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Ein Sommer. Ein Thema.

Die österreicher haben es nicht leicht mit dem Mobilfunk. Zwar wird auf der einen Seite gut daran verdient - mit Mobilfunklizenzen, der Arbeitsplatzbeschaffung und den Zulieferbranchen. Und auch die Telefonkosten sinken unaufhörlich - so manch großer Nachbar beneidet die österreicher um ihre Handyrechnungen. Aber zu welchem Preis, diese Errungenschaften! Tausende Sendeanlagen verschandeln die schönsten Landschaften. Und verstrahlen nicht nur die brav telefonierende Bevölkerung, sondern bringen auch so manchen Landesherren auf krumme Ideen. Die Zeit ist schließlich reif: Ein Mobilfunker nach dem anderen hat den Turn-around geschafft und häuft nun Millionenbeträge an, die lediglich mit findigen Abgabegesetzen angezapft werden müssen. Es ist fast zu einfach, um wahr zu sein. Die Provider zerfleischen sich ohnehin gegenseitig, da muss nur noch das übriggebliebene abgekratzt werden.

Verrückt. Es ist Sommer 2005. Ein Infrastrukturminister beschuldigt Landesräte der Murkserei, bringt kurzzeitig Hoffung für eine österreichische Lösung in die Providerzentralen in Wien. Ein Wirtschaftsminister fühlt sich nicht zuständig für die Befindlichkeiten der Mobilfunkbranche. Und ein Bundeskanzler hat wieder einmal überhaupt nichts zu sagen. Bei allem Respekt für die Initiativen und Anstrengungen der Bundesregierung, den Wirtschaftsstandort österreich im globalen Technologierennen voranzutrieben - was im Sommer 2005 passiert, konterkariert nicht nur die ohnehin flauen Bestrebungen zum konzertierten Infrastrukturausbau in österreich. Sie sind schlicht und einfach verrückt, oder »Wahnsinn«, wie es ein Mobilfunkboss nennt. Technologieminister Hubert Gorbach wird es nicht leicht haben, Schüssel vom Unsinn eines Sendeanlagenabgabegesetzes zu überzeugen. Hat doch dieser zuvor Niederösterreich-General Erwin Pröll grünes Licht für die eigenmächtige Torpedierung der Mobilfunkwirtschaft gegeben. Nun fürchten die Funknetzprovider in Niederösterreich ähnliche Abgabeverordnungen für ihre Sendeanlagen. Denn der europäische Gerichtshof wird mit Sicherheit jegliche Diskriminierungen im Landesgesetz kippen.

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