Baustoffe – gerade noch davongekommen?
- Written by Redaktion
- font size decrease font size increase font size
Ein Gastkommentar von Dr. Carl Hennrich, Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie.
Ein Resümee über 2009 – das Jahr der Wirtschaftskrise – lässt sich auf Sicht des Fachverbandes Steine-Keramik nur schwer ziehen. Mit einem Umsatzrückgang von 11 % gegenüber 2008 liegt die Branche im besten Drittel der österreichischen Industrie. Andere Sparten verzeichnen Verluste bis zu 35 %. Darüber hinaus erlitten die Bausektoren namhafter EU-Staaten Einbrüche jenseits der 20%-Marke. Andererseits stellt der Verlust von knapp 400 Mio. Euro Umsatz (auf 3,2 Mrd. Euro) einen bisher nie gekannten Rekordwert in der Stein- und keramischen Industrie dar. Gewissheit herrscht darüber, dass der Bau mit Verzögerungen von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen wurde. Angesichts unüberhörbarer Signale dürften die schlechteren Jahre erst bevorstehen. Sind wir 2009 schon auf dem Umsatzniveau von 2005 gelandet, könnten angesichts der dramatischen Entwicklung im Wohnungsneubau und wegen der zu befürchtenden Einschränkungen beim Ausbau der Infrastruktur weitere Einbrüche bevorstehen. Der Neubau von Wohnungen ist unsanft bei 35.000 Einheiten gelandet (-25 % gegenüber 2006). Bei ÖBB und Asfinag stehen offensichtlich Kürzungen in dreistelliger Millionenhöhe bevor. Neue Wohnungen und Investitionen in Schiene und Straße gehören aber zu den Hauptumsatzträgern der Stein- und keramischen Industrie. Die Spitzen des Fachverbandes haben die Brisanz der Lage erkannt. Die Baustoffindustrie wird daher ihre Arbeit in den nächsten Wochen auf folgende drei Bereiche konzentrieren:
1. Der Wohnungsneubau muss dem Bedarf so rasch wie möglich angepasst werden. Die dafür notwendigen Mittel dürfen nicht auf dem Altar der Sanierung geopfert werden. Das für die Erreichung des Kyoto-Zieles im Gebäudebestand notwendige Geld muss anderswo aufgetrieben werden. Außerdem sollte die Zweckbindung der Wohnbaufördermittel wieder eingeführt werden.
2. Der öffentlichen Hand muss klar sein, dass die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Österreich nur mit einer ständigen Verbesserung der Infrastruktur von Schiene, Straße, Wasserwegen und Telekommunikation bewerkstelligt werden kann. Eine Fortschreibung der dazu notwendigen Rahmenpläne über das Jahr 2013 hinaus halten wir für dringend geboten.
3. Die Grundsätze der Nachhaltigkeit werden in den nächsten Jahren das Gebäudedesign bestimmen. Die Stein- und keramische Industrie wird ihre Forschungsanstrengungen weiter verstärken, um die ökologischen, ökonomischen und sozialen Anforderungen der Gebäudenutzer noch mehr als bisher erfüllen zu können. Dies unterscheidet die Hersteller massiver Baustoffe mineralischen Ursprungs in positiver Weise von anderen Werkstoffen, die ausschließlich auf die ökologische Komponente setzen.r