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Die Bilfingers

Im Jahr 1974 leise gegründet, 1985 dick beim U-Bahnbau und 2005 Mitbieter für das größte PPP-Modell österreichs, die Nordautobahn: Die Entwicklung der österreich-Tocher des deutschen Bauriesen Bilfinger +Berger ist nicht spektakulär, heute ist sie mit rund 550 Mitarbeitern jedoch eine fixe Größe am heimischen Markt. So zuletzt geschehen beim Baulos der Tauernautobahn (A 10), wo Bilfinger+Berger vor der Strabag AG als erstgereihter Bieter die Ausschreibung mit 78 Millionen Euro für sich entschied. Noch ist den beiden Geschäftsführern Richard Metzenbauer und Rainer Schuster nicht nach feiern. »Die Bietergespräche finden Anfang Juni statt, wir werden sehen, was herauskommt«, kommentiert Schuster vorsichtig. Geht der Auftrag an Bilfinger+Berger, muss die Strabag nach dem Stadion Klagenfurt eine zweite Kärntner Niederlage hinnehmen.
Nur wenige, dafür aber potente Gegner hat das Unternehmen bei der soeben begonnenen Ausschreibung für österreichs größtes Private-Public-Partnership-Modell, den Ausbau der Nordautobahn, für den sich neben den Bilfingers (gemeinsam mit Bögl) Vinci, Bouygues, eine Allianz aus Hochtief und Alpine und das rein österreichische Konsortium aus Strabag, Swietelsky, Porr, Habau mit den Finanzpartnern Raiffeisen, Bank Austria und Investkredit bewerben. Eine ausgemachte Sache, könnte man als gelernter österreicher meinen. »Ich glaube nicht, dass die einem das Geld billig geben, nur damit die anderen bauen können«, zweifelt Schuster daran, dass die Achse Strabag-Raiffeisen und Porr-Bank Austria die Gegebenheiten des Marktes ignorieren könnte. Das Volumen des Projektes beträgt immerhin um die 800 Millionen Euro.

Dennoch könnte die Art und Weise, wie das Verfahren bei der Asfinag gehandhabt wird, Vorentscheidungen mit sich bringen. Die Ausschreibung ist in deutscher Sprache verfasst, die Zeit für die Bearbeitung ist extrem kurz. Und von Unsicherheiten geprägt, wie Metzenbauer erklärt. Rund die Hälfte des Megaprojektes entfällt auf die S 1, die zum Teil durch Wiener Stadtgebiet verläuft. Dort könnten im Zuge des UVP-Verfahrens zusätzliche Auflagen den Bau erheblich verteuern. Dazu kommt, dass die Ausschreibung laufend ergänzt wird, erläutert Metzenbauer. So wird ein Teil der Umweltverträglichkeitsprüfung erst im Juli nächsten Jahres abgeschlossen sein, während die Abgabe für die Bieter aber bereits im September passiert. Dennoch ist Schuster zuversichtlich:. Die Konzerntochter Bilfinger+Berger BOT GmbH sei seit langem bei Konzessionsprojekten international präsent. Bislang gebaut wurden ein Tunnel in Lübeck, eine Stadtautobahn in Bangkok, Schulen und Krankenhäuser in England. Zuletzt punktete Bilfinger Berger gemeinsam in einer Arge mit der Porr und Swietelsky bei der ungarischen M 6 um rund 400 Millionen. Anders als in Ungarn, wo die Errichter der Autobahn in Raten abgegolten wird, sind dreißig Prozent der Rückzahlungsraten verkehrsabhängig, siebzig Prozent fix. Spielraum habe sich der heimische Autobahnbetreiber auch beim Bodenrisiko erarbeitet, erklärt Schuster. Je mehr man dafür kalkuliert, desto höher ist das Risiko, wegen überhöhter Kosten auszuscheiden. Für Bilfinger+Berger gelte aber jedenfalls das Motto: Ertrag vor Umsatz. Warum man sich dann an der doch etwas spekulativen Sache PPP beteilige? »Das ist die Zukunft, nur österreich und Deutschland hinken hier nach, in Australien und anderswo wird alles so gebaut«, sagt dazu Schuster. Er und sein Vorstandskollege haben auch die Aktivitäten in der Slowakei, in Ungarn, Griechenland und vielleicht auch bald in Bulgarien zu verantworten. In Italien ist das Unternehmen seit 2002 präsent, erste Bauvorhaben werden aber erst heuer und im nächsten Jahr realisiert. Die Niederlassung in Pilsen ist gerade in Gründung. Des Weiteren ist gerade ein Projekt im Libanon im Werden. In Griechenland startet demnächst die Klärschlammentsorgung für die Stadt Athen. Der 25-Millionen-Auftrag wird von der EU gefördert. Das Verfahren wurde in Wien entwickelt und soll die bislang in Griechenland übliche Verklappung ins Meer stoppen. Auf Korfu wird des Weiteren ein Projekt vorbereitet, das sich mit der Vergasung von Resten aus den dortigen Olivenpressen beschäftigt.

Bilfinger+Berger österreich machte 2004 einen Umsatz von 138 Millionen, rund zehn davon außerhalb österreichs. Das EBITA betrug 1,9 Millionen, das nicht an die Mutter abgeführt, sondern in die sanfte Expansion gepumpt wird. Den Vorwurf, dass man relativ spät dran sei mit der Gründung von Ost-Gesellschaften, lassen Schuster und Metzenbauer nicht auf sich sitzen. »Bei Großprojekten ist es nicht so entscheidend, wann man dort ist«, erklären die beiden Baumanager. Sie peilen für 2005 die 200 Millionen Umsatz an. Mehr als drei Viertel des Umsatzes werden im Kerngeschäft Spezialtiefbau und Umwelttechnik erwirtschaftet.

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