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Lücke im Pensionssystem

Die Finanzkrise sorgt auch bei den Pensionskassen für bittere Nachwehen: Zwei Drittel der Leistungsbezieher mussten heuer wegen der schlechten Börsenperformance im Vorjahr eine Kürzung ihrer Zusatzpension hinnehmen.

Thomas Url, Pensionsexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), spricht sich deshalb bei der Sanierung der privaten Pensionskassen für eine Lastenteilung aller Beteiligten aus. Vor allem der Staat solle in die Pflicht genommen werden, da er seine Aufgabe als Kontrollor nur unzureichend wahrgenommen habe. „Es gibt eine Mitverantwortung des öffentlichen Bereichs“, sagt Url. Für Pensionsausfälle sollten in einer Lastenteilung künftig Staat, Unternehmen und Pensionskassen gleichermaßen einspringen und durch Zuschüsse ausgleichen.

Die derzeit diskutierte Novelle zum Pensionskassengesetz sieht eine indes eine Senkung des Rechnungszinses auf 2,5 Prozent vor, was zu weiteren Verlusten von bis zu 15 Prozent auf Kosten der Leistungsberechtigten führen würde. Steuerzuckerl sollen den Umstieg versüßen.

Für heuer erwarten die 13 betrieblichen und sechs überbetrieblichen Pensionskassen ein recht erfreuliches Ergebnis, mit einem Wermutstropfen: Eine Rendite von 7,4 Prozent per Ende September 2009 kann die herben Verluste aus dem Vorjahr (minus 12,9 Prozent) noch lange nicht wettmachen. Derzeit haben in Österreich 865.000 Arbeitnehmer Anspruch auf eine Firmenpension, der Großteil entfällt auf die Pensionskassen. Die durchschnittliche Zusatzpension beträgt 490 Euro. Im internationalen Vergleich ist Österreich Nachzügler: Während in anderen Ländern bis zu 100 Prozent des BIP von privaten Pensionskassen verwaltet werden, sind es hierzulande lediglich fünf Prozent.

In einer aktuellen Umfrage des WIFO unter 872 Unternehmen gaben 85 Prozent an, ihre Mitarbeiter würden Lohnerhöhungen gegenüber Firmenpensionen vorziehen. 79 Prozent scheuen die langfristige finanzielle Bindung. 70 Prozent halten die Kosten für nicht kalkulierbar, 68 Prozent finden den Aufwand zu groß. Bei steuerlichen Anreizen würden allerdings 88 Prozent eine betriebliche Altersvorsorge in Erwägung ziehen. Knapp zwei Drittel wünschen sich variable Beitragszahlungen.

Große Unterschiede gibt es in den einzelnen Branchen: In der Finanzbranche, im Unterrichtswesen und in der Gesundheitsbranche ist die Firmenpension bereits ein fixer Bestandteil für fast alle Betriebe. Für Dienstleister und saisonale Branchen wie Bauwesen und Gastgewerbe ist betriebliche Altersvorsorge dagegen noch kaum ein Thema. Jungen Arbeitnehmern könnte diese Pensionslücke, so WIFO-Chef Karl Aiginger, später zum Verhängnis werden: Denn bei Arbeitnehmern mit fehlenden Versicherungszeiten oder stark steigendem Einkommen wird die Anfangspension im Jahr 2050 im Vergleich zum letzten Gehalt um elf Prozent geringer ausfallen als bei heutigen Pensionseinsteigern.

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