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übernahme als Schaukampf

österreich erlebt den ersten Streik in der Mobilfunkbranche. Die Belegschaft von tele.ring wehrt sich gegen die drohende übernahme durch den Konkurrenten T-Mobile. Damit wird Neuland beschritten und aufgezeigt: Ein Betreiber besteht nicht nur aus einem Funknetz, er verkauft nicht nur Telefonminuten, sondern spielt auf der Klaviatur der Emotionen. Dabei geht es nicht nur um Technik, es geht um Menschen - und die haben Eigenleben.

T-Mobile hat die Partie um den Kauf von tele.ring geschickt im Hintergrund gespielt. Alle blickten auf Mitbieter wie One und den amerikanischen Investor Permira - im Windschatten positionierte sich T-Mobile und ist nun knapp davor Eigentümer des erfolgreichen heimischen Mobilfunkanbieters tele.ring zu werden. Aber die Ziellinie ist noch nicht überschritten - und in der finalen Phase verleiht die Belegschaft ihrer Stimme Gewicht und könnte die übernahme in letzter Sekunde noch zu Fall bringen. Denn die Mitarbeiter von tele.ring sind eine Macht. Sie haben in der Vergangenheit aus dem maroden Schlusslicht unter den Mobilfunkern, das um zehn Euro von Vodafone an Western Wireless verschenkt worden war, den Shooting-Star der Szene gemacht.

Die Truppe um CEO Michael Krammer hat den Wert geschaffen, der die Kassen der neuen amerikanischen Eigentümer füllen wird. Sie fordert jetzt ihr Recht ein - und sie kann sich vieler Sympathien sicher sein. Schließlich sind Mitarbeiter nicht die Verschubmasse auf dem Reissbrett der Eigner, sie schaffen Werte und sie vernichten sie mitunter auch.

Die Streikdrohung der tele.ring-ler macht den Kauf durch T-Mobile eigentlich zum nichtkalkulierbaren Risiko. Denn eine übernahme ist kein Staatsstreich, wo in wenigen Stunden völlig neue Strukturen geschaffen werden. Nach dem Kauf können die neuen Eigentümer nicht im Stechschritt in die Firmenzentrale einmarschieren und das Kommando übernehmen. Es wird übergangsfristen geben, die kartellrechtliche Genehmigung wird abzuwarten sein, es werden Monate ins Land gehen, ehe der Käufer seine Strategie umzusetzen in der Lage ist.

Wenn die Belegschaft kampfbereit ist, reicht die Zeit, um dafür zu sorgen, dass das verkaufte Unternehmen mit dem dann tatsächlich übernommenen wenig zu tun haben wird. Dann wird die übernahme für T-Mobile eine wirklich teure Sache. Man darf gespannt sein, wie der Aufsichtsrat in Bonn auf die neue Entwicklung reagiert und ob er bereit ist, die Konsolidierung des heimischen Handybetreibermarktes um jeden Preis durchzusetzen. Interessant wird auch, ob die amerikanischen Eigentümer in ihrer Letztentscheidung den Willen der österreichschen Mitarbeiter berücksichtigen.

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