In die Wiege gelegt
- Written by Redaktion_Report
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Architektur ist für ihn Kunst, eine sehr vielseitige Kunst. Baumeister DI Walter Ruck lebt und arbeitet in allen Stilrichtungen. Der Wiener ist mit seiner Firma auf Sanierungen und Umbauten sowie Fassadenrestaurierungen spezialisiert. Seit dem Jahr 2005 zeichnet DI Ruck auch als Chef der Landesinnung Bau Wien verantwortlich.
Wenn ich die Ringstraße entlanggehe, kann ich viele Fassaden zu meinen Bauprojekten zählen«, eröffnet Walter Ruck das Gespräch im Büro der Landesinnung Bau Wien im 1. Bezirk. Seit mittlerweile fünf Jahren übt er diesen Job aus. »Im März 2005 bin ich bei der Wirtschaftskammerwahl zum Innungsmeister gewählt worden. Ich war aber schon vorher Mitglied des Ausschusses. Alles begann damit, dass mich eines Tages mein Vorgänger als Innungsmeister angerufen und gefragt hat, ob ich mich in der Landesinnung engagieren möchte. Es sei kaum Arbeit damit verbunden, lediglich drei Sitzungen im Jahr«, erinnert sich Ruck. »So wird man geködert. Das Aufgabenvolumen im ersten halben Jahr entsprach noch der Ankündigung. Aber bald kam die erste interessante zusätzliche Aufgabe. Und ehe ich mich versah, steckte ich mitten drin.« Das erste Projekt, das Ruck für die Interessenvertretung der Wiener Baumeister umgesetzt hat, bestand darin, auch den Wiener Betrieben den Beitritt zu einer Einkaufsgemeinschaft zu ermöglichen. »In vielen Bundesländern haben Baumeister kooperiert und gemeinsam eingekauft. In Wien gab es eine derartige Zusammenarbeit bis dahin nicht. Ich habe mir daher die Modelle der anderen Bundesländer angeschaut.« Zahlreiche positive Eindrücke später war der Entschluss gefasst, auch in Wien eine Einkaufsgemeinschaft zu gründen. »Von Anfang an war aber klar, dass wir das Projekt nicht auf Wien begrenzt durchziehen. Wien ist ein sehr kleines Bundesland, eine Kooperation mit Niederösterreich lag daher auf der Hand.« Mit der Struktur der Einkaufsgemeinschaft, deren Leitbild und der bundeslandübergreifenden Zusammenarbeit ist Ruck sehr zufrieden. »Von denen, die beigetreten sind, kenne ich keinen Einzigen, der diesen Schritt bereut oder der gesagt hat, mir ist es vorher besser gegangen. Die Mitgliedschaft erfolgt auf freiwilliger Basis.« In diesem Zusammenhang skizziert Ruck die möglichen Ansätze zum Einkauf im Bauwesen: »Es hängt damit zusammen, wie jemand seinen Einkauf organisiert hat, ob er ihn im Haus abwickeln möchte oder ob er Einkauf als etwas Zukaufbares sieht. Ich persönlich bin Anhänger der zweiten Philosophie.«
Bescheidene Branche
Als Fürsprecher und Förderer tritt Ruck auch hinsichtlich der Imageverbesserung der Baumeister in Wien auf. »Wenn ich mir die Durchsetzbarkeit der Honorarsätze der Kollegenschaft anschaue, gemessen an dem, was sie gelernt haben, und am Risiko, das sie tragen, dann ist das erschütternd. Wir haben im Bauwesen österreichweit Umsatzrenditen von 1,5 bis 2 %. Ich kenne keine andere Branche, die für diese Rendite Aufträge annimmt.« Hohe Stundensätze sind an ein gutes Image gebunden. Daher ist für Ruck Imagepflege eine wirtschaftliche Frage, für viele Firmen sogar eine Überlebensfrage. »Es gibt leider keinen Imageschalter, den man einfach umlegt. Man muss ehrlich bleiben, über Probleme und Chancen sprechen, über positive und gesellschaftlich bedeutende Angelegenheiten berichten. Dann entwickelt sich ein positives Image«, urteilt der Bau-Innungsmeister. »Skandale gibt es in jeder Branche. Sie sind weniger ein Problem der am Bau arbeitenden Firmen als ein Problem der Moneymaker. Natürlich gibt es Schwarzarbeit im Bauwesen, ich möchte aber nicht wissen, wie viele Lehrer aus Nachhilfestunden ein steuerfreies Zubrot verdienen«, blickt der Unternehmer skeptisch auf andere Branchen.
Lebensbegleiter Bauwirtschaft
Walter Ruck ist durch und durch Baumeister. Dementsprechend hat er seine bisherige Karriere gestaltet. »Meine Ferialjobs und bisherigen Tätigkeiten waren alle im Baugewerbe. Bereits neben meinem Bauingenieurstudium an der TU Wien (Schwerpunkt: Baubetrieb und Bauwirtschaft) habe ich in der Firma meines Vaters mitgearbeitet, habe zehn Jahre überall dort angepackt, wo Not am Mann war.« 1989 legte Ruck dann die Baumeisterprüfung ab. Heute zählt die W. RUCK GmbH zu den führenden Baugewerbebetrieben in Wien. 1991 stieg der dreifache Vater in die Geschäftsführung auf. »Meinen Einstand als Baumeister habe ich bei der Errichtung des Zugangs zwischen U-Bahnstation Neubaugasse und dem Kaufhaus Gerngroß auf der Mariahilferstraße gefeiert. Dieser Tunnel hat alles in sich gehabt, was an Schwierigkeiten auftreten kann. Angefangen vom Abtransport des Schuttmaterials bis zur Überstellung der Bagger.« An diese Herausforderung kann sich Ruck noch gut erinnern: »Wir haben die erforderlichen Geräte im Freien zerlegt, dann in Einzelteilen runtergebracht und vor Ort zusammengebaut. Es war sicher eines meiner interessantesten Projekte. Jeden Tag gab es eine neue Überraschung. Dazu war ein großes Durchhaltevermögen notwendig.« Diese Beharrlichkeit ist eine Eigenschaft, die Ruck besonders an sich schätzt. »Ich habe außerdem den nötigen Tiefgang, ohne dass ich detailverliebt bin. Das sind meiner Meinung nach sehr wichtige Dinge, nicht nur im Baugewerbe, sondern generell im wirtschaftlichen Leben. Man darf sich nicht vom ersten Gegenwind abschrecken lassen.« Für Ruck zeichnet einen guten Baumeister ein umfassendes und fundiertes Überblickswissen aus. Darüber hinaus muss er allen rechtlichen und kaufmännischen Anforderungen gewachsen sein, muss Vergleiche ziehen und weiterentwickeln können sowie in die Tiefe gehen und abschätzen, ob er sich in Richtung Generalist oder Spezialist entwickeln will.« Ruck sieht sich eher als Generalist, wobei er Wert darauf legt, dass man Generalistentum nicht mit Oberflächlichkeit gleichsetzt. »Auch als Generalist muss man eine bestimmte Tiefe erreichen.«
Liebe zum Sport und Reiselust
Im Sport sieht sich der 47-Jährige eher als Spezialist. »Meine Jugend war vom Ballsport bestimmt, das geht sich heute leider zeitmäßig nicht mehr aus. Mit zunehmendem Alter werden auch jene Aktivitäten interessanter, in denen man keinen direkten Körperkontakt mit dem Ball hat, also weg vom Fußball hin zu Tennis. Außerdem fahre ich gerne Ski. Meine Frau war Kaderläuferin. Es ist immer eine schöne Herausforderung, am Wochenende zwei Stunden intensiv mit ihr Ski zu fahren. Danach bin zumindest ich geschafft. Sie finden mich dann auf einer Terrasse beim Entspannen«, lacht Ruck. »So weit es meine Zeit erlaubt, reise ich auch gerne. Meine Frau und ich sind Kurzzeittouristen. Wir fahren ein paar Tage in eine Stadt, laufen ohne Reiseführer einfach der Nase nach. Eine unserer Lieblingsstädte ist Mailand. Wir sind oft dort, wir lieben ihr Flair«, bekennt Ruck. »Ich erhole mich aber auch sehr gut zu Hause, im gewohnten Umfeld.« Für die Verwirklichung seines Traums fehlt noch die nötige Freizeit. »Ich würde gerne einen längeren Aufenthalt in Australien verbringen. Es ist ein Riesenunterschied, ob man auf Urlaub oder ob man in die Gemeinschaft vor Ort eingebunden ist. Das Kennenlernen anderer Kulturen interessiert mich, neue Erfahrungen schrecken mich nicht ab«, lässt Ruck einen Blick in seine Abenteurerseele zu.
Stolz, Baumeister zu sein
Ein Ziel des Baumeisters ist auch die Trennung von Beruf- und Privatleben. »Arbeits- und Freizeitalltag fließen momentan ziemlich ineinander. Ich möchte das künftig besser auseinanderhalten.« Vielleicht hilft ihm dabei sein junges Team im Unternehmen. »Mich macht mein Beruf stolz, ich bin sehr gerne Baumeister. Ich habe dabei jedes Lebensalter genossen«, betont der Unternehmer und schließt lachend: »Ich selber fühle mich unverändert seit meiner Volksschulzeit. Beim Rasieren merkt man aber, dass man älter geworden ist.«