann wird die Flatrate im Telefoniebereich nach österreich kommen? Denken Sie bereits darüber nach?
Wir denken über so etwas nach. Wenn Sie wollen, haben wir aber jetzt schon ähnliches am Markt. Man zahlt schließlich schon sehr wenig für Ortsgespräche. Es wird in absehbarer Zeit Flatrate-Angebote im Telefoniebereich geben, diese werden aber nicht alle gleichmäßig zufrieden stellen. Etwa wird übers Jahr hinweg Monat für Monat unterschiedlich intensiv telefoniert. In den Sommermonaten wären dann Flatrate-Kunden nur bedingt über einen Pauschalpreis glücklich, der sie im Dezember wiederum absolut zufrieden stellt. Solche Produkte müssten für beide Seiten transparent sein. Obergrenzen in der Telefonie gibt es aber im Geschäftsbereich weniger, denn Unternehmen wollen genau sehen können, wo und wie viel telefoniert wird. Wir werden dazu auch sicherlich keine ruinösen Angebote stellen. Kein Unternehmen will ein Produkt, wo es sagen kann: Wow! Hier verliert mein Anbieter viel Geld! Es wird also eine gesunde Entwicklung dazu geben.