Menu
A+ A A-

\"Branche ist reif geworden“

Der Halbleiterhersteller Infineon Technologies mit Sitz in Villach veranstaltet eine jährliche Konferenz für das Top-Management. Als Monika Kircher-Kohl das erste Mal daran teilnahm, wurde sie gefragt, ob sie denn am so genannten \"Spouseprogram“, jenes Programm für die Ehefrauen der Top-Manager, mitmachen möchte. Kircher Kohl, seit rund fünf Jahren Finanzvorstand bei Infineon, lehnte dankend ab, \"denn ich musste ja bei der Konferenz dabei sein, da ich die nächste zu organisieren hatte.“ Eine derartige Situation nimmt sie mit Humor und befürwortet, dass schon ein Drittel der Lehrlinge bei Infineon Mädchen sind.

Report: Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass sich so wenige Mädchen für die Technik entscheiden?
Monika Kircher-Kohl: Zuerst einmal liegt das, glaube ich, an der Bildungsgeschichte. Es war üblich, dass Mädchen Handarbeiten und Burschen Werkunterricht haben. Es fehlen die Vorbilder und das setzt sich bei den Lehrlingen fort. Nicht immer ist auch das Umfeld - Eltern, Lehrer, Berufsberater - förderlich. Frauen mangelt es auch manchmal an Mut. Männer trauen sich grundsätzlich etwas zu und formulieren Karrierewünsche. Frauen muss man das erst anbieten, damit sie eine Chance wahrnehmen. Sie brauchen Ermutigung.

Welche Ermutigung haben Sie erfahren?
Ich hatte den Vorteil, dass ich in einem Handwerksbetrieb mit lauter Brüdern aufgewachsen bin. Deshalb hatte ich auch keine Scheu in der Zusammenarbeit mit Männern. Meine Karriere habe ich aber nicht geplant, sondern Chancen wahrgenommen.

Welche Chancen bietet Infineon Frauen?
Wir haben die Maßnahme \"FIT\" - Frauen in der Technik. Wir führen Mitarbeitergespräche mit Frauen in Karenz, damit sie uns nach der Berufspause nicht verloren gehen. Der Wiedereinstieg soll ihnen erleichtert werden. Wir bilden keine Bürolehrlinge aus, sondern führen mit den Bewerberinnen ein Gespräch, ob sie sich vorstellen könnten, in einem technischen Beruf bei uns zu arbeiten.

Ein Drittel der Lehrlinge sind jetzt Mädchen, in welchen Bereichen sind Frauen bei Infineon noch hauptsächlich tätig?
Wir haben insgesamt einen Frauenanteil von 13 Prozent, diese sind schwerpunktmäßig in Verkauf und Support, wenige in der Technik. Inzwischen sind sie auch in Führungspositionen keine Exotinnen mehr, aber es sind wenige geblieben. Und das wird sich nicht ändern, wenn Frauen nicht in diese Branche gehen und die Basis schmal bleibt. Wenn bereits die Basis eine schmale ist, ist es schwierig, Frauen für die Leitung von Projekten zu gewinnen.

Ein Blick auf das Halbleitergeschäft - wie schätzen sie die wirtschaftliche Situation in der Branche ein?
Die Situation ist sehr stabil und positiv. Man hat aus den großen Zyklen der Vergangenheit gelernt und die Fehler scheinen aktuell nicht gemacht zu werden. Die Branche wurde eine sehr reife. Es gibt sicher nicht 15 Prozent Wachstum, aber ich rechne mit einem hohen einstelligen Wachstum in der Halbleiterbranche. In Europa gibt es allgemein ein relativ schwaches Wachstum, in den USA ist die Lage stabil und in Asien ist ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen. Wir gehen davon aus, dass die nächsten ein, zwei Jahre positiv verlaufen werden. Für Infineon global wird es entscheidend sein, das Marktwachstum zu nutzen und den Schwerpunkt auf Profitabilität zu legen. Das wird in diesem Geschäftsjahr der Fokus sein.

Welcher Herausforderung stellt sich die Halbleiterbranche?
Im Bereich Automotive geht es um Qualität, Qualität, Qualität. Ein Chip im Auto bspw. muss vom ersten Tag an unter extremen Bedingungen funktionsfähig sein. Das gilt für die gesamte Lebenszeit, der Chip im Auto darf auch nach zehn Jahren nicht seinen Geist aufgeben. Wir haben deshalb mit Kunden die Initiative \"Automotive Excellence“ gegründet mit dem Ziel \"Zero defect“ - eine Null-Fehlerquote für die Sicherheitstechnik. Bei Handychips zum Beispiel geht es um etwas ganz anderes, die Preisfrage steht hier stärker im Mittelpunkt. Handys sollen immer mehr Leistung und Funktionen haben, gleichzeitig aber immer kleiner und leichter werden. Unsere Power Chips ermöglichen zum Beispiel Energiesteuerung für das Mobiltelefon.

More in this category: « Abgeblitzt Bestes Werk »
back to top