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Powerfrauen, gut vernetzt

Frauen holen auf. Sie schließen sich nicht nur bestehenden Netzwerken an, sondern verbinden sich auch untereinander. Von Rhea Krcmárová

Die Visitenkarte wandert von einer Hand in die andere, die Empfängerin dankt höflich und revanchiert sich ihrerseits mit allen relevanten Kontaktdaten. Man steht an der Bar, diskutiert über den Impulsvortrag, den man zuvor gehört hat. Erzählt sich von Geschäftsmodellen, tauscht sich über Branchennews aus. Der offizielle Teil des Networking-Events im Seminarraum eines großen Wiener Hotels wurde gerade beendet, die Mitglieder sind zum informellen Teil übergegangen. Auffällig ist an diesem Treffen eigentlich nur eines: Man sieht weit und breit keine Krawatte. Die Vorstandsmitglieder, Entscheidungstragenden und Führungspersönlichkeiten, die sich zum Netzwerken eingefunden haben, sind allesamt weiblich.

Karriere-Coaches predigen es seit langem: Gut vernetzt ist halb gewonnen. Trotzdem haben gerade Frauen in Sachen Kontaktpflege noch einigen Nachholbedarf. Glaubt man einer internationalen Studie, nützen nur 40 % aller Frauen ihre Kontakte, um beruflich weiterzukommen. Gründe dafür gibt es viele, schreibt die deutsche Networking-Expertin Martina Haas in ihrem Buch »Was Männer tun und Frauen wissen müssen – Erfolg durch Networking«. Damen hegten eine gewisse Abneigung gegen Klüngelei und Seilschaften, so Haas, es fehle ihnen an Vorbildern und an etablierten Networking-Traditionen. »Frauen definieren sich in der Regel über ihre Tüchtigkeit und Leistung. Viele sind davon überzeugt, dass ihre Tüchtigkeit und ihr Fleiß sie beruflich dorthin bringen, wo sie wollen. Das mag in den ersten Jahren noch zutreffen, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem männliche Kollegen an einem vorbeiziehen, die einem womöglich fachlich nicht das Wasser reichen können.«

Neben gemischtgeschlechtlichen Organisationen zur Förderung der Kontaktpflege können sich Businessdamen und Akademikerinnen auch vielen Frauennetzwerken anschließen. Eine Reihe von Vereinen und Plattformen fördert die Verbindungen von Frauen untereinander. Ob branchenübergreifend oder themenspezifisch, diese Netzwerke weisen etwaige männliche Vorurteile von wegen Zickenkrieg wirksam in die Schranken.

Am bekanntesten sind wohl die professionsübergreifenden Netzwerke wie Club Alpha oder die international agierenden Soroptimists, BPW (Business and Professional Women) und Zonta, die neben Vernetzung auch Wert auf gesellschaftspolitisches und kulturelles Engagement legen.

Für Frauen auf der Suche nach Kontakten in den angloamerikanischen Raum ist das Women’s Career Network von Interesse. Das WCN wurde 1992 in Wien gegründet und ist Teil des europäischen Frauennetzwerkes European Professional Women’s Network (EPWN). Mehr als 150 Frauen aus über 30 Ländern, die in Österreich leben und arbeiten, gehören diesem Frauenkarrierenetzwerk an. »Diese Frauen sind High Potentials oder in Top-Positionen bzw. als Unternehmerinnen in den unterschiedlichsten Branchen tätig«, beschreibt das WCN seine Mitglieder.

Damen vom Fach
Viele Journalistinnen in Top-Positionen, aber auch Pressesprecherinnen und Inhaberinnen von PR-Agenturen sind Mitglied im Netzwerk Medienfrauen. Der überparteiliche Verein, der heuer sein zehnjähriges Bestehen feiert, sieht sich als Forum aller Frauen, die in und mit Medien arbeiten. Den Mitgliedern bietet man die Teilnahme bei diversen Diskussionsveranstaltungen oder Workshops zu karriererelevanten Themen. Monatliche Netzwerk-Treffen bieten die Möglichkeit zum persönlichen Kontakt, ein Newsletter informiert über diverse gesellschaftspolitische Engagements, die Expertinnen-Datenbank ermöglicht Journalistinnen den Kontakt zu fachlich kompetenten Interview-Partnerinnen. Berufseinsteigerinnen finden im Mediamenta Mentoring-Programm Unterstützung durch erfolgreiche Kolleginnen.

Wellness-Expertinnen, Spa-Architektinnen, Marketingprofis mit Schwerpunkt Gesundheit und andere »Ladies in Lifestyle and Leisure Industries« können seit 2007 überregional Kontakte knüpfen. Das Netzwerk lilli bietet Fachfrauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Möglichkeit, sich auszutauschen und auch Geschäftsbeziehungen zu initiieren. »Wir wollen die Frauen dahingehend sensibilisieren, dass man sich organisieren und Networking aktiv betreiben muss«, sagt Sylvia Dinter, Gründungsmitglied und Chefin der SD-Group (einer Berliner Full Service Agentur, speziell im Bereich Freizeit und Wellness). »lilli möchte die Position der Frau als Unternehmerin stärken und Netzwerke schaffen.«

Neben einem Newsletter und einer Online-Plattform auf XING organisieren die lillis regelmäßige Regionaltreffen mit Impulsvorträgen von Mitgliedern und Expertinnen auf anderen Bereichen.

Feminin und web-affin
Girl Geeks denken beim Wort Netzwerk nicht nur an EDV-Systeme. »Girl Geeks sind technikinteressierte Frauen, die vermehrt in Medien, Agenturen, als Kreative (Fotografie, Musik, Literatur, etc.), als Freelancer oder Unternehmerin tätig sind«, sagt Mag. Meral Akin-Hecke. Die Online und Mobile Media Consultant (www.digitalks.at) ist eine der Mitbegründerinnen des österreichischen Ablegers der Girl Geek Dinners. Technikaffine Frauen treffen sich in regelmäßigen Abständen, um sich über Blogs, Twitter, Livestreams, Designtrends, »World of Warcraft« oder die neuen Entwicklungen bei Photoshop auszutauschen. Die Atmosphäre ist informell, freundschaftlich. »Das Wichtigste ist, uns gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Natürlich entstehen daraus sehr viele Kunden-Lieferanten-Beziehungen, oder wir vermitteln uns gegenseitig Aufträge – allerdings nur dort, wo es Sinn macht. Durch die gemeinsame Zeit, durch die Online-Aktivitäten lernen sich die Frauen besonders gut kennen.« Girl Geek Dinners gibt es inzwischen weltweit, von Berlin über Skopje, Rom, Prag bis Toronto und New York. »Es sind über 10.000 Frauen, die bei den Girl Geek Dinners aktiv sind«, sagt Gründerin Sarah Blow.

Den einfachen Kontakt zu Gleichgesinnten anderer Länder findet Meral Akin-Hecke ziemlich praktisch. »Wenn ich beruflich in London bin, kann ich gleich auf den Kalender der dortigen Girl Geek Dinner schauen und in Erfahrung bringen, wann sie sich treffen und wer denn überhaupt dabei ist, kann die Frauen vor Ort treffen. Das erzeugt eine gewisse Nähe, auch wenn wir einander noch nicht persönlich kennen. Und die Internationalität gibt dem Netzwerk einen besseren Rückhalt.«

 

Frauennetzwerke
>> Zonta: www.zonta.at/

>>Soroptimist: www.soroptimist.at/

>>Business and Professional Women: www.bpw.at/

>>Club Alpha: www.alphafrauen.org/de/

>>Women’s Career Network: www.wcnvienna.org/

>>Frauennetzwerk Medien: www.frauennetzwerk.at/

>>Ladies in Lifestyle & Leisure Industries: www.lilli-net.com/

>>Girl Geek Dinner: www.girlgeekdinners.com/

>>Noch mehr Frauennetzwerke: http://frauenfakten.at/

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