Was 2012 bringen wird
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EU-ropäisches Entscheidungsjahr
>> Peter Filzmaier, Professor für Politikwissenschaft an den Universitäten Graz und Krems sowie geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Strategieanalysen (ISA) in Wien
»2012 wird das entscheidende Jahr für die Zukunft Österreichs in der EU. Damit ist nicht bloß Erfolg oder Misserfolg der Maßnahmen gegen die Schulden- bzw. Eurokrise gemeint. Nein, es geht um einen Elchtest der Ehrlichkeit, sich zu EU-ropa zu bekennen. Die heimische Politik muss aufhören, ein seltsames ›Mir san in Brüssel, doch z‘erst samma mir!‹ zu kommunizieren. Bundes- und Länderregierungen werden entweder offensiv zu sagen haben, dass wir eine supranationale EU wollen, welche naturgemäß die Souveränität der Nationalstaaten massiv beschränkt – von der Budgetüberwachung bis zur De-facto-Wirtschaftsregierung. Oder jemand ist genauso direkt für den EU-Austritt, weil er all das nicht will. Dafür wird es Volksbegehren geben. Im kommenden Jahr zeigt sich also, ob ein friedlich geeinter Kontinent seine größte Bewährungsprobe gegen den Zerfall besteht. Das sollte parteipolitische Befindlichkeiten und sogar die in der Alpenrepublik bevorstehenden Steuern und Sparmaßnahmen in den Hintergrund stellen.«
Wachstum und Beschäftigung im Zentrum
>> Andreas Schieder, Staatssekretär Finanzministerium
»Man lüftet wohl kein großes Geheimnis, wenn man sagt, dass 2012, ähnlich wie die Vorjahre, ein sehr herausforderndes Jahr wird. Das gilt auf europäischer Ebene ebenso wie für Österreich.
Für Österreich ist es wichtig, die ausgezeichnete Bewertung des Landes auf den internationalen Märkten zu verteidigen. Das bedeutet, notwendige Konsolidierungsmaßnahmen zu setzen, um den Schuldenstand zu verringern, ohne dabei das Wachstum zu gefährden. Mittel- und längerfristige Strukturreformen müssen daher im Mittelpunkt stehen.
Auf europäischer Ebene gilt es, alle notwendigen Maßnahmen zu setzen, um den Euro weiterhin stabil zu halten und einzelne Mitgliedstaaten bei ihrem Kampf gegen die Krise zu unterstützen. Gleichzeitig muss die Regulierung der Finanzmärkte vorangetrieben werden. Eine Finanztransaktionssteuer ist hier ein guter Weg. Ein zweites Phänomen, dem man rasch entgegentreten muss, ist die Jugendarbeitslosigkeit in Europa. Ein europäischer Fonds für Jugendbeschäftigung ist daher das Gebot der Stunde.«
Klug sparen
>> Reinhold Mitterlehner, Wirtschaftsminister
» Nicht die Krise, sondern der Optimismus soll unser Handeln bestimmen: Auch wenn Finanzkrise und Schuldenbremse die Konjunktur gefährden, gibt es mittelfristig genug weltweite Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen unserer Unternehmen. Wir setzen aufgrund unserer Stärken weiter auf Optimismus und gezielte Maßnahmen zur Unterstützung des Strukturwandels. Eine entscheidende Aufgabe für 2012 ist die Umsetzung der Schuldenbremse und der dafür notwendigen Maßnahmen, um den Triple-A-Status Österreichs nachhaltig zu sichern. Wir müssen daher zahlreiche Strukturen deutlich effizienter machen. Gleichzeitig müssen wir uns vornehmen, bei allen Sparnotwendigkeiten klug zu sparen, also zum Beispiel Ausgaben für wichtige Zukunftsbereiche nicht zu vernachlässigen. Ansonsten wird unsere Wirtschaft langfristig nicht konkurrenzfähig sein. Denn zwei Drittel des BIP-Wachstums in Österreich beruhen laut einer WIFO-Langzeitstudie auf neuen Technologien, Forschung, Innovation und Bildung.«
Österreich muss investieren
>> Robert Chvátal, CEO T-Mobile Austria
»Der Smartphone-Boom hat 2011 neue Dimensionen erreicht, bereits acht von zehn verkauften Handys bei T-Mobile waren smart. Auch das wird sich im Jahr 2012 nicht ändern, die mobile Revolution ist im vollen Gange. Eine flächendeckende mobile Breitbandversorgung ist dafür Voraussetzung und Kooperationen sind gerade in schwierigen Zeiten unverzichtbar. Daher haben wir Anfang Jänner eine Netzwerkkooperation (National Roaming Abkommen) mit Hutchison 3G Austria (3) abgeschlossen. Kunden von T-Mobile, tele.ring und 3 profitieren damit ab Mitte 2012 vom Besten aus der 2G- und 3G-Welt. Diese Kooperation erlaubt es uns, noch stärker in die nächste Mobilfunkgeneration LTE zu investieren. Als erstes österreichisches Mobilfunkunternehmen haben wir Ende 2010 LTE ›live‹-geschaltet und damit auch international für Aufmerksamkeit gesorgt. Krise ja oder nein – Österreich braucht genau solche Innovationsschübe und den Mut, auch in wirtschaftlich volatilen Zeiten zu investieren.«
2012 ist Flexibilität gefragt
>>> Winfried Kallinger, Geschäftsführer Kallco Bauträger GmbH
»Die Funktion der Immobilienwirtschaft als stabilisierendes Element der Volkswirtschaft hat sich in der Krise für Österreich durchaus bestätigt, ganz im Gegensatz zu den Ländern, in denen der Verfall der Werte am Anfang der Krise stand. Das ist das Verdienst einer – meistens – vernünftig agierenden Branche und eines ausgewogenen Marktes, in dem überhitzte Spekulationen keinen bestimmenden Raum hatten. Auf Länderebene, mit Wien als gutem Beispiel voran, war es auch eine bemerkenswert verantwortungsvolle Wohnbaupolitik, mit der trotz arger Budgetschwierigkeiten die Krise gut im Zaum gehalten werden konnte. 2012 wird es im Wohnbau darauf ankommen, mit cleveren und kostenbewussten Projekten den gemeinnützig dominierten geförderten Wohnbau wirkungsvoll zu ergänzen und Antworten für eine Gesellschaft zu bieten, die mit starren, überkommenen Systemen und alten Privilegien zunehmend wenig am Hut hat. Das wird die Bauträger genauso wie die Wohnpolitik fordern – Flexibilität ist gefragt.«
Jetzt müssen Taten folgen
>> Alexander Schmidecker, Sprecher der Geschäftsführung Raiffeisen-Leasing
»Das Jahr 2012 steht im Zeichen der strukturellen Reformen. Viele Unternehmen unterschiedlicher Brachen stehen vor dieser Herausforderung oder befinden sich mitten in dieser wichtigen Phase. Wir haben diese schon im abgelaufenen Jahr erfolgreich abgeschlossen.
Der Leasingmarkt Österreich öffnet seine Tore, wie er sie im Jahr 2011 geschlossen hat. Finanz-, Schulden- und Vertrauenskrise sind die Urheber für die stetig wachsende Ungewissheit in der Bevölkerung. Langfristige Prognosen können zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer getroffen werden. Die Raiffeisen-Leasing ist aber gut aufgestellt und wird sich den bevorstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen stellen. Das Fokussierungsszenario der Raiffeisen-Leasing im Rahmen eines straffen Kostenbudgets liegt geografisch zwischen dem Bodensee und Wladiwostok. Fokussierung heißt aber auch, fit und schlank in die Zukunft zu gehen.«
Volatilität der Märkte wird uns weiter begleiten
>> Josef Kurzmann, Vorstand Doka Group
»Doka hat 2011 den Umsatz am Heimmarkt leicht und über Plan steigern und auch international das Geschäft weiter ausbauen können. Daher sehe ich unser Unternehmen und die Bauwirtschaft insgesamt zum Jahreswechsel weder aus der Krise kommend noch dorthin gehend. Bestimmt werden die ersten Monate des Jahres 2012 von der Sorge um die Stabilität der Volkswirtschaften in Europa und des Euro geprägt sein. Ebenso werden wir, wie schon im vergangenen Jahr, 2012 mit Umsatz- und Nachfrageschwankungen konfrontiert sein. Die starke Volatilität der Märkte wird uns wie viele andere Unternehmen auch weiterhin zumindest mittelfristig begleiten. Sich darauf einzustellen, ist daher das Gebot der Stunde. Bei Doka haben wir die Erfahrungen aus dem schwierigen Jahr 2009 zum Anlass genommen und eine neue Strategie ins Rennen geschickt. Einerseits werden wir mit einem breiteren Produkt- und Leistungsspektrum nun noch individueller und flexibler auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen können – vom Großprojekt bis zum einfachen Komponentenbedarf auf Kleinbaustellen. Andererseits nutzen wir die Chancen, die sich für Doka in Lateinamerika, Indien, Asien, aber auch in Deutschland und auf dem Heimmarkt Österreich bieten. Unterm Strich heißt das, dass wir 2012 wieder viele herausfordernde Schalungslösungen für Bauprojekte unserer Kunden in Österreich und aller Welt mit unserer bekannten Leistungsstärke und Zuverlässigkeit umsetzen werden.«