Gemeindebau Neu – Sicherung leistbaren Wohnens oder Wahlkampfschmäh?
- Written by Redaktion
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Mit seiner Ankündigung, dass Wien wieder in Eigenregie Wohnungen baut, hat Bürgermeister Häupl für viel Diskussionsstoff gesorgt. Der Bau & Immobilien Report hat den roten Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und den schwarzen Landesparteiobmann Manfred Juraczka zum verbalen Schlagabtausch gebeten.
pro: Auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingehen
"Die Maxime der sozialen Wiener Wohnbaupolitik war es seit jeher, flexibel auf die Wohnwünsche der Wienerinnen und Wiener einzugehen und Wohnbauten am Puls der Bedürfnisse der Bevölkerung umzusetzen. Neben der Bereitstellung von ausreichend qualitätsvollem Wohnraum ist in Zeiten stagnierender Haushaltseinkommen bei gleichzeitiger Steigerung der Mietkosten auf dem privaten Sektor die Leistbarkeit des Wohnens eine der zentralen Herausforderungen. Deswegen errichten wir Gemeindewohnungen! Sie zeichnen sich durch besonders kostengünstige Mieten aus und bei Bezug fallen null Eigenmittel an. Im zehnten Wiener Gemeindebezirk werden die ersten Gemeindewohnungen neu entstehen, und zwar in der Fontanastraße 1. Auf dem Gelände der ehemaligen AUA-Zentrale sollen 120 neue Wohnungen gebaut werden. Das Ziel ist bis zu 2.000 in den kommenden fünf Jahren.
Andere Städte haben ihre kommunalen Wohnbauten verkauft. Wir in Wien behalten nicht nur unsere Gemeindebauten, sondern bauen nun das Angebot an Gemeindewohnungen sogar wieder aus.
Zur Forderung nach Förderung leistbaren Eigentums möchte ich ausdrücklich festhalten: Das erfüllt die Stadt bereits mit geförderten Eigentumswohnungen und der Kaufoption nach zehn Jahren bei normalen geförderten Mietwohnungen. Die vordringlichste Aufgabe in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist jedoch, dass wir den Eigenmittelbeitrag wegfördern und die Mieten deckeln für die, die es brauchen. Deswegen bauen wir wieder Gemeindewohnungen!"
Michael Ludwig, SPÖ Wien, Wohnbaustadtrat
contra: Gefördertes Eigentum statt Gemeindebau-Nostalgie
Bei der Klubtagung in Rust hat Bürgermeister Häupl in sozialistischer Nostalgie geschwelgt und als seinen ersten Wahlkampfschmäh für die Wiener Gemeinderatswahlen die Errichtung von neuen Gemeindebauten aus der Mottenkiste geholt. Reiner Populismus: 100 neue Wohnungen werden die Problematik in der Großstadt Wien in Zeiten des Megatrends Urbanisierung nicht lösen. Bei einem Zuzug von 20.000 Menschen pro Jahr sind 100 Wohnungen nicht einmal der oft zitierte Tropfen auf den heißen Stein. Die Stadt Wien ist dabei heute schon einer der größten Wohnungseigentümer der Welt. Ein Viertel aller Wiener Wohnungen gehört alleine der Stadt – und nicht den Wienerinnen und Wienern. Bonmot am Rande: Die rotgrüne Stadtregierung ist als Hauseigentümer imstande, Jahr für Jahr ein fettes Minus in Millionenhöhe zu erwirtschaften.
Alle finanziellen Mittel aus der Wohnbauförderung in Richtung Gemeindebau zu investieren, halte ich für den falschen Weg. Viele träumen von den eigenen vier Wänden. Ich möchte Eigentum fördern. Faire Mietkaufangebote soll es jungen Leuten möglich machen, wieder Eigentum zu schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass die Wienerinnen und Wiener unabhängig von der Politik ein selbstbestimmtes Leben führen sollen. Dabei spielt der Wohnraum eine entscheidende Rolle. Nur wenn Eigentum leistbar ist, werden mehr und mehr Wohnungen den Wienerinnen und Wienern selbst und nicht der Stadt gehören. Das ist mein Weg zu einer nachhaltig guten und leistbaren Wohnversorgung für Wien.
Manfred Juraczka, ÖVP Wien, Landesparteiobmann