"Was muss passieren, damit 2017 für die heimische Bauwirtschaft ein gutes Jahr wird?"
- Written by Redaktion
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Der Bau & Immobilien Report hat prominente Branchenvertreter um ihre Einschätzung gebeten (alphabetisch).
Frühzeitige Einbindung des FM
Brigitte Fiedler, Geschäftsführerin der WISAG Facility Management GmbH & Co. KG
Aus Sicht der WISAG sollten Facility Manager von Beginn an in Neu- und Umbauprojekte eingebunden werden, um bereits vor dem Spatenstich ein ganzheitliches Gebäudekonzept mit optimierten Gebäudeprozessen entwickeln zu können. Mit der in der Branche aktuell stattfindenden Digitalisierung und Technologisierung wird es zudem unumgänglich, dass die Gebäudetechnik innovativ ist und von den Menschen optimal genutzt werden kann. Damit können in der Folge Kosten eingespart und eine effiziente Bewirtschaftung mit niedrigem Verwaltungsaufwand sichergestellt werden.
Weniger Regulierung
Stefan Graf, CEO Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H.
Das ist für mich ganz einfach zu beantworten und das gilt nicht nur für 2017: mehr Freiheit und weniger Regulierung. Mehr Vertrauen des Staates in die Bürger und in die Unternehmen sowie innerhalb der Gesellschaft. Das ist die fundamentale Basis für eine gesunde Entwicklung der Gesellschaft und der Wirtschaft.
Sanierungsrate erhöhen
Josef Hackl, Synthesa Geschäftsführer Vertrieb
Ein zentrales Thema ist die Sanierungsrate in Österreich. Diese ist gegenwärtig, auch aufgrund des derzeit niedrigen Ölpreises, auf einem historischen Tiefststand. Auf der einen Seite verpflichtet sich Österreich, durchaus aus gutem Grund zu einer immer stärkeren Absenkung des CO2-Ausstoßes, auf der anderen Seite finden allerdings kaum entsprechende Weichenstellungen statt. Anstatt das Einsparungspotenzial beim heimischen Altbaubestand zu heben, werden CO2-Zertifikate gekauft. Deutlich nachhaltiger wäre es, uns von Öl- und Gasimporten unabhängiger zu machen. Für unser Unternehmen sehe ich unsere Chancen aufgrund von Innovationen wie der Carbon-Technologie sowie unserer ökologischen Hanfdämmung auch im kommenden Jahr durchaus positiv.
Technisches Know-how in die Breite bringen
Alfred Hagenauer, Geschäftsführer A-Null Bausoftware GmbH
Möglichst wenig »MUSS« – um die Projekte mit Energie konstruktiv voranzutreiben. Wien wächst. Es gibt viel zu tun. Alle Beteiligten sollten ihre Aufgaben wahrnehmen und wahrnehmen dürfen. Wie in der Politik soll das gemeinsame Ziel im Vordergrund stehen und die eigene Befindlichkeit in den Hintergrund rücken. Für uns wird es eine wichtige Aufgabe sein, technisches Know-how in die Breite zu bringen. Der Planungsprozess ist im Wandel und wir können mit unserer Expertise eine echte Stütze für unsere Kunden sein, damit diese wiederum gute Leistungen bringen können.
Weniger Regulierung und Bürokratie
Roland Hebbel, Geschäftsführer Steinbacher Dämmstoffe
VonSeiten der Politik braucht es eine Reduktion des Regulierungswahns und der lähmenden Bürokratie, so dass ein Klima für Wachstum, Kreativität und Entfaltung entsteht. Zudem sollten die Abgaben verringert werden – daraus resultieren höhere Nettolöhne für die Beschäftigten. Und jeder weiß: mehr Geld, mehr Umsatz! Das würde enorm zu einer positiveren Grundstimmung im ganzen Land beitragen. Eine Stimmung, die dynamische Prozesse in Gang bringt, die Mut macht für die Herausforderungen der Zukunft und Vertrauen hat in die österreichischen Unternehmen und deren Mitarbeiter. Wie eine große Optimismuswelle, die alle mitreißt
Bauaufträge und Subventionen
Friedrich Mozelt, Vorsitzender der Geschäftsführung von Zeppelin Österreich
Der Baumaschinen-Markt ist seit Jahren stabil auf einem niedrigen Niveau, geringe Schwankungen sind durch den Miet-Markt beeinflusst, hinterlassen aber nur Spuren im einstelligem Bereich. Der Trend zu Kleingeräten ist weiter anhaltend und wird für die Zukunft ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein. Dass die Politik mit Bauaufträgen und Subventionen einen wesentlichen Beitrag leisten muss, steht aber außer Frage. Denn damit die österreichische Bauwirtschaft in den kommenden Jahren einen Aufschwung bekommt, müssen auch die Rahmenbedingungen gesetzt werden – diskutiert wurde schon lange genug.
Altbauten erhalten
Wolfgang Panholzer, Geschäftsführer Avenarius-Agro GmbH
Nächstes Jahr müssen wir uns verstärkt den Themen der Schaffung und Sanierung von Wohnraum widmen, um der demografischen Entwicklung Folge zu leisten. Gleichzeitig sollte sich die Förderpolitik auf den Erhalt von Altbauwohnungen in Stadtkernen fokussieren, um diese am Leben zu erhalten. Wir sind gefragt, Produkte und Ausführungen für Kellergeschoße weiter zu optimieren, um hochwertigen Lebensraum ohne zusätzlichen Grundstücksverbrauch zu schaffen. Ökologische Maßnahmen wie Wärmedämmung weiter im Bewusstsein der Investoren halten, denn diese optische Verbesserung führt auch zu allgemeiner Wertsteigerung.
Förderungen gleich verteilen
Peter Reischer, Leitung Vertrieb Murexin GmbH
Die heimische Bauwirtschaft würde von einer Gleichverteilung der Förderungen im Sanierungsbereich und im Bereich Neubau profitieren. Derzeit ist der stagnierende Wohnbau, trotz der vor allem in Wien vorhandenen Wohnungslücke, stark zu spüren. Eine Ankurbelung insbesondere des mehrgeschoßigen Wohnbaus seitens der Regierung wäre wünschenswert. Ich würde mir von der Politik auch mehr Zusammenhalt und Ausdruck von Stabilität erwarten. Diese Sicherheit ist die Basis für den Investitionsmut unserer Unternehmen. Schwarzmalerei ist nicht der ideale Weg, um die Wirtschaft zu stärken.
Alle zusammen: Ärmel hochkrempeln
Gerald Prinzhorn, Geschäftsführer Austrotherm GmbH
Die Bauwirtschaft wird sich 2017 gut entwickeln, wenn sich die Stimmung im Land gut entwickelt. Wir müssen in diesem Land zu lamentieren aufhören und dabei sollten die gewählten Volksvertreter ein leuchtendes Vorbild sein. Macht die Hausaufgaben, verschlankt die Strukturen und die Vorgaben und schafft eine investitionsfreundliche Atmosphäre, damit sich Klein- und Mittelbetriebe wieder gut entwickeln können. Das Jammern hat noch niemandem geholfen. Weiters ist wichtig, dass wir den hohen Qualitätsstandard in den Bauordnungen halten und die Energieeffizienz-Standards nicht aufzuweichen beginnen. Die Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie und damit verbunden die deutliche thermische Verbesserung der Gebäude ist für Österreich von enormer Bedeutung! Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen und der deutlichen Reduktion von Brennstoffen erspart sich Österreich unnötige CO2-Strafzahlungen ins Ausland.
Vernunft muss einkehren
Anton Reithner, Geschäftsführer Ardex Baustoff GmbH
Für 2017 finden wir besonders wichtig, dass die Vergabesysteme überdacht werden. Überschrittene Zeitpläne sind am Bau sehr oft längst Regel und auch bei öffentlichen Bauprojekten werden Kostenexplosionen und ein damit einhergehendes Chaos oft systematisch herbeigeführt. Ein Beispiel dafür liefert der Katastrophenflughafen in Berlin, wo Experten meinen, dass dieser erst frühestens 2018 in Betrieb gehen könnte. Man sollte sich Wege überlegen, wie man öffentliches Geld nicht so unnütz verpulvert. Eine solide Planung und das Überdenken der teilweise chaotischen Ausschreibungspraxen würden die oft unnötigen Preisexplosionen verhindern. In der Schweiz funktioniert das schon sehr gut, wird zumindest berichtet. Der billigste Anbieter fliegt dort aus dem Rennen, denn durch absurd niedrige Angebote kommt es oft in weiterer Folge zu unnötigem Streit, Bauverzögerungen und Mehrkosten. Wir wünschen der heimischen Bauwirtschaft, dass mehr Vernunft einkehrt und sich die gesamte Branche mehr zum gemeinsamen Wohle entwickelt.
Finanzierung erleichtern
Markus Ringer, Geschäftsführer Ringer KG
Es wäre von Vorteil, wenn das Zinsniveau niedrig bleiben und die Kreditvergabe an Klein- und Mittelbetriebe einfacher gestaltet werden würde. Viele kleine und mittelständische Unternehmen können nicht investieren, weil sie keine Finanzierung bekommen. Die Politik ist angehalten, sich mehr um Klein- und Mittelbetriebe zu kümmern. Derzeit wird hauptsächlich Politik für Großkonzerne gemacht, während die kleinen unter der überbordenden Bürokratie leiden. Wirtschaftsfördernde Maßnahmen wie vorzeitige Abschreibung und Förderungen wären hilfreich
Bauen und Sanieren muss wieder sexy werden
Robert Schmid, Geschäftsführer der Baumit Beteiligungen
Die Nachfrage und Notwendigkeit, zu bauen, sollte 2017 mehr als ausreichend sein. Was wir als Baumit brauchen, sind ein paar Wünsche ans Christkind. Wir brauchen einen kalten Winter, wir brauchen höhere Energiekosten, eine politische Haltung, die Bauen und Sanieren wieder »sexy« macht, und schlussendlich einen schönen Sommer, der die Ausführungsarbeiten ermöglicht. Als Zuckerguss wären Banken, die nicht nur denen Geld geben, die es nicht brauchen, eine schöne Draufgabe. Diese Liste ans Christkind ist zwar ein bisschen lang, aber Wünschen ist erlaubt …
Faire Rahmenbedingungen schaffen
Gerald Schönthaler, Managing Director Austria, Benelux & Romania der Hünnebeck Austria GmbH
Für 2017 erwarte ich ein moderates Marktwachstum teils aus öffentlichen Investitionen und teils aus der privaten Nachfrage. Wir müssen aber weiter an einer besseren Vergleichbarkeit von Angeboten arbeiten. Mit der Gründung des ÖVBS – Österreichischer Verein für Leistungstransparenz bei Betonschalungen – haben wir mit den anderen Mitgliedern einen wichtigen Schritt getan, um einheitliche und faire Rahmenbedingungen für die Schalungsvermietung und verbundene Nebenleistungen zu schaffen. Das bedeutet konkret klarere Leistungsbeschreibungen und weniger Abstimmungsaufwand in den Verhandlungen, in der Bauphase und beim Projektcontrolling. Also ein Vorteil für alle am Bauprozess Beteiligten!
Investitionsanreize schaffen
Otto Singer, Geschäftsführer Liebherr-Werk Bischofshofen GmbH für den Vertrieb Baumaschinen Österreich
Aus meiner Sicht muss sich der österreichische Markt als stabil erweisen und wenn die Investitionsbereitschaft auf ähnlicher Basis wie 2016 erhalten bleibt, dann wird 2017 sicherlich ein gutes Jahr. Eine positive Entwicklung könnte durch zusätzliche Investitionsanreize wie beispielsweise einen Investitionsfreibetrag weiter beflügelt werden. Eines ist sicher: Liebherr wird auch im Jahr 2017 ein beständiger und verlässlicher Partner für die österreichischen Kunden in allen Baumaschinenbereichen sein.
Mehr Optimismus
Ernst Strasser, Geschäftsführung ACO
Das Glas ist nicht halb leer. Wir brauchen dringend mehr Optimismus. Die realen Wirtschaftsdaten sind besser als die Stimmung im Land. Nachfrage und Beschäftigung steigen, das sollte private und öffentliche Investitionen fördern und der Bauwirtschaft zugutekommen.
Vorbereitungen für BIM
Robert Staufer-Wierl, Geschäftsführer ib-data GmbH
Der konjunkturelle Aufwärtstrend ist noch nicht gefestigt. Jetzt gilt es Unternehmen dabei zu unterstützen, im Aufschwung Fuß zu fassen. In allen Medien wird die Einführung von BIM (Building Information Modelling) als gut vorstellbarer Antrieb genannt. Damit diese neue umfassende Methode wirklich eine Verbesserung und Einsparung in der Bauabwicklung bringen kann, müssen noch einige gemeinsame Anstrengungen unternommen werden. Branchenübergreifende BIM-Elementkataloge mit standardisierten Merkmalen, Produkt- sowie Wartungsinformationen als Basis für einen reibungsloseren Austausch wären dafür eine wichtige Unterstützung vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen.
Stabile politische Verhältnisse
Manfred Wagner, Vertriebsleiter Rockwool Österreich
Für Wirtschaftswachstum braucht es stabile politische Verhältnisse und eine Regierung, die potenziellen Bauherren Vertrauen in eine positive Entwicklung vermittelt. Anreize für höhere Investitionen in den Bereichen Wohnbau und Infrastruktur sind wichtig, um die Bautätigkeit zu steigern und den Verdrängungswettbewerb um Projekte mit hohem Preisdruck – und die damit verbundene Gefahr des Lohn- und Sozialdumpings – zu beenden. Die Erhöhung der Fördermittel, vor allem für die thermische Sanierung von Gebäuden, bietet nachhaltigen Nutzen: Innovative und effiziente Wärmedämmmaßnahmen gewährleisten nicht nur niedrigste Energiekosten und höchsten Wohnkomfort in der Gebäudenutzung, sondern sind die Basis für auch zukünftig leistbares Wohnen.
Taten müssen folgen
Karl Wurm, Obmann Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen GBV
»Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen« – so wie in Goethes »Faust« auf diese Forderung im »Vorspiel« ein fantastisches Stück folgt, sollte 2017 für den Wohnbau endlich ein großes Jahr werden. Die Pläne liegen auf dem Tisch. Es geht um die Mobilisierung von günstigem Bauland für den Wohnbau. Die Ankündigung im Finanzausgleich einer Reduzierung der überhöhten Standards und Normen und der Vereinheitlichung der Bauordnungen müsste rasch zu einem Set kostendämpfender Bestimmungen führen und die Wohnbauinvestitionsbank sollte aus der Sphäre eines verfahrensrechtlichen Endlos-Procederes auf der Ebene der konkreten Projektfinanzierung landen. Politik heißt planen und umsetzen. Es ist Zeit für den zweiten Schritt.