Zwischen Passau und Venedig
- Written by Redaktion_Report
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Eine 700 Kilometer lange transalpine Schiffspassage soll Passau mit Venedig verbinden. Vom Inn über Etsch, Gardasee, Mincio und Po bis zur Adria soll die Wasserstraßen führen. Herzstück und Knackpunkt des Projekts ist ein rund 78 Kilometer langer Kanaltunnel, der die Alpen zwischen Innsbruck und dem Südtiroler Gargazon durchqueren soll. Zwei Tunnelröhren mit einem Durchmesser von rund 15 Metern sollen östlich von Innsbruck auf der Höhe des Inns schnurgerade und waagerecht durch den Alpenhauptkamm geführt werden. Bei Gargazon tauchen die Tunnel wieder auf und münden knapp 550 Meter über dem Meeresspiegel in die Etsch. So aufsehenerregend dieser Plan klingt, ganz neu ist er nicht: Schon Ende des 19. Jahrhunderts wuchsen erste Pläne von einer schiffbaren Verbindung zwischen Ostsee und Adria. Ein baureifes Projekt wurde von Ernest von Körber, Ministerpräsident der österreichischen Reichshälfte der Donaumonarchie, am 11.6.1901 vorgelegt. Der folgende langjährige Variantenkrieg lähmte das Projekt, der Ausbruch des Ersten Weltkriegs brachte es gänzlich zum Erliegen. Auch in der Zwischenkriegszeit blieb das Projekt in der Schublade. Die Nazis kramten das Projekt hervor und traten in die erste Bauphase, bevor der Zweite Weltkrieg das Projekt wieder auf Eis legte. Nach der darauffolgenden Teilung Europas und den offensichtlichen Interessenskonflikten zwischen Ost und West dauerte es bis zum Ende der Achtzigerjahre, ehe das Projekt wieder auflebte. Im Jahr 1994 tauchte der Ostsee-Adria-Kanal unter der Rubrik »Andere Projekte« im Amtsblatt der EU auf. Heute ist die bevorzugte Variante eine Verbindung zwischen Donau und Save in Kroatien. Der geplante Kanal von Vukovar an der Donau nach Samac an der Save soll rund 61 Kilometer lang werden und insgesamt rund 600 Millionen Euro verschlingen. Dafür müssten laut Umweltstiftung Euronatur 3.417 Hektar Ackerland, Wälder und Flüsse und 185 Gebäude verschwinden. Zudem gefährde der Kanal Eichenwälder, deren Holzvorrat nach Schätzungen von Euronatur rund eine Milliarde Euro wert ist, und die Hochwasserschutzfunktion für das Donaueinzugsgebiet. Hier kommt Albert Mairhofer ins Spiel, der mit seiner Donau-Tirol-Adria-Passage eine Alternative bereithält.