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Panzer für alle

Also, ich sag’s Ihnen, dieses Gefühl ist unvergleichbar. Ich mein, ich hab ja auch vorher schon anständige Autos gehabt, aber - kein Vergleich! Schaun Sie sich das an: Zweieinhalb Tonnen! Allradgetriebe! 360 Pferdestärken! Jaja, mein Lieber, das ist ein Auto, gell! Da kann mir keiner mehr, nicht, da sollten Sie mal sehen, wie die alle blöd schauen mit ihren Audis und Mazdas und VWs, wenn ich da an die Kreuzung fahr, werden die rundum alle ganz klein, mein Herr! Also, am besten ist ja die Höhe. Man steigt da empor in den Fahrersitz und überblickt alles, man schwebt über dem gemeinen Volk, sozusagen … jaja, die Aufstiegsleiter ist da schon serienmäßig dabei, die muss auch sein, weil wenn Sie da zum Beispiel beim Aussteigen nicht aufpassen, da verknackst man sich schon leicht den Knöchel, wenn man da ohne Aufstiegsleiter so einfach rausspringt. Aber der überblick! Wenn ich da zum Beispiel so in der Früh auf der Südosttangente stehe und von hoch oben die Blechlawine überblicke, eine endlose, glitzernde Kolonne von futzikleinen Autodächern da unter mir, also, das ist ein Gefühl, majestätisch, sag ich Ihnen! Ja, bei Zebrastreifen muss man schon ein bissl besser aufpassen, weil wenn jetzt zum Beispiel so ein altes Muatterl direkt vor der Kühlerhaube vorbeigeht, die sieht man dann natürlich nicht mehr. Oder ein Kind. Also, ein Kind bis zur Größe von ein Meter achtzig. Da muss man dann halt einfach besser aufpassen, nicht.

Und die Sicherheit! Ich sag Ihnen, dieses Gefühl der Sicherheit - unvergleichlich! Stellen Sie sich vor: ein Unfall. Wenn Sie da jetzt zum Beispiel überholen, und da kommt Ihnen, sagen wir, ein Toyota entgegen - mit jedem anderen Auto ein Todesurteil! Aber so: Zack! Da wutzelt’s den anderen nur so gegen den Kühlergrill, da merkt man nicht einmal einen Rumpler, haha! Also, ich fühl mich viel sicherer, da kriegt man dann schon eine gewisse Gelassenheit beim Autofahren zurück, wenn man diese Sicherheit hat.

Und der Allradantrieb! Schaun Sie, wenn ich will, kann ich durch jedes Gelände! Ich brech mir eine Schneise durch den Wienerwald, wenn’s mir grad einfällt! Durch Wiesen, durch Matsch, durch Dreck, durch Geröll, durch Bacherl, durchs Unterholz: Ich kann überallhin! Also, dieses Gefühl der Freiheit, zu wissen, dass man durch nichts eingegrenzt wird … Bitte? Nein, ich fahr ganz selten raus aus der Stadt. Ich steh überhaupt nicht so auf Natur. Ja, ich bin ja gegen alles allergisch, da ist das nicht so leicht.
Aber ich sag Ihnen: Seit ich meinen SUV hab, kann mich nichts erschüttern. Und der pure Neid bei den anderen! Die blanke Eifersucht! In der Firma! Wie die das Foto gesehen haben, sind s’ krei-de-bleich geworden! Bitte? Ja, ich hab nur das Foto hergezeigt, weil der Firmenparkplatz ist ja lächerlich klein. Ich hab den Chef schon gefragt, ob ich vielleicht zwei Parkplätze krieg, aber nein, aus purer Bosheit und aus Missgunst, ja, weil wir haben ja keinen anständigen Parkplatz, wir haben da ein Minifutziautolabyrinth für kleingeistige Kleinwagenbesitzer, nicht wahr! Da ist kein Platz für ein anständiges Auto! Aber mir ist das wurscht, ich fahr jetzt halt mit der Ubahn, da steh ich drüber! Außerdem hab ich jetzt direkt vor der Wohnung einen fabelhaften Parkplatz gefunden, Sie, das war gar nicht so leicht, da sind vor zwei Wochen zugleich drei auf einmal weggefahren, ich gleich meine Frau und die Kinder mit drei Sesseln nach unten reservieren geschickt, ich in die Schnellbahn, mein Auto geholt, reingefahren und zack! Jetzt steh ich direkt vor der Haustür, glauben S’ ja nicht, dass ich diesen tollen Parkplatz für so was Schnödes wie den Weg zur Arbeit wieder hergeb!

Ja, meine Frau ist ja leider nicht so begeistert, dabei hab ich ihr hundertmal erklärt, Uschi, wir wohnen im ersten Stock, da ist es doch völlig wurscht, ob ich am Abend im SUV sitze oder auf der Couch! Weil mit dem tollen Parkplatz vor der Haustür bin ich ja sowieso auf gleicher Höhe mit dem Wohnzimmerfenster! Ja, das verstehen die Weiberleut einfach nicht, und auch das mit Weihnachten hat sie ja ganz schlecht angenommen. Ich hab gesagt, weißt was, wir schenken uns heuer nichts, wir sparen weiter auf die zweite Tankfüllung, ja, da hätten Sie sie erleben sollen! Ein Drama, sag ich Ihnen! Und bei der Hypothek erst! Ja mein Gott, dann fahren wir halt die nächsten zehn Jahre nicht auf Urlaub, man muss sich doch auch mal ein bisschen einschränken können, oder? Wissen Sie, das ist ja das Problem heutzutage: dass die Menschen halt auf nichts mehr verzichten können! Aber mich kann sie nicht erpressen, nein, mein Herr, mich kann sie nicht so einfach mit Rausschmeißen unter Druck setzen, weil ich hab hier alles, was ich brauch, Schlafsack, Gaskocher, Fernseher, alles hinten im Fond, jawohl!
Also wie gesagt, mein SUV hat mein Leben verändert. Wissen S’ überhaupt, wofür SUV steht? Selbstbewusst - unabhängig - vrei. Ich sag Ihnen: Das ist kein Auto, das ist eine Lebensauffassung.

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