Menu
A+ A A-

Im Untergrund

Budapest kann sich nicht nur dank seiner historischen Bauwerke mit so mancher europäischer Tourismusmetropole messen - auch unterirdisch arbeiten die Ungarn bevorzugt mit Know-how aus der EU. Die mit Baujahr 1896 älteste U-Bahn am europäischen Festland ist in die Jahre gekommen. Genauer gesagt: ihre Schwesterlinie. Während die Originalstrecke \"M1“ - benannt zur 1000-Jahr-Feier der Staatsgründung Ungarns - auch 99 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme und zahlreichen Renovierungen unaufhaltsam betrieben wird, steht nun die Linie M2 zur Erneuerung. Mit EU-Fördermittel unterziehen die Budapester Verkehrsbetriebe (BKV) die Linie einer umfassenden Frischzellenkur: Bis 2007 werden alle Stationen neu eingerichtet, Schienen und Tunnel rekonstruiert und die Energieversorgung erneuert. Franzosen liefern alle erforderlichen Systeme für die Kommunikation und Verkehrstelematik auf der gesamten Bahnstrecke. österreicher sind in diesem Projekt wichtigster Technologielieferant und Systemintegrator. Der Generalunternehmer: Sagem. Sein Lieferant: Kapsch.

Im Untergrund. \"Ungarn ist ein Hoffnungsmarkt“, bekennt sich Bernhard Kerres, Vorstand der IKT-Sparte Kapsch CarrierCom, zu einer Region die sich \"besonders seit der EU-öffnung sehr gut entwickelt hat“. Kerres liefert Sagem Kommunikations- und Sicherheitssysteme zu. Da werden Brandmelde-Detektoren, ein neues Funksystem für Blauchlichtorganisationen und Lautsprecheranlagen samt Ansage-Management und Datenspeicherung der Ansagen gemeinsam mit Partnerfirmen wie Schrack Seconet installiert. Ihrer Kernkompetenz entsprechend verantworten die österreicher aber auch die Telefoniesysteme für die Fahrtleitzentralen und die strukturierte Verkabelung des Gesamtsystems. Die meisten Installationen des knapp fünf Millionen Euro schweren Auftrags an Kapsch werden in der Nacht durchgeführt. Schließlich muss der Passagierverkehr tagsüber wie gewohnt funktionieren. Trotzdem kommen die Bauarbeiten Kerres zufolge gut voran. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres konnte die BKV die ersten beiden Bahnhöfe für den öffentlichen Verkehr wieder freigeben. Zwischen September und November 2005 werden drei weitere Stationen auf derselben Strecke folgen. Dabei ist die Durchführung des Projekts alles andere als simpel. Zeitweise müssen die neu implementierten Kommunikations- und Telematikstrukturen reibungslos an die alten Systeme geschaltet werden können. \"Die Sicherheitsanforderungen sind gigantisch“, stöhnt Kerres, doch sei man auf den schnell wachsenden Telekommunikationsmarkt in Ungarn bestens eingestellt.

Während Kapsch im Ausbau der Wiener U-Bahn derzeit nicht involviert ist, rechnet man sich gute Chancen bei weiteren, erwarteten Ausschreibungen der BKV aus. Vor allem im Bereich Straßenbahnen steht Experten zufolge eine baldige Modernisierung an. überhaupt: der ungarische Markt kann Manager wie Bernhard Kerres noch begeistern. Reguliert werde nur dort, wo es wirklich notwendig sei. Der Rest werde dem freien Markt überlassen, beschreibt Kerres. Zudem sind VoIP-Services völlig ohne Lizenz anbietbar. \"Das ist einzigartig.“

Aufbauarbeit. Ungarn ist Kapsch keine Unbekannte: Bereits 1991 gründeten die Wiener in Budapest ihre erste Niederlassung in Mittel- und Osteuropa. Seitdem ist Kapsch CarrierCom maßgeblich an der steten Modernisierung des Festnetzes des Incumbents Matáv beteiligt. Seit kurzem ist das Traditionsunternehmen bei Wind und Wetter in der Puszta unterwegs: der Ausbau des Breitbandnetzes in den ländlichen Gebiete Ungarns erfordert einiges an Energie. Das Tagesgeschäft benötigt zunehmend Ressourcen: Kapsch CarrierCom eröffnet noch in diesem Jahr eine zweite Filiale für Services und Support in Györ.

back to top