Software verändert Lieferketten
- Written by Redaktion_Report
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Supply-Chain-Management ist die Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette, vom Hersteller über die Transporteure und Händler bis zum Endkunden. Immer mehr Branchen organisieren sich vertikal: Anstatt mehr oder weniger zufällig angebotene Ware zu kaufen und (hoffentlich) mit Gewinn zu verkaufen, beeinflussen vor allem Handelsketten die Produktion wesentlich. Sie bestellen exakt spezifizierte Produkte für bestimmte Zeitpunkte. Auf unklare Lieferzeiten und daraus resultierende leere oder überquellende Regale haben sie keine Lust.
Entsprechende Softwarelösungen ermöglichen eine komplette Umgestaltung der gesamten Organisation, hin zu mehr Effizienz und Flexibilität. Der Softwareanbieter TXT hat seine Programme und Dienstleistungen zum Beispiel in den Branchen Luftfahrt, Finanzen, Lebensmittelhandel oder KFZ erfolgreich vermarktet. Den größten Erfolg hat der Anbieter in der Textilbranche, die von langen Transportwegen und schnell wechselnden Kollektionen geprägt ist.
\"Einer unserer Kunden wechselt alle vier Wochen sein Sortiment\", erzählt Holger Klappstein, General Manager von TXT e-solutions für Deutschland und österreich dem Report am Rande des TXT Summit in Venedig, \"Ein anderer bringt jedes Jahr 24 neue Kollektionen in seine Filialen. Der logistische Aufwand und der Stress im Ein- und Verkauf sind groß.\" Seine Kunden, darunter auch Ketten mit Filialen in österreich, möchten genau wissen, welche Ware sich gerade wo befindet. Nicht nur im eigenen Geschäft und Lager, sondern vor allem davor und dazwischen. Wo ist was, auf dem Weg von der (oft asiatischen) Fabrik nach Europa oder auf dem Weg zu welcher Filiale?
\"Wenn Sie eine Kollektion rausbringen, möchten Sie möglichst früh erfahren, wenn es bei einem Teil Lieferverzögerungen gibt. Fehlen zum Beispiel bei einem vierteiligen Set die Krawatten, können Sie vielleicht auf einen anderen Posten von Krawatten oder einen anderen Lieferanten umschwenken\", erklärt Klappstein, \"Diese Informationen zu bekommen, zu überwachen und aufzubereiten ist die Aufgabe unserer Lösungen.\" Auch für die Planung von Arbeitsabläufen und Mitarbeitereinsatz sind diese Informationen wichtig. \"Wenn jedes Paket geöffnet werden muss, um den Inhalt zu erkennen und diesen dann auf neue Pakete zu verteilen, kostet das viel Zeit und Geld. Unsere Kunden können bereits die Fabrik anweisen, welche Pakete wie zusammengestellt werden sollen.\" Zudem wird viel Zeit gewonnen, wenn bekannt ist, wann welche Waren eintreffen werden. \"Manche Sachen müssen zum Beispiel gebügelt werden. Dafür braucht man Personal. Wenn die Lieferung nicht genau vorhersagbar ist, verliert man wichtige Zeit in der Auslieferung - oder das Personal ist nicht verfügbar.\"
Die Supply-Chain-Management-Software \"TXTChain\" wird bei einem Serviceprovider gehostet, was dem Kunden Investition- und Wartungsaufwand spart. Abgerechnet wird je nach angeforderten Modulen und Zahl der Transaktionen.
Demand Management. Um die Effizienz im Vertrieb weiter zu steigern, kann das Pferd zusätzlich von der anderen Seite aufgezäumt werden. Ein glücklicher Kaufmann, der weiß, welche Waren in welchen Filialen wann in welcher Menge nachgefragt werden. \"In einer 1A-Lage in Hamburg oder München wird anders eingekauft, als in einer Filiale in Osnabrück oder Dortmund. Bei den Nebenlagen ist es wieder anders\", so Klappstein, \"Außerdem müssen Sie entsprechend der Flächen der Filialen Schwerpunkte bei der Angebotspalette setzen. Wenn es sich um drei oder vier Geschäfte handelt, kann das noch jemand überblicken. Aber bei hundert Outlets schafft das nur mehr der Computer.\"
Dafür hat TXT unter anderen die Module Forecasting, Demand Planning und Inventory Planning. In österreich setzt zum Beispiel Palmers die Software TXTDemand ein, die mit klassischen Lizenzen ja nach benötigten Modulen und Zahl der Nutzer angeboten wird.
Das Wissen allein nutzt aber wenig, also gibt es ein Modul für die Nachschubsteuerung (\"Replenishment\"). \"Es gibt plötzliche Trends\", sagt der TXT-Manager, \"Vielleicht wird zufällig Heidi Klum in einem gelben Hemd abgelichtet und gelbe Shirts werden der Renner. Wer darauf schnell reagiert, kann deutlich mehr absetzen.\" Flexibilität in Bezug auf Nachfrageschwankungen kann den Umsatz positiv beeinflussen. \"Wer bereits auf dem Transportweg befindliche Ware umdirigieren kann, hat die Nase vorn.\"
TXT will im Ausland wachsen 2005 konnte TXT den Umsatz um 12 Prozent auf 54,8 Millionen Euro steigern. 16,4 Millionen davon stammen von Kunden außerhalb Italiens, ein Plus von 73 Prozent. Das Nettoergebnis vor Steuern wuchs um 134 Prozent auf 2,6 Millionen Euro. Mehr als 60 Neukunden wurden in dem Jahr gewonnen. Vor allem auf Auslandsmärkte setzt TXT große Stücke und hofft auf weiterhin starkes Wachstum. Insgesamt sollen 2007 bereits 95 Millionen Euro umgesetzt werden. Im Ausland noch kaum aktiv ist die Content-Management-Sparte TXT Polymedia, die etwa 20 Millionen Euro zum letztjährigen Umsatz beigetragen hat. Aus einer Teletext-Maschine heraus entstanden, ist das System heute in der Lage, multimediale Inhalte für eine Vielzahl von Medientechnologien zu erstellen und zu verwalten: Von SMS/MMS über Webseiten und druckfertige PDF bis hin zu Set-Top-Box-tauglichen Formaten für digitales TV. Da Polymedia in Java programmiert ist, läuft es auf allen gängigen Plattformen. Vor allem Fernsehanstalten, aber auch der Mobilfunkbetreiber Hutchison Italy und der italienische Verlag De Agostini setzen die Lösung ein. \"Wir haben dazu ein visuelles Programmierinterface. Damit kann Polymedia schnell und einfach an fast alle Bedürfnisse angepasst werden, ohne dass jemand eine Zeile Code schreiben muss\", schildert Giorgo Tornielli von TXT Polymedia. Genau wie die Kollegen von der Demand und Supply Chain Management Sparte will auch Tornelli mit neuen Kunden im Ausland deutlich zulegen. |