Das neue Fernsehen
- Written by Redaktion_Report
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Know-how aus österreich. Seit kurzem schmückt sich auch das heimische Vorzeigeunternehmen Kapsch mit Partnerschaften in der IPTV-Szene. Mit dem Netzwerkhersteller UTStarcom wurde vor wenigen Wochen ein Agreement für gemeinsame Vertriebsaktivitäten unterzeichnet. Das Management aus den USA schätzt die Verbindungen der österreicher in Zentral- und Osteuropa. Die Kapsch-Sparte CarrierCom wiederum möchte nun neben den hervorragenden Expertisen, die man bereits in der IP-Telefonie hat, auch am aufstrebenden IPTV-Markt Fuß fassen. Doch ist UTStarcom ein klassisches Schwergewicht in der Branche: Lösungen gibt es generell erst ab einer Untergrenze von50.000 Kunden, UTStarcom-Chief-Scientist Qiang Li hat auch den Megarollout auf eine Million Haushalte in Japan begleitet. Diese Erfahrung kann die oberösterreichische InnovationsschmiedeOcilion nicht bieten. Die junge Tochter des Providerpioniers Infotech, der in Ried im Innkreis eine eigene IPTV-Plattform gebastelt hat und dort bereits erfolgreich TV-Dienste anbietet, ist derzeit noch auf der Suche nach Großprojekten. Mit Finanz- und Vertriebspartner aus dem Ausland versucht man sich aber ebenfalls bereits am internationalen Parkett. Einladende Video- und Applikationslösungen für die margengetriebene Providerlandschaft hat man ebenso wie die großen Hersteller. Ocilion-Managerin Barbara Schatzl kann bereits auf Erfolgemit Kunden in österreich verweisen - etwa bei der Tiroler Planet Digital, die die Kassen österreichischer Hoteliers mitmaßgeschneiderten IPTV-Lösungen für die Hotelzimmer zum Klingeln bringt. Beim Kabelnetzbetrieber Liwest bereitetman einen künftigen IPTV-Start vor. Jüngst wurde auch ein neues,größeres Gebäude in Ried in Besitz genommen. Das Geschäft mit Breitband und IP-Fernsehen floriert.
Die Innovationskraft Ocilions drang auch an Kapsch nicht vorbei, Carrier-Com-Sprecher Hans-Georg Mayer sieht die Oberösterreicher als Ergänzung der IPTV-Palette unterhalb der UTStarcom-Schwelle. Die Region um österreich-Ungarn und die Nachbarländer ist für die Amerikaner wie Innviertler eine Spielwiese für neue Geschäftschancen. »Wir sehen in dieser Region ein massives Wachstum in der Nachfrage nach Breitbandlösungen«, heißt es bei dem Unternehmen aus übersee. »Die Entbündelung geht nun richtig los, die Verbindungsentgelte nehmen ab und wir sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit Kapsch CarrierCom die Nachfrage dieses Marktes erfüllen können.« Barbara Schatzl wiederum sieht ebenso ihre Zukunft in der Region Central & Eastern Europe (CEE). »Derzeit wird bei den östlichen Nachbarn aufgrundvon großen Subventionen viel aufgebaut«, kann Schatzl fastschon im Wochentakt Interessenten aus Ungarn, Kroatienund anderen Ländern am Showcase in Ried begrüßen.
Fehlende Standards. Während die IPTV-Player unermüdlich Aufklärungsarbeit ob ihrer Produktmöglichkeitenbetreiben (so resultiert ein IPTV-Angebot in der Regel im Konsum interaktiver TV-, Video- und Entertainment-Applikationen per Set-Top-Box am guten alten Fernsehgerät - und nicht am PC-Screen), legen sich die meisten Netzbetreiber derzeit noch mit frühen IPTV-Installationen selbst ein Ei. Der Grund: Noch fehlen die Standards, die Anwendungen und Plattformen nachhaltig miteinander kommunizieren lassen. Derweil sind die Bastler unterwegs. Firmen wie UTStarcom haben aber die Misere um den sich zerklüftenden Markt erkannt. Technikchef Qiang Li ist im Standardisierungsgremium Telecommunication StandardizationSector (ITU-T) in Genf vertreten und meint, »die Industrie braucht bei IPTV unbedingt standardisierte Technologien, um am Markt zu reüssieren«.
Das Lechzen nach einem gemeinsamen Weg hat auch handfeste Gründe. Mit offenen Systemlandschaften wird es sich einfacher gestalten, künftig auch mal den IPTV-Lieferanten zu wechseln. Big-Player wie Alcatel und Microsoft, die in einem Schulterschluss den IPTV-Markt knacken wollen, werden so manch kleineres Unternehmen ziemlich in den Schatten stellen. Im Mai wurde dazu ein erstes Projekt in Ungarn veröffentlicht: Die Deutsche-Telekom-Tochter T-Online Ungarn hat Alcatel mit dem Aufbau eines IPTV-Pilotprojekts beauftragt. Die eingesetzte Technik basiert auf der Software-Plattform »IPTV Edition « von Microsoft und den Lösungen für die Integration von TV-Diensten von Alcatel. Dazu soll bald auch eine eigene Microsoft-Set-Top-Box folgen.