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Forschung & Entwicklung - Zukunft österreichs?

Nach den politischen Umwälzungen in unseren unmittelbaren Nachbarstaaten ist ein neuer Wirtschaftsraum entstanden: »Central Eastern Europe«. Für sieben südosteuropäische Länder trägt Siemens österreich die Geschäftsverantwortung und bearbeitet diesen Markt intensiv. Die IKT-Branche wächst dort weiterhin zwei- bis dreimal schneller als in österreich - mit hohen einstelligen und sogar zweistelligen jährlichen Zuwachsraten. Doch keine Chance ohne Risiken: Bekanntlich wurde eine starke Abwanderung von - für die innovationshungrige IT-Branche so wichtigen - F&E-Aktivitäten befürchtet. Jüngste Studien zeigen jedoch, dass sich diese ängste nicht bewahrheitet haben. International agierende Unternehmen können im Gegenteil sogar profitieren. F&E-Ressourcen vor Ort ermöglichen, lokale Wertschöpfung im Land zu schaffen. Durch wirksame Vernetzung dieser und österreichischer F&E-Ressourcen entsteht eine Knowledge-Plattform, deren konzerninterne Bedeutung durch die neue Größe deutlich steigt. Die Bündelung von fachlicher Kompetenz und kostenseitiger Wettbewerbsfähigkeit durch gezieltes Nearshoring sichert damit österreichische F&E Arbeitsplätze - wovon auch österreichische Unternehmen als Kunden profitieren. Siemens nutzt diesen Ansatz in verschiedenen Branchen - am prominentesten in der Programm- und Systementwicklung, einer F&E-Einheit mit international über 6000 Mitarbeitern, wovon knapp die Hälfte in österreich arbeitet.

Lissabon-Ziele. Alles also in bester Ordnung? Erfreulich stimmt die Kampfansage, mit der die EU in den Lissabon- und Barcelona-Zielen erklärt hat, die EU bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Der Weg dorthin gestaltet sich jedoch steinig. Ein erster Schritt - das Anheben der F&E-Quoten auf drei Prozent bis 2010 - weist zweifellos in die richtige Richtung. österreich hatte bereits 2005 eine Forschungsquote von 2,35 Prozent. Das Ziel ist für österreich also durchaus erreichbar. Insgesamt wurden 2005 hierzulande 5,8 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Zwei Drittel davon kamen aus dem Unternehmenssektor. Um die positive Entwicklung aber fortzusetzen, ist ein starker Forschungsbereich als Kooperationspartner der Wirtschaft unerlässlich. Denn mit zunehmenden F&E-Aktivitäten steigt auch die Nachfrage nach Technikabsolventen. Hier sind Investitionen im Bildungsbereich unumgänglich, insbesondere angesichts rückläufiger Inskriptionszahlen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Kritisch zu hinterfragen sind hier die Gründe, warum sich nach der Volksschule noch siebzig Prozent der Schüler, nach der Matura aber nur noch dreißig Prozent für technisch-naturwissenschaftliche Studienrichtungen interessieren.

Rahmenbedingungen. Hochqualifizierte Ingenieure und Wissenschafter benötigen dann dringend den richtigen Rahmen, um effizient zusammenzuarbeiten. Das erfordert mehr als nur Lippenbekenntnisse zu Kooperationsmodellen für universitäre/außeruniversitäre Forschung und Industrie. In österreich war dieses Anliegen Schwerpunkt nationaler Forschungsstrategien der vergangenen Jahre. Die Industrie muss stärker in die Forschung einbezogen sein, damit Forschungsergebnisse schneller kommerzialisierbar werden. Billiger als in österreich kann vielerorts produziert werden - und wird es auch. Insbesondere im ITK-Umfeld benötigen Kunden aber einen Partner, der neben technischen Lösungen auch Innovationen und Ideen liefert, die dem Kunden helfen, sein Geschäft erfolgreicher abzuwickeln. Gelingt die genannte Kooperation, so ist das der beste Nährboden für lokale Wertschöpfung im Land.Erfolgsfaktor. Aus Industriesicht sind Kompetenzzentren für den Erfolg österreichischer F&E-Aktivitäten wesentlich, wobei das Erreichen einer kritischen Masse für deren Erfolg ausschlaggebend sein kann. Am Beispiel des ftw (Forschungszentrum Telekommunikation Wien) sieht man, wie reger Austausch verschiedenster Mitglieder der ganzen Branche in strategische Projekte mündet, wenn alle an einem Strang ziehen. Der wissenschaftliche Output ist mit über 280 Konferenzbeiträgen, siebzig Fachartikeln und neun Büchern beachtlich. Mit Blick auf 2010 gilt es, solche Forschungszentren, die über Jahre professionelle Geschäftsprozesse implementiert und ein nationales sowie internationales Netzwerk aufgebaut haben, zu stärken - und gleichzeitig die universitären Rahmenbedingungen zu verbessern, die sicherstellen müssen, dass die hellsten Köpfe die besten Forschungsbedingungen vorfinden - und zwar in österreich.

Die Beispiele zeigen klar: Der F&E-Standort österreich wird nachhaltig durch Kooperationen abgesichert - Kooperationen in internationalen F&E-Netzwerken von Großunternehmen, die von österreich aus in den Osten expandieren, Kooperationen zwischen Industrie und universitärer Forschung und Kooperationen über branchenspezifische Kompetenzzentren. Die Politik ist in zweifacher Hinsicht gefordert: einerseits, den Rahmen für diese Zusammenarbeit zu schaffen - Stichwort: F&E-Quoten. Andererseits durch konsequente Investitionen in Zukunftsthemen wie E-Government und E-Health, die innovative IKT-Lösungen erfordern und so Lösungskompetenz sowie internationale Referenzen in österreich schaffen.

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