Menu
A+ A A-

Heißes Potenzial

Robert Schmid, Chef des Dämmstofferzeugers Austrotherm, stellte kürzlich eine simple Rechnung an: Danach benötigt die Erzeugung von einem Quadratmeter Styropordämmung mit einer Stärke von zehn Zentimetern in etwa die Energie von fünf Litern Erdöl. Für eine durchschnittliche Einfamilienhausfassade von 150 Quadratmetern braucht es also 750 Liter öl. Für die Beheizung eines ungedämmten Einfamilienhauses mit 150 m2 Wohnfläche braucht es circa 3000 Liter öl, also zwanzig Liter pro Quadratmeter und Heizsaison. Ein mit zehn Zentimetern Dämmstoff gedämmtes Haus findet bei gleichem Komfort mit rund einem Drittel weniger Erdöl das Auslangen. »Das belegt, dass die ökologische Amortisation selbst bei Styropor rasch gegeben ist«, resümiert Schmid. Wenn die Rechnung stimmt, würde die öleinsparung einer Heizsaison reichen, um das erforderliche Dämmmaterial zu erzeugen. Weil Hauseigentümer anders rechnen, muss man die Investition Wärmedämmung als Ganzes betrachten. Das hat Michael Getzner, Professor an der Uni Klagenfurt, bereits 2002 getan. Die thermische Sanierung eines durchschnittlichen Einfamilienhauses erfordert demnach eine Investition von etwa 11.000 Euro. Die Amortisationszeit wurde damals mit neun Jahren veranschlagt und liegt, bedingt durch die jüngsten Energiepreisschübe, vermutlich etwas darunter. Was hoch erscheint. Alfons Eichberger, Technischer Leiter bei Sto österreich und Vorsitzender der Qualitätsgruppe Vollwärmeschutz, veranschlagt pro Quadratmeter Wärmedämmung zwischen vierzig und 45 Euro.
»Bei rund 750.000 Einfamilienhäusern in österreich könnte der Energieverbrauch deutlich gesenkt werden«, erklärt Eichberger. Eine thermische Sanierung der Außenwand mit einem Wärmedämm-Verbundsystem ist dafür die kostengünstigste Variante. Hundert Kilowattstunden einzusparen kostet bei Installation einer Solaranlage zwölf Euro, mit thermischer Sanierung ist die gleiche Energiereduktion um nur 1,7 Euro zu haben, erklärt die Interessensvertretung.
Dass die Zeit bei Dämmstoffen nicht stehen bleibt, beweist unterdessen die zur Baumit-Gruppe gehörende Firma Austrotherm. Sie bringt eine graue EPS® W30-PLUS Dämmstoffplatte auf den Markt, die eigenen Angaben zufolge die Dämmleistung aller bisherigen Styroporprodukte in den Schatten stellt. »Die neue Austrotherm-Dämmstoffplatte eignet sich ideal für Passiv- und Niedrigenergiehäuser und stellt das am besten dämmende Styropor Europas dar«, so Adolf Ambros, Verkaufsleiter von Austrotherm. In der Tat beträgt deren Lambdawert 0,030 W/(mK), was bislang unerreicht ist.
Das enorme Potenzial der Wärmedämmung bestätigt auch die kürzlich präsentierte Studie »Wirtschaftskraft der ökoenergien«, die vom Dachverband Energie-Klima der Wirtschaftskammer österreich in Auftrag gegeben wurde. Natürlich geht es darin in erster Linie darum, die Potenz des ökoenergiezweiges ins rechte Licht zu rücken, an der thermischen Sanierung kommt aber auch die Wirtschaftskammer nicht vorbei. »Erneuerbare Energien und Umweltwärme sollten in Kombination mit thermischer Sanierung bis zum Jahr 2020 siebzig Prozent des notwendigen Wärme- und Kühlenergiebedarfs der Haushalte abdecken«, wünscht sich der WKO-Generalsekretär Reinhold Mitterlehner. Würden dreißig Prozent des Gebäudebestandes thermisch saniert werden, könnten der Energiebedarf um 25 Prozent und damit der CO2-Ausstoß um 7,8 Millionen Tonnen pro Jahr gesenkt werden. Ziel der frisch ergrünten Wirtschaftskammer ist es, den Einsatz von ökoenergie zu verstärken und österreich langfristig von fossilen Brennstoffen und Energieimporten unabhängig zu machen. Der ökowärmeanteil soll von 25 Prozent auf siebzig Prozent gepusht werden, so die Energiestrategie der WKO. Derzeit sind im ökoenergiesektor 32.700 Personen beschäftigt, die einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden pro Jahr erwirtschaften.
More in this category: « Massives Hoppala Filialen-Fest »
back to top