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In Linz beginnt`s

Das deutsche Nachrichtenmagazin »Spiegel« hat erst kürzlich kräftig zugelangt. In einer Reportage wurde Linz als dröge Provinzhauptstadt gebrandmarkt und als kultureller und architektonischer Hinterbänkler dargestellt. Als Benchmark ausgeblendet wurden die »blühenden Landschaften« Ostdeutschlands - ein potemkinsch aufgemotztes Disneyland für Glatzenträger und Hartz-IV-Empfänger. Da hat Oberösterreich schon deutlich mehr zu bieten. Die Landeshauptstadt ist ein Treffpunkt für Medienkünstler. Die Wirtschaft brummt, die Banken expandieren nach Deutschland und der Großraum Linz gilt als zentrale Drehscheibe für die heimische Transport- und Lagerlogistik. Selbst die Industriebetriebe, anderswo zumeist im Rückzugsgefecht, florieren. In Linz beginnt s - das Motto trifft auch auf E-Government zu. Wie kaum in einem anderen Bundesland sind hier führende Softwareanbieter und musterhafte Anwender zu finden. Zu den Pionieren zählt Kremsmünster. Die Marktgemeinde hat sich unter Langzeit-Bürgermeister Franz Fellinger scheinbar darauf spezialisiert, Preise einzuheimsen. 2001 gab es den »Komprix«, kurz danach den »i-event«, zwischendurch landete Kremsmünster unter den »Innovativsten Gemeinden österreichs«. Letztes Jahr zerriss Fellinger symbolisch den letzten Papierakt und führte die vollelektronische Verwaltung ein, was ihm prompt einen Preis für »Herausragendes kommunales Management« einbrachte. Fellingers Motto ist »hart, aber herzlich«. Letzteres merkt man sofort, wenn man im Gemeindeamt anruft.Der gelernte österreicher reibt sich die Ohren. Statt mürrischer Beamten hört man freundliche Stimmen. Landet man einmal kurz in der Warteschleife, erfährt man, dass es für gestresste Berufstätige einen Tag mit abendlichen öffnungszeiten gibt. Diesen brauchen die Kremsmünsterer freilich nur, wenn sie noch nicht online sind. Das elektronische »Bürgerportal« zeigt, wie E-Government aussehen sollte. Nicht nur Einreichungen können online abgewickelt werden, auch Bewilligungen und Rechnungslegung erfolgen elektronisch. Aufgeräumt wird auch mit einem alten Manko des herkömmlichen E-Government: Statt weiter Akten herumzutragen, werden auch interne Prozesse papierlos integriert. »Das ist die entscheidende Transaktionsphase. Auch das prozessübergreifende Management muss medienbruchfrei erfolgen«, sagt der IT-verantwortliche Amtsleiter Reinhard Haider. Das Bürgerportal absolviert daher auch die höheren Weihen des E-Government mit Bravour. Die örtlichen Unternehmen können, eine fortgeschrittene digitale Signatur natürlich vorausgesetzt, auch Bezahlvorgänge gleich nahtlos online abwickeln. Die so generierten und bezahlten Rechnungen sind natürlich voll finanzamtstauglich und vorsteuerabzugsfähig. Auf optischen Schnickschnack und künstliche Barrieren verzichtet Haider beim Bürgerportal, das technisch gesehen eine reine Webapplikation ist. Neben Microsofts IE werden auch andere Browser und Betriebssysteme unterstützt, was durchaus nicht selbstverständlich ist.

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