\"Vorbilder sind wichtig“
- Written by Redaktion_Report
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Accenture ist kein reiner Unternehmensberater, sondern ein Partner, der auch die Verantwortung für den Betrieb von kompletten Geschäftsprozessen, hin zum Programmieren und Implementieren übernimmt. \"Business Innovation Partner heißt das auf neudeutsch“, erläutert Ursula Böhle, Senior Managerin für die Branche Financial Services. Seit Jahresbeginn 2006 hat sie die Position der stellvertretenden österreich-Präsidentin im European Women`s Management Development Network EWMD - einem internationalen Netzwerk für Frauen in Fach- und Führungspositionen - inne. Denn sie schätzt den Kontakt mit Menschen, die global denken.
Report: Accenture ist Corporate Member des European Women’s Management Development Network. Wie werden Frauen im Unternehmen selbst unterstützt?
Ursula Böhle: Bei Accenture in österreich beträgt der Frauenanteil 31 Prozent, selbst im Management sind es zehn Prozent. Aber es geht dabei nicht um Quotenbildung, sondern darum, das Mitarbeiterpotenzial richtig zu nutzen. Meine Erfahrung mit weiblichen Mitarbeitern zeigte, dass sich das Potenzial von Frauen noch besser nutzen lässt, wenn man erfahrene und weniger erfahrene Mitarbeiter zusammenbringt. Accenture misst dem große Bedeutung mit dem Projekt \"Great place to work for woman“ bei, das ich leite. Die Initiative zielt darauf ab, dass im gesamten Lebenszyklus eines Mitarbeiters im Unternehmen darauf Wert gelegt wird, dass Frauen ihre Chancen entsprechend nutzen.
Denken Sie, dass der Anteil weiblicher Führungskräfte in der IT-Branche gering ist, weil Frauen ihre Chancen nicht nutzen?
Ich glaube nicht, dass es an mangelndem Interesse liegt, sondern oft an mangelndem Wissen über die Möglichkeiten. Wir können die Kenntnis über Chancen verbessern. Accenture Deutschland beispielsweise nimmt am so genannten \"Girl’s day“ teil, wo Mädchen die Gelegenheit erhalten, sich über Berufe zu informieren. Dadurch wird viel an Fremdheit oder Angst abgebaut. Außerdem haben wir Recruitingveranstaltungen speziell für Frauen, bei denen unser Unternehmen als potenzieller Arbeitgeber vorgestellt wird und Workshops beispielsweise zum Thema Selbstmarketing stattfinden. Interesse kann ja nur an etwas entstehen, von dem ich etwas weiß. Für Studentinnen, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, gibt es zusätzlich ein Mentoringprogramm. Bei regelmäßigen Treffen werden in dieser Orientierungsphase Tipps gegeben. Wenn ich über eine Branche informiert bin, kann ich auch entscheiden, ob mir das gefällt. Und: nach wie vor sind Vorbilder wichtig. Viele sind sich nicht bewusst, dass sie Vorbilder für jüngere Kolleginnen sein können. Gerade wenn man Freude am Beruf hat, möchte man das gerne weitergeben.
Wie sind Familie und Führungsposition ihrer Meinung nach miteinander vereinbar? Anforderungen aus dem Privatleben sind immer eine Sache von Prioritäten und Organisation. Hier fällt auch das Stichwort \"Work Life Balance“ hinein. Wir bieten unterschiedliche Modelle an, nicht alle Mitarbeiter haben eine Fulltime-Verpflichtung. Gute Mitarbeiter sind uns wichtig und deshalb sind wir auch an flexiblen Lösungen interessiert. Das wird auch honoriert.
Die fetten Jahre in der IT-Branche scheinen vorüber - wie ist die Situation für Accenture?Dem IT-Beratungsmarkt geht es ganz hervorragend. Wir sehen kontinuierlich steigende Nachfrage. In den letzten 15 Jahren betrug unser jährliches Wachstum durchschnittlich 16 Prozent. Es gibt immer wieder äußere Einflüsse auf die Aktivitäten unserer Kunden, aber auf unser Geschäft hatte zum Beispiel die Dot-com-Blase keinen deutlichen Einfluss. Unsere Geschäfte laufen gut und deshalb planen wir im laufenden Fiskaljahr für Wien 60 bis 70 neue Mitarbeiter.
Was macht den IT-Markt für sie persönlich spannend?
Die IT als \"enabling factor“, als Faktor, der Wertschöpfung möglich macht, das hat mich in den Bann gezogen. Der Ansatz als Schnittstelle zwischen Fachlichkeit und Umsetzung macht mir Freude. Deshalb zieht sich auch die Leitung von IT-Projekten wie ein roter Faden durch meinen Lebenslauf.